
Es ist der Satz des Abends: „Halte dich von Menschen, seinen Siedlungen und den Nutztieren fern!“ Mehrfach wiederholt Helmut Dammann-Tamke, Präsident der Landesjägerschaft, agrarpolitischer Sprecher der niedersächsischen CDU-Landtagsfraktion und Landwirt diese Aussage in leicht abgewandelter Form bei einem Vortrag in Garlstedt. Was er sagen will, scheint klar: Naturgemäß wird er die Wölfe verbal nicht erreichen. Dammann-Tamke will die tierischen Einwanderer daher entsprechend konditionieren, heißt erziehen. Für ihn ist der Bestand offenbar groß genug, die Population damit gesichert. Es sei Zeit, Regelungen für ein friedliches Zusammenleben zu treffen. Sonst würden die Wölfe bald in die Städte ziehen.
Helmut Dammann-Tamke ist auf Einladung des CDU-Ortsverbandes Garlstedt ins Dorfgemeinschaftshaus gekommen, um über die Entwicklung des Wolfbestandes und deren Auswirkungen auf Nutztierhalter und Privatpersonen zu sprechen. Die Ortsvorsteherin Marie Jordan konnte viele Interessierte begrüßen. Dazu gehörten unter anderem auch der Bundestagsabgeordnete Andreas Mattfeldt und der Landtagsabgeordnete Axel Miesner. Zunächst erklärte Dammann-Tamke als Chef der niedersächsischen Jägerschaft die „Basics“ zum Wolf. Die Zuhörer erfuhren etwa, dass Wölfe zu den am höchsten geschützten Tierarten gehören, dass ein Revier 20.000 bis 30.000 Hektar groß ist und ein Rudel aus durchschnittlich acht Wölfen besteht.
Dammann-Tamke betonte: „Die EU erwartet von ihren Mitgliedsländern einen guten Erhaltungszustand der Population. Sie verlangt nicht, dass ihm kein Haar gekrümmt wird.“ Wenn der Erhaltungsstatus erreicht sei, dürfe der Wolf auch bejagt werden, folgert Dammann-Tamke daraus. Als Politiker sieht er diesen guten Zustand, für den allgemein 1000 geschlechtsreife Wölfe innerhalb einer Population angenommen werden, bereits erreicht. Eine Trennung der Wölfe in Deutschland in zwei räumlich und herkunftsmäßig getrennte Populationsgruppen – die somit diesen Zustand noch nicht erreicht haben – wertet Dammann-Tamke offenbar als politischen Versuch, den Erhaltungszustand künstlich zu verschleiern.
Leere zwischen zwei Extremen
Beim Thema Wolf gibt es zwei extreme Lager, hat Dammann-Tamke erkannt. Auf der einen Seite stehen die absoluten Wolffans, die jede Einflussnahme ablehnten. Das andere Extrem seien die Gegner, die am liebsten jeden Wolf abknallen wollten. Beide Ziele hält Dammann-Tamke für unrealistisch. Die dazwischen entstandene Leere will die CDU-Fraktion nun füllen. Sie hat einen Sieben-Punkte-Plan in den Landtag eingebracht, der ein friedliches Nebeneinander ermöglichen soll. Der CDU-Antrag sieht unter anderem unbürokratischere Hilfe bei Nutztierrissen und deren Prävention vor.
Die Umkehr der Beweislast sei ein Schritt dazu. Die Behörden sollen dem Landwirt beweisen, dass kein Wolf am Riss schuld ist. Derzeit steht der Landwirt in der Beweispflicht, um an Entschädigung zu kommen. Das habe sich als schwierig erwiesen. Auch solle der niedersächsische Beitrag zum stabilen Erhalt der Population des westeuropäischen Wolfes in Abstimmung mit Nachbarländern zahlenmäßig festgelegt werden. Die dazugehörigen Rudel in Niedersachsen seien zu identifizieren, zu schützen und ein Tier aus jedem Rudel zu besendern.
Die Bejagung abwandernder Jungwölfe und Einzelgänger soll gestattet sein. Für Rudel, die sich bewiesenermaßen verstärkt Siedlungen nähern oder durch wiederholte Nutztierrisse auffallen, ist eine Konditionierung vorgesehen. Sie besteht nach CDU-Plänen aus der Tötung und Entfernung eines Jungtiers aus dem Rudelverband. Sie sollen merken, dass mit Menschen nicht gut Kirschen essen ist. Dammann-Tamke schildert den Idealfall: „Wenn ein Wolf auf einen Menschen trifft, muss er die Rute einklemmen und Reißaus nehmen.“
Derzeit sehen die CDU-Politiker allerdings kaum eine Chance auf eine Umsetzung. Eine gewisse kleine Partei wisse das zu verhindern. Dabei sieht die CDU dringenden Handlungsbedarf. Eine Verbarikation der Landschaft wolle keiner. Zudem schützten Zäune nicht ausreichend. Und Dammann-Tamke geht von einem sehr schnellen Anwachsen der Population aus. Es sei sehr naiv zu glauben, dass eine Selbstregulierung durch die Natur einsetze. Schon jetzt fühlten sich Dorfbewohner in der Lüneburger Heide von Wölfen umzingelt.
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