
Hannover. Die Verdener Verkehrsbetriebe bekommen sechsstellige Zuschüsse für zwei neue Elektrobusse und einen modernen Diesel-Gelenkbus. Rund um Bremen gibt es hohe Finanzspritzen für den Neubau oder die Sanierung von etlichen Bushaltestellen für die Linien des Verkehrsverbundes Bremen-Niedersachsen (VBN). Der Geldsegen ist Teil des neuen Förderprogramms für den öffentlichen Nahverkehr im Land Niedersachsen. Es umfasst die Rekordsumme von 157,6 Millionen Euro – 72,1 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Die Mittel fließen in landesweit 324 Vorhaben mit einem Gesamtvolumen von 319 Millionen Euro.
„Wir finanzieren in der Krise und gegen die Krise“, meinte Verkehrsminister Bernd Althusmann (CDU) in Hannover mit Blick auf die coronabedingten Einnahmeverluste der Verkehrsbetriebe. Ein starker öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) mache einen starken Standort. Dafür müsse man die Attraktivität von Bussen und Bahnen steigern und den weiteren Ausbau unterstützen. „Je mehr Fahrgäste der ÖPNV nach der Pandemie zurückgewinnen kann, desto größer ist auch der Beitrag zum Klimaschutz.“ 2019 betrug die Zahl der ÖPNV-Passagiere in Niedersachsen 622,5 Millionen. Werte für das Corona-Jahr 2020 liegen noch nicht vor.
Größter Profiteur des Programms ist diesmal der Bus- und Bahnbetreiber Üstra in Hannover. Zur Anschaffung von 42 neuen Stadtbahnwagen in den nächsten sieben Jahren steuert das Land mit 72,1 Millionen Euro fast die Hälfte der Gesamtkosten bei. Weitere 9,4 Millionen gibt es für neue Gleise, Bahnsteige und dynamische Info-Anzeigen in der Landeshauptstadt. 2,1 Millionen Euro fließen in neue Gleisanlagen in Braunschweig, 1,1 Millionen Euro in den Ausbau des Omnibusbahnhofs in Friesoyte.
Das Delmenhorster Unternehmen Delbus kann sich mit einem 40-prozentigen Zuschuss aus Hannover drei neue Busse im Gesamtwert von 735.000 Euro besorgen. Auch die Verkehrsbetriebe Hoya schaffen sich drei neue Busse an. In Ottersberg ist der Kauf von einem neuen Bus vorgesehen. All diese Gefährte verfügen allerdings nicht über alternative Antriebe. Von den insgesamt knapp 400 geförderten Bussen fahren nur 59 elektrisch und fünf mit Gas.
Ein höherer Anteil emissionsfreier Antriebe wäre wünschenswert, gab Althusmann zu. „Aber wir können die Kommunen nicht zwingen.“ Der Minister verwies auf die doppelt so hohen Anschaffungspreise und längere Lieferfristen für Elektrobusse sowie deren geringeren Reichweiten, die vor allem im ländlichen Raum Probleme bereiten würden. Für längere Strecken seien Busse mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technik sinnvoll. Aber auch dafür bedürfe er einer dichteren Betankungs-Infrastruktur. Immerhin bezuschusse das Land erstmals zehn Wasserstoff-Busse – jeweils vier in Oldenburg und Stade sowie zwei in Nienburg, berichtete der Ressortchef. Die Dieselbusse entsprächen zumindest der strengen Euro-6-Norm.
Damit mehr Menschen all diese Busse dann auch nutzen, investiert das Land in die Bequemlichkeit – so in neue Park & Ride-Anlagen in Buxtehude, Hameln und Vechta. Wilhelmshaven bekommt am Bahnhof eine größere Fahrrad-Station. Die Stadt Verden kassiert einen 75-Prozent-Zuschuss für Vorrangschaltungen an Ampeln und die dazugehörige Technik in den Bussen, damit diese zügiger vorankommen. Außerdem werden vielerorts Bushaltestellen neugebaut, aufgemöbelt und barrierefrei gestaltet – so in Langwedel, Oyten, Lemwerder, Elsfleth, Verden-Walle, Schwanewede, Ritterhude, Lilienthal und Osterholz-Scharmbeck. Die jeweiligen Förderbeträge des Landes bewegen sich im fünf- und sechsstelligen Bereich.
„Das sind gute Nachrichten aus Hannover“, freute sich die Landtagsabgeordnete Dörte Liebetruth (SPD) aus Kirchlinteln über die Förderzusagen. „Der Öffentliche Personennahverkehr sichert vielerorts schon Mobilität, er ist grundlegend für die Daseinsvorsorge im Landkreis Verden und er trägt entscheidend zum Klimaschutz bei.“ Höher als in diesem Jahr sei das ÖPNV-Förderprogramm in Niedersachsen noch nie gewesen, erklärte die Parlamentarierin und reklamierte dies als Erfolg ihrer Partei. „Der Ausbau des ÖPNV genießt bei der SPD-geführten Landesregierung eine hohe Priorität.“
Ganz anders dagegen der Verkehrsexperte der Grünen-Landtagsfraktion, Detlev Schulz-Hendel. „Minister Althusmann schmückt sich mit fremden Federn.“ Große Teile der im Landesplan aufgeführten Finanzmittel für den öffentlichen Nahverkehr steuerten der Bund oder die Kommunen bei. „Die hohe Gesamtsumme klingt gut, beschönigt aber leider, dass das Land bei der Förderung des ÖPNV eben doch nicht klotzt.“ Ebenfalls dürftig sei der geringe Anteil emissionsfreier Busse, kritisierte Schulz-Hendel. „Auch das ist im Hinblick auf konsequenten Klimaschutz gemogelt.“
Die bisher angefallenen Kosten sollte der Verursacher dieser "Panne", wenn es denn ...