
Osterholz-Scharmbeck. Einen weiten Weg hatte der Zahnmediziner Hartmut Ahlers von Litauen nach Osterholz-Scharmbeck unternommen. Der ehemalige Kreisstädter lebt nämlich seit rund 30 Jahren in ländlicher Umgebung der Kleinstadt Vidukle im Baltikum.
Vollbeladen mit historischen Arbeitsgeräten aus der Landwirtschaft der Moorbauern kam Ahlers zur Museumsanlage an der Bördestraße. Alle bäuerlichen Utensilien stammen aus der Haushaltsauflösung des Elternhauses. Der Vater hatte die alten Gerätschaften vom elterlichen Hof in Altenbrück und gut aufbewahrt.
Vor einigen Wochen meldete sich Hartmut Ahlers telefonisch bei Irmgard Windhorst aus der Verwaltung der Museumsanlage und fragte dort an, ob Interesse an der Übergabe der uralten Arbeitsgeräte zum Torfabbau bestehe. Der Anrufer schilderte seine Geschichte, weshalb er in Litauen eine neue Heimat gefunden hatte und dass er die Fundstücke aus dem elterlichen Keller gerne der Museumsanlage übergeben möchte. „Ich war total beeindruckt von der Geschichte des ehemaligen Osterholzers, die ihn nach Litauen geführt hat“, berichtete Irmgard Windhorst. Kurzentschlossen vereinbarte sie mit Hartmut Ahlers einen Termin und lud auch die Presse dazu ein.
Vor rund 30 Jahren hatte der Zahnarzt Hilfstransporte des Malteser Hilfsdienstes aus Bremen ins Baltikum begleitet und dort den Aufbau eines Krankenhauses, eines Altenheimes, einer katholischen Kirche und weitere Einrichtungen unterstützt. Wenn er von der Schönheit der Landschaft im Umfeld von Vidukle erzählt und die Menschen dort beschreibt, gerät er ins Schwärmen: „Die Elche kommen nah ans Haus heran und ich hör‘ die Wölfe heulen.„ Die Mentalität der Menschen gefiel dem Osterholzer von Anfang an: „Sie leben freier und sind unheimlich gastfreundlich.“ Es gebe viel weniger Verbote, zum Beispiel beim Fischen in den Gewässern. „Ich wurde mit offenen Armen aufgenommen.“
Ahlers lernte Land und Leute näher kennen und verliebte sich in eine Kollegin aus der Zahnmedizin. „Es war um mich geschehen, ich fand hier die Liebe meines Lebens“, so der ehemalige Kreisstädter. Vor zehn Jahren hat er die Litauerin geheiratet. „Ich fand dort viele gute Freunde“, so Ahlers. Er liebe auch die ländliche Landschaft seiner neuen Heimat. Seine Mutter stammt aus Memel, dem heutigen Klaipeda, „sie hat am Strand von Memel das Laufen gelernt“, erzählte Hartmut Ahlers.
Seine Mutter liebe ebenfalls die weite ostpreußische Landschaft. Zweimal jährlich hätten die Eltern ihren Sohn auf dem ländlichen Anwesen in Vudikle besucht. Weil Hartmut Ahlers litauische Ehefrau Präsidentin der Rotarier in Siauliai war, initiierte das Paar eine Städtepartnerschaft der Rotarier zwischen Siauliai und Osterholz-Scharmbeck.
Abe Hartmut Ahlers konstatiert: „Ich bin waschechter Osterholzer geblieben. Ich komme immer wieder gerne in meine Heimatstadt." Die Osterholzer Freunde reisten aber auch gerne nach Litauen und besuchten ihn dort. Ahlers bekennt: „Das Leben in Litauen ist für mich viel lebenswerter, die Menschlichkeit ist dort viel weiter entwickelt.“ Er finde auch viele deutsche Spuren. Das Gedenken an die deutsche Vergangenheit lebe dort immer mehr auf, „manche Plätze erhalten ihre alten deutschen Namen wieder“.
Sein Vater Helmut Ahlers ist vor zwei Jahren verstorben, die inzwischen 84-jährige Mutter blieb zurück. Um die betagte Frau häufiger sehen zu können, wird die zu ihrem Sohn nach Litauen übersiedeln. 1600 Kilometer liegen zwischen Vidukle in Litauen und Osterholz-Scharmbeck. Rund 16 Stunden dauert die Fahrt.
Bei seinem jetzigen Besuch zeigte sich Ahlers beeindruckt von der Museumsanlage mit ihrer Vogelsammlung und genoss eine Führung durch die Museumsräume. Zuletzt hatte der heute 56-Jährige das Osterholzer Museum vor mehreren Jahrzehnten besucht, nun staunte er über die aktuellen Exponate und die Entwicklung. Die Schließung der Anlage vor drei Jahren habe ihn geschockt, gestand der Spender, er habe nicht verstehen können, dass die Kreisverwaltung für diese wichtige Kulturstätte kein Geld übrig hatte.
„Es wäre ganz sicher im Sinne meines Vaters, dass die Museumsanlage die historischen Gerätschaften erhält“, betonte Hartmut Ahlers.. Alles stamme vom Hof der Vorfahren in Pennigbüttel-Altenbrück. Im Keller des Hauses hatte der Vater alle Stücke aufbewahrt: hölzerne Pferdeholzschuhe, Dreschpflegel, ein Paar Holzschuhe mit breiter Sohle, Spaten und Torfmesser, zwei Butterfässer, ein Ruder vom Torfkahn, ein paar hölzerne Schlittschuhe, mit denen die Moorbauern früher über die weiten zugefrorenen Eisflächen der überschwemmten Wiesen der Hammeniederung glitten.
„Hier ist noch eine Besonderheit“, so Hartmut Ahlers und wies auf mehrere zusammengebundene Holzplatten der Zigarrenmacher, auf denen einige originale Lohntüten aus alter Zeit mit dem Aufdruck „August Meyer Osterholz-Scharmbeck“ lagen. „Alles was Sie in der Sammlung nicht gebrauchen können, verkaufen Sie gerne zugunsten des Museums“, so Ahlers zum Abschied.
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