
Hambergen. Äußerlich gefasst erzählt Andrea Scheller, wie sie mit ihrer Familie ein totes Kalb auf der Weide gefunden hat. Es könnte von einem Wolf gerissen worden sein, lautet ihre Vermutung. Obwohl das Kalb noch erkennbar war, habe hinten doch ein großer Teil gefehlt. Einen Fuchs oder ein anderes kleineres Raubtier ist für Scheller deshalb als Täter unwahrscheinlich. Ausschließen will sie aber nichts. Sie sei nur so ruhig, weil sie nun bereits etwas Abstand zu dem Fund habe.
Familie Scheller betreibt die Zucht mit Galloway-Rindern im Nebenerwerb, wie Andrea Scheller erzählt. 15 Muttertiere haben sie auf ihrem Hof in Hambergen-Spreddig. Elf Kälber sollen es werden. Die klein- bis mittelrahmige Robustrasse stammt ursprünglich aus dem namensgebenden Kreis Galloway im Südwesten Schottlands und ist bei Hobbyzüchtern sehr beliebt.
Bei dem toten Kälbchen handele es sich um ein White Galloway, wie Scheller erzählt. „Es war weiß und hatte schwarze Ohren“, beschreibt die Hambergerin. Die White Galloways sind hornlose Rinder. Sie werden ganzjährig in Freilandhaltung gehalten. „Unsere Tiere haben alle Namen“, merkt Andrea Scheller an, um aufzuzeigen, dass ihr der Tod des Tieres durchaus an die Nieren geht. Vor allem ihre Tochter sei sehr traurig darüber.
Das Kalb ist in der Nacht von Freitag, 20. März, auf Sonnabend, 21. März, ums Leben gekommen. Das Tier habe keine 150 Meter vom Haus entfernt auf der Weide gestanden. Es sei eine Woche alt gewesen und habe etwa 30 Kilogramm gewogen. Am Sonnabend wurde es vermisst und später dann tot gefunden. Das Grundstück ist ein typisches, schmales, lang gezogenes Gelände. „Am Tag vorher war das Kalb noch quietschfidel“, berichtet Andrea Scheller. Es sei deshalb wenig wahrscheinlich, dass es von allein ums Leben kam und später von einem Raubtier angefressen worden sei.
Der sofort verständigte Wolfsberater Heiko Ehing war noch am Fundtag auf der Weide bei Familie Scheller. „Ich habe mir das angesehen und habe Proben genommen sowie Fotos gemacht“, erklärt Ehing auf Nachfrage. Die Proben gingen zum Labor in Hannover. „Die Auswertung wird aber etwas dauern“, glaubt er. Durch die Situation mit dem Coronavirus sei ja überall der Betrieb eingeschränkt.
Von der Begutachtung des Fundortes ließen sich laut Ehing kaum wesentliche Erkenntnisse ableiten. „Die Herde war relativ ruhig“, sagt der Wolfsberater. Das sei nach einem Wolfsriss nicht immer unbedingt so. Zudem sei der Boden relativ trocken gewesen. Spuren eines Raubtieres waren laut Ehing nicht zu erkennen. Auf Spekulationen will sich der Experte nicht einlassen. Ohne Ergebnis der DNA-Proben könne nichts zu dem Tod gesagt werden. Dass sich Wölfe im Landkreis Osterholz und in angrenzenden Regionen aufhalten, gilt als ziemlich sicher. Es gibt immer wieder Sichtungen und Berichte unterschiedlicher Kategorien, in die sie je nach ihrer Beweiskraft eingeteilt werden. Ein Rudel soll im Gebiet von Garlstedt, ein weiteres wohl rund um Gnarrenburg leben. 2017 wurden drei Risse einem Wolf zugeordnet: Am 17. September traf es in Verlüßmoor ein Jungrind, am 3. Oktober wurden in Lübberstedt drei Schafe gerissen, zwei Wochen später wurde in Hambergen ein Rind getötet. Zuletzt war es ruhiger gewesen.
Schellers können wohl einen Ausgleich beantragen. Die Frage sei aber, wie viel ein einwöchiges Kalb wert sei. Später würden sie für rund 700 Euro verkauft. „Mein Mann hat sich schon über Schutzzäune informiert“, sagt Andrea Scheller. Rund vier Kilometer bräuchten sie. Zudem wollen sie in Wildkameras investieren. Damit hätten sie die Chance, ein Foto des Übeltäters zu bekommen, wenn er noch mal zuschlagen sollte.
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