In den Lilienthaler Kindertagesstätten fehlen 30 bis 35 Krippenplätze. Das bedeutet noch nicht, dass die Kinder, die bisher keinen Platz für das nächste Kindergartenjahr bekommen haben, tatsächlich leer ausgehen. In der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses bemühte sich Fachbereichsleiter Andreas Cordes von der Gemeindeverwaltung, Irritationen, die bei den betroffenen Eltern aufgekommen waren, auszuräumen.
30 Kinder von drei bis sechs Jahren sind derzeit noch für das nächste Kindergartenjahr unversorgt, erklärte Andreas Cordes. Es gebe zwar freie Kindergartenplätze, aber die Betreuungszeiten passten nicht immer. Dennoch gehe die Gemeinde davon aus, dass in der nächsten Woche alle größeren Kinder untergebracht werden.
Außerdem fehlen in Lilienthal aber 30 bis 35 Krippenplätze. Am 3. April haben die Eltern eine Zwischennachricht erhalten, dass neue Plätze geschaffen werden sollten. Das haben viele Eltern aufgrund der Aussage eines Verwaltungsmitarbeiters als Absage aufgefasst. „Es handelt sich definitiv um keine Absage“, erklärte Andreas Cordes nun in der Sitzung.
Keine Chance auf einen Krippenplatz haben hingegen die Eltern, deren Kinder in Tagespflege betreut werden, da auch die Tagespflege den Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz abdeckt. Diese Eltern haben eine Absage erhalten. Nach Versendung der Zwischennachricht hat sich eine Elterninitiative gebildet, die am 29. April einen Brief an Bürgermeister Willy Hollatz geschrieben hat. Darin fragt sie, wie es sein könne, dass der Bedarf an Krippen- und Kindergartenplätzen in Lilienthal nicht gedeckt sei. Das könne für manche Familien existenzbedrohend sein. Auch sollten die Betreuungszeiten vereinheitlicht werden. Heute geschehe es häufig, dass Eltern aus den Randbezirken ihre Kinder zu einer Tagesstätte im Zentrum bringen müssten. Die im Ort wohnenden Familien wiederum würden dadurch oft gezwungen, Restplätze in den Außenbezirken anzunehmen. Es komme sogar vor, dass zwei Geschwistern unterschiedliche Kindergärten zugewiesen würden. Das bedeute viel Zeitverlust und Fahrerei. Die Platzvergabe erscheine ihnen willkürlich und „wenig bis gar nicht transparent“, schreiben die Eltern.
Man sei mit der Initiative im Gespräch, berichtete Andreas Cordes im Ausschuss. Bundesweit sei bei der Einführung des Rechtsanspruchs davon ausgegangen worden, dass 35 Prozent der Kinder zwischen einem und drei Jahren einen Krippenplatz benötigten. Für Lilienthal lag diese Quote schon in diesem Jahr bei 52 Prozent, im nächsten Jahr werden es 66 Prozent sein.
„Es war uns klar, dass wir über dem bundesweiten Durchschnitt liegen werden“, sagte Cordes. Aber im Krippenbereich sei die Planung schwieriger als für Kindergartenkinder, weil für die kleineren Kinder oft kurzfristig ein Platz benötigt werde. Andererseits müsse die Gemeinde auch darauf achten, dass ihre Einrichtungen ausgelastet seien. Monica Röhr (CDU) fragte nach genaueren Zahlen. In den Kindergärten gibt es 520 Plätze, davon sind 510 belegt, sagte Cordes. „Aber wenn ich Ihnen heute was sage, ist es morgen schon wieder anders.“ 112 Krippenplätze gibt es in der Gemeinde, 40 Hortplätze, und 15 bis 20 Kinder werden in Tagespflege betreut. Hinzu kommen einige Krippenkinder in regulären Kindergartengruppen.
Werner Pfingsten (SPD) fragte, ob es sich um ein räumliches oder ein personelles Problem handle. „Beides“, erwiderte Cordes. Auch erhalte die Gemeinde keinen Personalkostenzuschuss für die dritte Betreuungskraft in Krippengruppen mit 15 Kindern, weil diese nicht gesetzlich vorgeschrieben ist.
Die „Lilienthaler Standards“ sehen aber vor, dass eine Krippengruppe nur zehn Kinder haben soll. Ist sie ausnahmsweise größer, hat sie drei statt zwei Betreuerinnen. Das führe dazu, dass die Gemeinde trotz Erstattung vom Land und Zuschüssen vom Landkreis etwa die Hälfte der Gesamtkosten für ihre Kindertagesstätten selbst tragen müsse, erklärte Andreas Cordes. Am 24. Juni werde ein weiteres Gespräch mit den Eltern geführt, die noch keinen Krippenplatz haben, kündigte der Fachbereichsleiter an.