
Ein Jahr nach Pandemie-Beginn haben Bund und Länder ein Förderprogramm aufgelegt, um die EDV der Gesundheitsämter weiter auf Vordermann zu bringen. Niedersachsen soll aus dem 50-Millionen-Euro Topf ein knappes Zehntel für die 37 Landkreise und die acht kreisfreien Städte erhalten. Das Ganze sei ein Beitrag zur Modernisierung und Stärkung des öffentlichen Gesundheitsdienstes, heißt es aus Hannover. Im Osterholzer Kreishaus löst diese Nachricht zwar keine Jubelstürme aus, doch die Verwaltung ist fest entschlossen, ihr Budget bestmöglich auszureizen.
Bezuschusst werden Hard- und Software, die nach dem 28. März 2020 beschafft wurden. „Gesundheitsamt und IT-Abteilung ermitteln derzeit die Bedarfe“, teilt Landkreis-Sprecherin Jana Lindemann dazu auf Anfrage mit. Sinnvolle Anschaffungen würden fristgerecht bis Ende März an das federführende Landesamt für Soziales gemeldet. Das Wörtchen „sinnvoll“ darf dabei nicht nur als Selbstverständlichkeit, sondern auch als Wink an die Adresse der Geldgeber verstanden werden. Einerseits hatte das Landesgesundheitsministerium in der Vowoche erklärt, es erwarte nun bis spätestens Ende 2021 optimale digitale Hilfsmittel bei der Pandemie-Bewältigung.
Andererseits hatte die Kreisverwaltung schon Ende Januar erklärt, sie sehe sich „digital gut aufgestellt“. Problem: Für die Kommunikation untereinander sowie mit den Laboren, Bundes- und Landesbehörden verwenden die Gesundheitsämter der Republik höchst unterschiedliche Programme. Nicht alle harmonieren reibungslos mit dem Deutschen Elektronischen Melde- und Informationssystem für den Infektionsschutz (Demis), das mittlerweile Standard ist. Außerdem drängen Bund und Land seit Monaten darauf, die Kontaktverfolgung auf eine einheitliche Software namens Sormas umzustellen. Trotz Fristverlängerung bisher vergeblich. Dabei würden für die Pandemie-Software keine Lizenz-Kosten anfallen, sodass es für Sormas auch die neue Fördermöglichkeit nicht braucht.
Der Landkreis Osterholz will vielmehr aus inhaltlichen Gründen und wegen des resultierenden Aufwands nicht auf Sormas umsteigen. „Wir versprechen uns dadurch keine maßgebliche Verbesserung unserer inhaltlichen Arbeit“, so Lindemann. Wegen fehlender Schnittstellen zu den heute eingesetzten Fachprogrammen im Kreishaus sowie zum Robert-Koch-Institut (RKI) müssten mit Sormas zahlreiche Datensätze aus dem Fallmanagement doppelt erfasst und eingegeben werden. Das wäre wie eine Rückkehr zur Zeit der Faxgeräte und der Zettelwirtschaft, erklärten mehrere Gesundheitsbehörden.
Schon gar nicht wollen die Amtsärzte ein funktionierendes System mitten in der Pandemie wechseln, heißt es in den Stellungnahmen der Gesundheitsämter. Bisher ist nicht einmal jede zweite der bundesweit 376 Behörden mit der einheitlichen Software ausgestattet, und auch diejenigen mit Sormas-Anschluss wie der Amtsbezirk Berlin-Reinickendorf verweigern Medienberichten zufolge bisher die Nutzung. Das habe auch damit zu tun, dass Sormas nicht auf alle kursierenden Erreger zugeschnitten sei, sondern auf Viren wie Sars-Cov2. Der Bund will das RKI-Schnittstellenproblem nun lösen, heißt es; doch die Datenerfassung in den Behörden und Meldung von Testergebnissen aus den Laboren dürfte das an Wochenenden kaum beschleunigen helfen.
Der Kreis Osterholz, so die Kreishaus-Sprecherin, werde beim aktuellen Förderprogramm - unabhängig von Sormas - nicht auf EDV-Programme setzen, sondern auf neue, bessere Hardware im Gesundheitsamt: auf Technik und Geräte, die sich vor allem auch für den Außendiensteinsatz, das mobile Arbeiten und die zunehmenden Videokonferenzen eignen.
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