
Ritterhude. Ein Staatsempfang zählt nicht eben zu den alltäglichen Ereignissen im Bildungszentrum des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) – schon gar nicht, wenn dieser Begriff wörtlich zu nehmen ist und tatsächlich ein ganzer Staat in Empfang genommen wird. Zudem soll der empfangene Staat mitsamt seinen 15 000 Angehörigen sogar dauerhaft auf dem Areal des Bildungszentrums verweilen dürfen, zumindest laut den Wünschen und Vorstellungen weiter Teile der Arbeiter-Samariter-Jugend (ASJ). Allerdings sollte nicht unerwähnt bleiben, dass es sich um einen Bienenstaat handelt.
Den erwarb die ASJ just zuvor von einem Imker aus Riede bei Verden. Jetzt wurde der feierliche Einzug in die neue Behausung – eine bereits im Rahmen des vorjährigen Sommerferienprogramms in den Farben des ASB bemalte Bienenbeute – auf dem Gelände des Bildungszentrums mit einem Fest gefeiert, das sich inhaltlich natürlich gänzlich um die geflügelten neuen Nachbarn drehte.
An vier Stationen informierten 15 zu „Bienenbotschaftern“ geschulte ASJ-Mitglieder im Alter von sechs bis 18 Jahren die Besucher, zu denen neben Familien und Freunden der ASJ-Mitglieder auch der stellvertretende Bürgermeister Michael Harjes sowie ASB-Landesgeschäftsführer Daniuel Lehmann und Ehrenpräsident Lothar Remme zählten, unter anderem über unterschiedliche Bienenarten, die Struktur des Bienenjahres, die Arbeitsverteilung in einem Bienenstaat sowie die Unterschiede zwischen Bienen und Wespen. Beim Kinderschminken und beim Gestalten von Buttons konnten vor allem die jüngeren Festgäste ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Zudem durfte die Festgesellschaft über den Namen abstimmen, den die Königin des nunmehr hauseigenen Bienenvolkes künftig tragen wird.
Die Wahl fiel auf „Samarienchen“, ein Vorschlag, den die ASJ-Landesjugendleiterin Finja Wege gemeinsam mit Amrei Meggers bereits im Vorjahr auf originelle Art unterbreitet hatte. Anlässlich der Teilnahme am Bremer Freimarktsumzug war ein selbst illustriertes und betextetes Pixi-Büchlein herausgegeben worden. Restexemplare der fünfstelligen Auflage von „Samarienchen, der ASBiene“ zählten denn auch zu den Preisen, die die Besucher durch den richtigen Dreh am Glücksrad einheimsen konnten.
Die Idee eines eigenen Bienenvolkes auf dem Gelände des Bildungszentrums entwickelt die ASJ bereits seit über drei Jahren im Rahmen des Langzeitprojekts „EH-B(ee) – Erste Hilfe für die Bienen“. „Dabei geht es uns nicht um Honig, sondern um einen praktischen Beitrag zum Arterhalt“, erklärt Landesjugendreferentin Anina Wulff, die gemeinsam mit einer Kollegin eigens für dieses Vorhaben eine Imkerausbildung absolvierte.
An Interesse der Festgäste mangelte es den 15 000 Exemplaren Carnica- und Buckfastbienen bei ihrem Einzug in ihre neue Behausung beim sogenannten „Einlogieren“ keineswegs: „Fast alle hatten eine Biene auf der Hand, von denen sich viele sogar streicheln ließen“, berichtet Finja Wege. Freilich ging die Umsiedlung der Zuchtbienen nicht ohne professionelle Unterstützung durch den Imker Michael Dreyer vonstatten.
Damit sich das Bienenvolk zur Nahrungssuche nicht allzu weit von der heimischen Bienenbeute entfernen muss, pflanzten die Bienenbotschafter und Ferienprogrammteilnehmer der ASJ in deren unmittelbarer Nähe ein buntes Potpourri verschiedenster Blumenarten. Zudem forderten sie die Festgäste durch die Verteilung sogenannter „Bienenbomben“, die sich bei näherem Hinsehen als mit Papierstoff umhüllte Blumensamenmischungen herausstellten, nachdrücklich auf, es ihnen gleich zu tun.
In Form festgelegter Bienendienste werden sich die Bienenbotschafter der ASJ künftig mindestens einmal monatlich um ihren neuen Bienenstaat kümmern. In diesem Rahmen wird beispielsweise im Juli eine erforderliche Milbenbehandlung mit Ameisensäure vorgenommen. „Ansonsten gibt es gar nicht so viel zu tun, wie man zunächst vielleicht denkt“, erklärt Wulff. „Außerdem sollen sich die Bienen ja erst einmal in Ruhe an ihr neues Umfeld gewöhnen können.“
Finanzielle Unterstützung erfuhr das Vorhaben unter anderem durch die Sparkasse, die das Projekt im Rahmen des Wettbewerbs „Bremen macht Helden“ auszeichnete. Die Kosten für den Erwerb der Zuchtbienen beliefen sich laut Wulff indes lediglich auf 120 Euro.
Sukzessive soll nunmehr der Bestand an hauseigenen Imkerausrüstungen aufgestockt werden. Bislang umfasst der lediglich zwei Kinder- und zwei Erwachsenenausrüstungen – zu wenig. Schließlich soll die räumliche Nähe zu einem eigenen Bienenvolk künftig dafür genutzt werden, auch jungen Besuchern des Bildungszentrums die Möglichkeit zu hautnahem Anschauungsunterricht zu eröffnen.
Entsprechend formuliert auch Landesjugendleiterin Finja Wege ihre Motivation als Bienenbotschafterin: „Wir wollen das Wissen um die Wichtigkeit der Bienen auch an kommende Generationen weitergeben.“
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