
Neuenkirchen. Auf dem Parkplatz vor dem NP-Markt gibt es Christina Jantz-Herrmann an diesem Vormittag im Doppelpack: Von einem Plakat lächelt die SPD-Kandidatin für die Bürgermeister-Wahl in Schwanewede den Passanten entgegen, gleich daneben steht das lebendige Original. Warm eingepackt in eine Jacke in der Parteifarbe Rot, verteilt die 42-Jährige Stoffbeutel mit Inhalt: zum Wahlprospekt der Kandidatin gibt's einen Schreibblock und einen Kuli dazu.
Auf den Tragetaschen prangt noch das alte Wahldatum 15. November. „Wir wollten die Stoffbeutel aus Kostengründen nicht extra neu bedrucken lassen“, erzählt Christina Jantz-Herrmann. Wegen der Pandemie hatte die Gemeinde Schwanewede den Wahltermin bekanntlich auf den 22. November verschoben und eine Briefwahl für alle angeordnet. Christina Jantz-Herrmann holte seinerzeit mit 49,09 Prozent die meisten Stimmen, aber nicht genug. Weil sie die absolute Mehrheit knapp verfehlte, geht es für sie am 13. Dezember in die Stichwahl gegen den Parteilosen Dieter von Bistram, der im ersten Wahlgang als zweitbester Kandidat abgeschnitten hatte.
Rund 14,7 Prozentpunkte lag Jantz-Herrmann beim ersten Anlauf vor ihrem Kontrahenten. Für sie ist das kein Grund, deshalb auf den letzten Metern bis zur Stichwahl kürzer zu treten. „Es kommt auf jede Stimme an“, sagt sie. Deshalb steht sie an diesem Vormittag bei vier Grad in der Kälte in Neuenkirchen, „um Wähler, die mich im ersten Wahlgang gewählt haben, erneut zu motivieren; aber auch in der Hoffnung, jene für mich zu gewinnen, die damals für die Grünen oder den Parteilosen Thomas Witte stimmten.“
Burkhardt Meilinger nutzt die Gelegenheit, der Kandidatin einige Anliegen vorzutragen. Der Neuenkirchener übergibt Christina Jantz-Herrmann einen kleinen gelben Zettel. Darauf hat er in Stichworten notiert, was er in Neuenkirchen vermisst. „Hier fehlt ein Arzt“, sagt der Bürger. In der Kernortschaft Schwanewede gebe es zwar genug Praxen. „Aber wie kommen wir von Neuenkirchen aus da hin?“, macht er auf ein weiteres Problem aufmerksam: Es fehle eine direkte Busverbindung nach Schwanewede.
Zum Thema Arzt für Neuenkirchen verspricht Jantz-Herrmann, mit der Kassenärztlichen Vereinigung Kontakt aufzunehmen. Das Stichwort Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs greift die Kandidatin auf, um an ihren Vorschlag einer Schnellbus-Verbindung von Schwanewede zum Bremer Hauptbahnhof zu erinnern. „Dazu gehört aber auch die Anbindung von Schwanewede nach Neuenkirchen und zur Kreisstadt Osterholz-Scharmbeck.“
Eine Frau mit einem gefüllten Einkaufswagen kommt vorbei. „Brauchen Sie noch' n Büddel?“, fragt Jantz-Herrmann und hält ihr einen Stoffbeutel entgegen. Die Frau greift zu und schiebt ihren Wagen weiter. Dass nicht jeder Kontakt mit einem Bürger immer in ein Gespräch mündet, nimmt die Kandidatin gelassen. „Mir ist es einfach wichtig, mich zu zeigen und ansprechbar zu sein, falls es Fragen gibt.“
Stichwort Kontakt: Wegen der Corona-Pandemie verzichte sie im Wahlkampf auf traditionelle Hausbesuche, sagt Jantz-Herrmann. „Obwohl ich gerade Besuche an der Haustür immer gerne gemacht habe.“ Anfangs habe es noch Infostände unter anderem auf dem Marktplatz in Schwanewede gegeben; aufgrund steigender Infektionszahlen habe sie die aber eingestellt. Traditionelle Wahlkampf-Veranstaltungen sind in Corona-Zeiten nicht möglich.
Um ihre Botschaften trotzdem unter das Volk zu bringen - und um zu hören, was die Bürger bewegt -, nutzt Christina Jantz-Herrmann verstärkt soziale Medien. Dazu gehören auch öffentliche Live-Chats etwa mit dem Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte. „Die Resonanz auf die Live-Chats war super.“ Auch über Facebook hätten sich viele Bürger mit ihr ausgetauscht. „Da ging es um Themen wie den ÖPNV, den Ausbau von Radwegen, die Stärkung des Ehrenamts. Für meinen Vorschlag, Straßenausbaubeiträge abzuschaffen, bekam ich viel Zustimmung.“ Sie könne sich vorstellen, Formate wie Live-Chats auch nach Corona weiter im Wahlkampf zu nutzen, sagt Jantz-Herrmann.
Ganz auf die persönliche Begegnung will die Kandidatin trotz Corona nicht verzichten. Aktionen wie die in Neuenkirchen seien eine gute Möglichkeit. „Die Bürger können hier freiwillig entscheiden, ob sie den Kontakt suchen wollen.“ Gute Erfahrungen habe sie mit ihrem „Zug durch die Gemeinde“ gemacht. Zu Fuß oder mit dem Rad sei sie bewusst in Schwanewede unterwegs, auf dem Wochenmarkt oder beim Einkaufen in den Märkten. „Dabei sprechen mich viele Menschen an.“
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