
Einem Schlachthof in Laatzen bei Hannover, der Verstöße gegen den Tierschutz eingeräumt hat, ist das Biosiegel bis auf Weiteres entzogen worden. Das teilte das Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) am Mittwoch auf dpa-Anfrage mit. Ein Teil des Schlachthofes habe Fleisch nach dem Ökozertifikat geliefert, das vorschreibt, dass das Leiden der Tiere bei der Haltung und auch bei der Schlachtung so gering wie möglich zu halten ist, sagte eine Laves-Sprecherin. Bis die Abläufe in dem Schlachthof geklärt seien, sei das Zertifikat ausgesetzt.
Kürzlich hatten Tierschützer Aufnahmen versteckter Videokameras vorgelegt, die zeigen, wie Schweine bis zu 40 Mal mit Elektroschockern gequält werden. Das betroffene Unternehmen bedauerte daraufhin die Verstöße und kündigte eine kritische Überprüfung seiner internen Abläufe an. Die Zusammenarbeit mit einem Subunternehmer, dessen Beschäftigte die Verstöße begangen hätten, sei beendet worden, hieß es.
Angesichts der neuen Vorwürfe wegen Missständen in niedersächsischen Schlachthöfen hat am Mittwoch eine Experten-Anhörung im Agrarausschuss des Landtags begonnen. Dabei geht es um die Frage, ob und wie sich staatliche Kontrollen künftig verbessern lassen. "Die neusten Aufnahmen des Tierschutzbüros belegen: Videoüberwachung, die durch die Schlachthöfe selbst durchgeführt wird, bringt nichts", sagte die Grünen-Abgeordnete Miriam Staudte und ergänzte: "Das Schlachten im Akkord unter schlechten Arbeitsbedingungen ist und bleibt ein Systemfehler."
Im Ausschuss geht es um einen Antrag der Grünen, der die Betäubungspraxis in Schlachthöfen grundsätzlich auf den Prüfstand stellen will. Gehört werden neben Vertretern der Tierärztekammer und des Bundesverbands der Geflügelschlachtereien auch ein Experte des Friedrich-Loeffler-Instituts. Hintergrund: Gegen zwei Schlachthöfe in Niedersachsen laufen derzeit Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Verstöße gegen das Tierschutzgesetz. In beiden Fällen gründen sich die Vorwürfe auf heimlich aufgenommene Videos, die Tierschutzorganisationen veröffentlicht hatten. (dpa)