
Hannover. Kein lustiges „Moin“, kein fröhliches „Tschüss“: Niedersachsen begrüßt und verabschiedet seine Besucher auf den Autobahnen künftig ganz schlicht und nüchtern in Schwarz auf Weiß mit „Willkommen“ und „Auf Wiedersehen“. Derzeit lässt die Landesstraßenbaubehörde im Auftrag des Wirtschaftsministeriums an den Grenzen zu Bremen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Hessen, Thüringen und den Niederlanden die Gruß-Schilder austauschen. Neben dem roten Wappen findet sich unten auf den neuen Tafeln auch der ebenso knackige wie umstrittene Werbeslogan „Niedersachsen. Klar.“
Die 2007 vom damaligen FDP-Wirtschaftsminister Walter Hirche eingeführten Gruß-Formeln „Immer eine gute Idee. Niedersachsen“ und „Alles Gute, Niedersachsen“ gehören damit der Vergangenheit an.
Eigentlich hätte der Ersatz der betagten Schilder, die seit Langem verblasst, verrostet und teilweise auch komplett schrottreif sind, bereits vor dreieinhalb Jahren erfolgen sollen. Doch Uneinigkeit im Regierungslager über das Drumherum und den Inhalt der Tafeln verzögerte immer wieder das Aufstellen. Im September 2016, noch zu rot-grünen Zeiten, hatte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) mit großem Brimborium den Werbe-Claim „Klar.“ präsentiert. „Kurz und trocken, typisch norddeutsch eben, so ist unser Land, so sind unsere Menschen“, lobte der Regierungschef den neuen Reklamespruch für Niedersachsen. 45 841,20 Euro stellte eine professionelle Werbeagentur für diese kreative Schöpfung in Rechnung. „Das ist wohl das teuerste Wort der Landesgeschichte“, spottete der damalige Oppositionsführer, CDU-Fraktionschef Björn Thümler.
Ein gutes Jahr später saßen die Christdemokraten gemeinsam mit der SPD selbst in der Regierung. Einen Koalitionskrach wegen „Klar.“ wollten sie allerdings nicht riskieren. So blieb das Wörtchen auf Briefbögen und im Internetauftritt des Landes.
An die Autobahnen aber schafften es die vier Buchstaben vorerst nicht. Weils Staatskanzlei und das für die Straßen zuständige Ressort von CDU-Wirtschaftsminister Bernd Althusmann stritten sich um die möglichen Varianten der Schilder. Mit Bildern von Menschen oder Landschaften? Mit angeblich niedersächsischen Adjektiven wie „sturmfest“ oder „weitläufig“? Mit typisch norddeutschen Grußbotschaften?
Über solch weltbewegende Fragen zerbrachen sich die Verantwortlichen monatelang den Kopf. „Ein Autofahrer, der von Kassel nach Norden fährt, versteht ein ‚Moin‘ nicht unbedingt“, warnte ein besorgter Ministerialbeamter.
Übrig bleibt nun die minimalistische Version. Zu viel Lockerheit wollte das CDU-geführte Wirtschaftsministerium der SPD-geleiteten Staatskanzlei nicht zugestehen. Groß ankündigen oder gar feiern mag das Althusmann-Ressort, anders als seinerzeit FDP-Mann Hirche, den Schildertausch nicht. Dieser vollzieht sich fast schon in einer Art Geheimaktion. „Das scheint denen ja ziemlich peinlich zu sein“, lästert eine Genossin.
FDP-Fraktionschef Jörg Bode kritisiert dagegen das Umfallen der CDU als „erschreckend“. Nachdem diese damals noch heftig über das „Klar.“ hergefallen sei, verewige sie jetzt das nichtssagende Wort auch noch auf den Autobahn-Tafeln, schimpft der frühere Wirtschaftsminister. „Diese Botschaft ist pure Geldverschwendung.“
Insgesamt 37 neue Tafeln mit „Willkommen“ und „Auf Wiedersehen“ sind es – an den Autobahnen 1, 2, 7, 27, 30, 31, 33, 36, 38, 261 und 280. Das Aufstellen kostet nach Angaben einer Ministeriumssprecherin annähernd 100 000 Euro. Ende März soll der Austausch an allen Landesgrenzen abgeschlossen sein, dann auch rund um Bremen. Hier stehen laut der Straßenbehörde bislang noch keine neuen Schilder.
Die Situation der beiden die Hansestadt kreuzenden Autobahnen 1 und 27 hatte für zusätzliche Probleme in Hannover gesorgt. Weil durchreisende Autofahrer nur für eine relativ kurze Strecke hier das Land Niedersachsen verlassen, wollte man sie nicht mit ständig wechselnden Schildern verwirren. „Dieses Rein-Raus-Rein versteht doch keiner richtig“, heißt es zur Begründung in der Landeshauptstadt.
Lösung: Es soll hier nur Willkommenstafeln geben: eine auf der A 1 westlich von Bremen Richtung Osnabrück und vier auf der A 27, nämlich südlich von Bremen Richtung Walsrode, nördlich von Bremen Richtung Cuxhaven sowie ähnlich nördlich und südlich von Bremerhaven.
Der Selbsttest ist damit deutlich günstiger als der Schnelltest in den Testzentren, Apotheken und Arztpraxen, hat aber eine ...