
Sylvelin Menge hat ein Faible für Naturwissenschaften, und sie möchte auch ihre Schüler für die Erforschung von Natur und Technik begeistern. Deshalb bietet die promovierte Physik- und Chemielehrerin vom Gymnasium Osterholz-Scharmbeck neben dem regulären Unterricht verschiedene Arbeitsgruppen und Projekte an. Jetzt wurde die Pädagogin für ihr vorbildliches Engagement von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Stade mit dem zweiten Platz beim Wettbewerb um den „Ikarus-Preis“ ausgezeichnet.
Die Eltern ihrer Schüler hatten Menge bei der Kammer für die Auszeichnung vorgeschlagen, mit der die Leistung von Lehrkräften in fünf Landkreisen gewürdigt wird: Bei der Preisträgerin waren Überraschung und Freude entsprechend groß.
„Ohne Naturwissenschaften würden wir noch bei Kerzenlicht sitzen“, begründet Dr. Sylvelin Menge ihr ausgeprägtes Interesse an chemischen und physikalischen Vorgängen. „Es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken, und es ist so spannend, welche Möglichkeiten daraus entstehen.“
Der straffe Lehrplan lässt ihrer Meinung nach nicht viel Raum für eigene Ideen der Schüler übrig. Diesen Umstand versucht sie, durch Arbeitsgemeinschaften und Projektangebote an den Nachmittagen aufzufangen. „Ich bin immer wieder erstaunt und begeistert, wie engagiert die Schüler dabei sind“, schwärmt die Lehrerin. „Die Schüler haben so viel Power und das macht mir so viel Spaß, da bin ich gern bereit, eine Minute mehr reinzustecken.“
Diese „Minute mehr“ bedeutet im Klartext: Sylvelin Menge forscht, entwickelt und baut mit den Schülern an vier Nachmittagen pro Woche – und zuweilen auch am Wochenende. „Viel Freizeit bleibt mir da nicht“, sagt die zweifache Mutter lächelnd. Sie unterrichtet Physik und Chemie in Grund- und Leistungskursen von der siebten bis zur zwölften Klasse, doch damit ist ihre Tätigkeit am Gymnasium Osterholz-Scharmbeck längst nicht erschöpft. Sie ist Referentin und Korreferentin im Zentralabitur, Tutorin in der Oberstufe und leitet als Fachobfrau den Fachbereich Chemie an der Schule.
Als erste „Amtshandlung“ nach ihrem Wechsel vom Ökumenischen Gymnasium Oberneuland nach Osterholz-Scharmbeck vor 13 Jahren gründete Menge die Arbeitsgemeinschaft „Schüler experimentieren / Jugend forscht“. Zahlreiche Forschungsprojekte gingen seither aus der AG hervor, die in Regionalwettbewerben vordere Plätze belegten. Ein paar Mal gelang den Schülern der Einzug ins Landes- oder Bundesfinale.
Als zweites Standbein bezeichnet Sylvelin Menge die Junior-Ingenieur-Akademie, die sie ebenfalls am Gymnasium ins Leben gerufen hat. Dieses Angebot richtet sich an naturwissenschaftlich interessierte Schüler, die ingenieurmäßiges Arbeiten erlernen wollen. Die Teilnehmerzahl ist inzwischen von zehn auf 23 Schüler angewachsen, wobei im aktuellen Jahrgang mehr Mädchen als Jungen dabei sind.
Die Schüler der Akademie entwickeln und bauen nach eigenen Ideen; Kooperationspartner ist das Fraunhofer-Institut in Bremen. Flügel für kleine Windkraftanlagen oder Motorboote im Spielzeugformat sind bisherige Ergebnisse der ambitionierten Junior-Akademiker. Das neueste Projekt sind Autos aus Stahlblech, deren Bauteile miteinander verklebt werden. Auf einer selbst gebauten Crash-Bahn werden die Fahrzeuge auf Tauglichkeit getestet. Einige Arbeiten an den Autos wie zum Beispiel das Zuschneiden und Kanten der Bleche konnten die Schüler im Bremer Werk des Sponsors Mercedes Benz ausführen.
Im ebenfalls von Sylvelin Menge initiierten Projekt „Theoprax“ bekommen die teilnehmenden Schüler unterdessen Aufträge von regionalen Firmen und setzen diese um. So bauten sie etwa einen Biomeiler bei der Abfall-Service-Osterholz auf oder entwickelten einen mehrsprachigen Film über die Arbeitsgänge des Heilshorner Armaturen-Spezialisten Kurlbaum. Dank Menges Engagement wurde das Gymnasium Osterholz-Scharmbeck inzwischen zur MINT-Schule ernannt. Ihr Verdienst ist es auch, dass die Schüler die Möglichkeit haben, im Schülerlabor der Bremer Universität zu experimentieren.
Mit dem „Ikarus-Preis“ für die Lehrer des Jahres zeichnet die IHK all die Lehrerinnen und Lehrer aus, die sich über das Soll hinaus für das Wohl ihrer Schützlinge einsetzen. Von ihrer Nominierung hatte Sylvelin Menge nichts geahnt, sie erfuhr davon erst, als sie eine Einladung zum Neujahrsempfang der IHK samt eines Begleitschreibens im Briefkasten fand. „Da habe ich mich riesig gefreut“, sagt sie. „Ich wusste vorher gar nicht, dass es diese Auszeichnung überhaupt gibt.“ Rang eins ging an Maja Zeißig von der Grundschule Karlshöfen.
Als Preis erhielt Sylvelin Menge einen Ausschnitt aus dem Gemälde „Tonali“, ein globales Kunstprojekt der Bilderserie „Viele Kinder – Eine Welt“. „Eine solche Anerkennung erlebt man im Lehrerdasein doch eher selten“, ist die 56-Jährige gleichermaßen stolz und glücklich über die Auszeichnung.
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