
Schwanewede. Die Fichte hat den Kampf gegen ihren Angreifer verloren. Der Stamm ist übersät mit kahlen Stellen, wo der Baum seine schützende Rinde verloren hat und jetzt das nackte Holz zum Vorschein kommt. Bernd Wiedenroth weiß, wo sich der Übeltäter versteckt hat. Mit einem Stockmeißel schält der Heidhof-Revierfröster ein Stück Restrinde ab und dreht es um. „Da krabbelt einer und hier noch einer.“ Mit dem Finger zeigt Wiedenroth auf zwei dunkelbraune Winzlinge. In der Rinde der Fichte hat sich der Buchdrucker, ein Borkenkäfer, eingenistet.
4,2 bis 5,5 Millimeter klein ist der Käfer. Doch wenn er in Massen auftritt, kann er im Wald großen Schaden anrichten. Die Landesforsten Niedersachsen schlagen Alarm. In einem „Leitfaden Borkenkäfer“ mit Handlungsanleitungen für die Reviere ist von einer „forstlichen Katastrophenlage“ die Rede. „Bei uns im Heidhof-Forst ist das Problem nicht ganz so groß. Aber in anderen Förstereien vor allem im Solling und im Harz sieht es verheerend aus“, sagt Wiedenroth. Durch den langen heißen Sommer 2018, der bis in den Herbst anhielt, haben sich die Borkenkäfer stark vermehren können.
„Es gab zwei bis drei Generationen, normal sind ein bis zwei.“ Unter den Baumrinden haben jetzt sehr viele Käfer überwintert. Dabei brüten sie in Gängen, die sie unter der Rinde fressen. „Die Larven werden zum Frühjahr bei Temperaturen über 15 Grad schlüpfen.“ Borkenkäfer befallen laut Wiedenroth bevorzugt Fichten. Ein gefundenes Fressen sind dabei geschwächte oder absterbende Bäume, die etwa durch Stürme umgefallen sind. Im vergangenen Jahr fanden die Käfer ideale Bedingungen vor: „Der heiße, trockene Sommer hat viele Bäume geschwächt, andere verloren durch den verregneten Winter Halt und kippten um.“
Die Schäden des Borkenkäfer-Befalls sieht der Heidhof-Förster in seinem eigenen Revier. „Der Käfer tritt im ganzen Revier auf, meist sind Einzelbäume betroffen.“ Ausnahme: ein Waldstück in Schmidts Kiefern neben der Sandkuhle in Eggestedt. Auf der Fläche Nummer 1248 hat sich der Borkenkäfer breitgemacht. Rund 100 Jahre alte Fichten stehen hier. Das Gelände ist potenzielles Sandabbau-Gebiet. „Im Sandboden hält sich Wasser nicht lange. Im heißen Sommer 2018 haben die Fichten, die Flachwurzler sind, hier mächtig Durst geschoben“, erklärt Wiedenroth. Der Borkenkäfer hatte leichtes Spiel.
Der Heidhof-Förster zeigt auf einen Baum: unten grün, oben abgestorben. „Das ist das typische Schadensbild des Kupferstechers. Diese Borkenkäfer-Art besiedelt nur das Kronenholz. Sein Fraßbild sieht aus wie ein Kupferstich, daher der Name.“ Der Buchdrucker hingegen befalle nur den unteren Teil einer Fichte. An einem Stück Rinde kann der Heidhof-Förster zeigen, woher dieser Käfer seinen Namen hat: Die Larvengänge im Holz erinnern an ein aufgeschlagenes Buch. Die Käfer und ihre schlüpfenden Larven zerfressen lebenswichtige Versorgungsleitungen zwischen Baumkrone und Wurzel, der Baum stirbt ab.
Der Stamm einer Fichte fällt auf, lange weiße Schlieren ziehen sich auf der Rinde – Harz. „Damit wehrt sich der Baum, gegen die Käfer, die sich in seine Rinde bohren“, erklärt Wiedenroth. Dunkles Bohrmehl, das aus den stecknadelkopf-kleinen Löchern rieselt, verrät dem Förster bei seinen Kontrollgängen im Revier, wo Käfer ihr Unwesen treiben. „Diese Fichte“, meint Wiedenroth nach einem prüfenden Blick, „hat anscheinend die Schlacht gegen den Käfer gewonnen.“
Nützen wird es dem Baum trotzdem nichts. Alle Fichten auf der Fläche neben der Sandkuhle werden laut Wiedenroth abgeholzt. Drei Hektar groß ist das Areal. Auch Buchen, Eichen, und Birken wachsen hier. Sie bleiben stehen, die Fichten aber müssen alle weichen. „Wir werden im März oder April eine Fläche von 1,5 Hektar fällen, befallene aber auch gesunde Bäume.“ So soll verhindert werden, dass noch nicht befallene Fichten in dem Waldstück durch Käferflug infiziert werden.
Wichtig sei, den Borkenkäfer-Befall frühzeitig zu erkennen, die Bäume frühzeitig zu fällen und sofort aus dem Wald zu schaffen, sagt Wiedenroth. Um auch der letzten Larve den Garaus zu machen, wird die Rinde von den Bäumen geschält, das Stammholz wird verkauft. Die Waldfläche neben der Sandkuhle wird wieder aufgeforstet. Mit Birken, Buchen und Douglasien. Auch ein paar neue Fichten werden laut Wiedenroth gepflanzt. „Als Beimischung.“
An einer anderen Stelle im Heidhof, im Forstteil Hohehorst, sind bereits vom Borkenkäfer befallene Fichten gefällt worden. Am Rande eines Waldweges an der Straße Am Wald stapeln sich lange Baumstämme. Abgeholzt wurden sie auf dem benachbarten Freizeitgelände, das der „Bund für Familiensport und naturnahe Lebensgestaltung Bremen“ in Brundorf unterhält. Ein Teil des Waldbestandes auf dem Gelände gehört den Landesforsten.
Zur Bekämpfung des Borkenkäfers musste Förster Bernd Wiedenroth auch schon mal zu Gift greifen. „Das setzen wir aber nur im äußersten Notfall ein.“ Es gehe nicht darum, den Borkenkäfer auszurotten, betont Wiedenroth. „Der Borkenkäfer hat im Ökosystem Wald auch einen Nutzen. Indem er absterbendes Holz befällt, öffnet er die Tür für Pilze und Würmer und bringt so die Zersetzungskette in Gang. Wir wollen den Borkenkäfer nicht verlieren, aber stark reduzieren.“
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