
Landkreis Osterholz. Erstmals seit mehr als zehn Jahren ist wieder eine Brut der Wiesenweihe im Landkreis Osterholz erfolgreich. Die stark gefährdete Greifvogelart ist in Deutschland streng geschützt und mit 400 bis 500 Paaren nur selten anzutreffen. Zuletzt brütete die Wiesenweihe unregelmäßig in den Feuchtwiesen der Hammeniederung. Heute werden von Wiesenweihen häufig auch Getreideäcker zur Brut genutzt – so auch in diesem Jahr im Deichvorland des Hammelwarder Sandes, einem Teilgebiet des EU-Vogelschutzgebiets „Unterweser“.
Zunächst hatten die Vogelkundler Frank Bachmann und Jonas Linke gar nicht an ein Brutvorkommen gedacht: „Im April und Mai ziehen die Vögel jedes Frühjahr entlang der Weser auf dem Weg von ihren Überwinterungsgebieten südlich der Sahara zu ihren Brutgebieten durch“, erklärt Linke von der Biologischen Station Osterholz. Umso bemerkenswerter sei Anfang Mai die Beobachtung einer Futterübergabe zwischen Männchen und Weibchen gewesen; das Paar war in einem Getreideacker geblieben.
„Als wir dann den Verdacht einer Brut hatten, haben wir sofort den Flächeneigentümer und die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises informiert“, berichtet der Naturschutzbeauftragte des Landkreises, Frank Bachmann. In der Folge übernahmen die Vogelschützer Jonas Linke und Christopher Witte als „Wiesenweihenbetreuer“ in enger Kooperation mit dem Landwirt Peter Wahls die Betreuung des Brutpaars und die Koordination der Schutzmaßnahmen.
Wiesenweihen sind Bodenbrüter; sie bauen kein großes und auffälliges Nest, wie das bei anderen Greifvögeln wie dem Seeadler oder Mäusebussard der Fall ist. Die drei bis fünf Eier werden überwiegend durch das Weibchen bebrütet, welches in dieser Zeit vom Männchen versorgt wird. Nach 28 Tagen schlüpfen die Jungvögel; diese sogenannten Nestlinge sind nach weiteren vier Wochen schließlich flugfähig. Anschließend werden sie noch zehn bis 14 Tage lang durch das Weibchen gefüttert, bevor sie schließlich selbstständig sind. Selbst bei frühem Brutbeginn Mitte Mai sind die Jungen oft noch nicht flügge, wenn im Juli die Ernte einsetzt.
Bei der Ernte auf dem Hammelwarder Sand wurde jetzt eine Ackerfläche von 50 mal 50 Metern um das Wiesenweihen-Nest herum ausgespart. Für die Verzögerung der Bewirtschaftung wurde dem Landwirt eine finanzielle Anerkennung vom Landkreis Osterholz gezahlt, um die freiwilligen Schutzmaßnahmen zu honorieren. Die von der Ernte ausgesparte „Rettungsinsel“ wurde anschließend mit einem Elektrozaun aus der Geflügelhaltung eingezäunt. Dieser sollte einen Schutz des Nestes und der Jungvögel insbesondere vor nachtaktiven Beutegreifern wie Füchsen und Mardern sicherstellen.
Bereits Mitte Juni verschwand kurz vor dem Schlupf der Küken das Männchen, vermutlich infolge eines Unfalls oder weil es von Fressfeinden erbeutet wurde. Somit musste das Weibchen die geschlüpften Jungvögel alleine versorgen. „Junge Wiesenweihen haben einen immensen Futterbedarf und müssen mehrere kleine Säugetiere oder Vögel am Tag fressen“, erklärt der Ornithologe Jonas Linke. „Die Nahrungsverfügbarkeit ist in diesem Sommer jedoch auch außerordentlich gut, überall finden sich Kleinsäuger wie Feldmäuse“, weiß auch der kooperierende Landwirt Wahls zu berichten. Bis Ende Juli wurden insgesamt vier junge Wiesenweihen beobachtet, die nach rund 35 Tagen im Nestumfeld flügge wurden. Vielleicht kehren sie ja nächstes Jahr zum brüten in den Nordwesten des Kreisgebiets zurück.
Die erste erfolgreiche Brut einer Wiesenweihe im Landkreis Osterholz seit mehr als zehn Jahren ist Linke zufolge das Ergebnis einer gelungenen und reibungslosen Kooperation zwischen ehrenamtlichem und behördlichem Naturschutz sowie dem betroffenen Landwirt. Denn nur über gemeinsame Projekte kann es gelingen, die gefährdeten Arten der Feldflur zu schützen und ihre Lebensräume zu erhalten.
|
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.