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Eine erste Auswertung ergab, dass im Staub radioaktive Stoffe erhalten sind.
Neben dem natürlichen Radionuklid Kalium-40 handelt es sich nach BGE-Angaben um Spuren von Cäsium-137 und Blei-210. Das radioaktive Blei ist ein Zerfallsprodukt von Radon, das sowohl in der Natur als auch in
radioaktiven Abfällen vorkommt. Weitere Proben sollen in den nächsten Wochen gezogen und analysiert werden.
Zwischen 1967 und 1978 wurden in das frühere Salzbergwerk Asse insgesamt 126 000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Atommüll sowie chemische Abfälle gebracht. Der Atommüll stammt zum größeren Teil aus Kernkraftwerken und anderen Atomanlagen, teilweise auch aus Medizin und Forschung. Unter anderem sollen sich mehrere Kilogramm hochgiftiges Plutonium unter Tage befinden. Die Zugänge zu den unterirdischen Einlagerungskammern wurden damals mit mehrere Meter dicken Mauern verschlossen.
Das ganze Bergwerk ist instabil und droht voll Wasser zu laufen, bereits jetzt fließen täglich etwa zwölf Kubikmeter salzhaltige Lauge in die Asse. Zwei Nachbarschächte, Asse I und Asse III, soffen in der Vergangenheit buchstäblich ab. Damit die Abfälle nicht mit dem Grundwasser in Kontakt kommen, sollen sie wenn möglich an die Oberfläche geholt, neu verpackt und an einem anderen Ort endgelagert werden. Ein vergleichbares Vorhaben gibt es weltweit nicht.
Ziel der laufenden Beprobung ist es, gesicherte Informationen über den Zustand der Kammer und der darin enthaltenen Stoffe zu bekommen und eine genehmigungsfähige und sichere Bergungstechnik für die Rückholung zu entwickeln. Die Kammer 7 auf der 750-Meter-Ebene des Bergwerks war im August 2017 erstmals mit einer Bohrung erreicht worden. Mit einer durch das Bohrloch eingeführten Kamera wurden Videoaufnahmen angefertigt. Sie zeigten, dass die Fässer in der Einlagerungskammer mit einer dicken Staubschicht bedeckt sind. Proben aus dieser Schicht sollen nun Aufschluss über den Zustand der Abfallbehälter geben, da eine höhere Konzentration bestimmter Stoffe auf beschädigte Fässer hinweisen könnte.
Um überhaupt Staub entnehmen zu können, mussten die Experten improvisieren. Weil kein marktübliches Gerät zur Verfügung steht, bauten sie einen Industriestaubsauger um. Die Saugeinrichtung wurde durch das Bohrloch gefädelt, die Steuerung in der Kammer erfolgte durch eine gleichzeitig eingeführte Kamera. In der Erprobungsphase habe die Apparatur mehrfach angepasst werden müssen, sagt eine BGE-Sprecherin. Von einem Fass wurde schließlich Staub in eine spezielle Kartusche abgesaugt.
Bei dem gesamten Vorgang mussten die Mitarbeiter eine besondere Schutzausrüstung tragen. Eine Strahlenschutzzone trennt den Bereich der Bohrung vom übrigen Grubengebäude ab. Um eine mögliche Verschleppung von radioaktiven Stoffen innerhalb des Strahlenschutzbereiches zu vermeiden, wurde für die Staubentnahme ein zusätzlicher Kontaminationsschutzbereich eingerichtet.
Etwas höher, auf der 725-Meter-Ebene, ist man schon etwas weiter. Hier könnte eine Kammer mit radioaktiven Abfällen vorzeitig geräumt werden. Sie ist als einzige im oberen Bereich des Bergwerks heute noch zugänglich. Die radioaktiven Abfälle wurden in diese Kammer abgekippt, danach wurde die Kammer teilweise mit Salz verfüllt. Insgesamt lagern in der Kammer 8530 Abfallbehälter.
Für die Bergung dieser Fässer gebe es jetzt ein Grobkonzept, heißt es bei der BGE. Die Räumung der Kammer könnte erfolgen, bevor der neue Bergungsschacht Asse V fertiggestellt ist. Die Abfälle könnten über den bestehenden Schacht II geborgen werden, wenn dessen Eignung nachgewiesen sei. Sollte eine Rückholung über Schacht II nicht möglich sein, könnten erste Abfälle aus der Einlagerungskammer geholt und umverpackt unter Tage gelagert werden, bis Schacht V zur Verfügung steht. Die vorgezogene Räumung dieser Kammer sei eine gute Vorbereitung für die Rückholung der Abfälle aus den darunterliegenden Hohlräumen, heißt es. Ein konkreter Zeitplan dafür liegt aber noch nicht vor.
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