
Berverstedt. „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“, konstatiert Horst Meyer am Rande eines Blockade des Aldi-Auslieferungslagers in Beverstedt. Aus Sicht des Sprechers des Aktionsbündnisses „Land schafft Verbindung“ (LSV) hat der ruinöse Preiswettbewerb unter den Discountern nach den Kleinbauern jetzt auch größere landwirtschaftliche Betriebe in Schwierigkeiten gebracht. Deshalb wendet sich das LSV aktuell auch gegen eine von Aldi angekündigte Butterpreissenkung um bis zu 60 Cent pro Kilogramm. Mit deutschlandweiten Treckerblockaden wollen die Landwirte den Discounter zur Rücknahme der Preissenkung bewegen und die Politik auffordern, sich aktiv für auskömmlichen Preise der landwirtschaftlichen Produkte einzusetzen.
So ist es vor allem die junge Generation Landwirte, die sich bei zwei Grad Celsius und kaltem Wind dem Discounter Aldi förmlich in den Weg stellt. „Wir wollen eine Zukunft auf unseren Höfen haben“, klingt es aus den Reihen der Blockierer, die aus dem gesamten Elbe-Weser Raum nach Beverstedt gekommen sind und seit Tagen mit fast 50 Treckern das Geschäft des Auslieferungslagers erschweren. An den wärmenden Feuertonnen geben sich die Demonstranten kämpferisch und wollen bis zu einem Gesprächsangebot mit der Aldi-Geschäftsführung ausharren.
Am Heerstedter Mühlenweg in Beverstedt fordert Meyer Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) zum Dialog auf, im Aldi-Auslieferungslager Hesel sprechen die Demonstranten mit der niedersächsischen Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) und Umweltminister Olaf Lies (SPD). „Wir vermissen das Engagement unserer Standesvertreter“, stellt Horst Meyer klar. Der Landwirt aus Bokel hofft bisher vergeblich auf die kraftvolle Unterstützung durch das Landvolk Wesermünde als Berufsvertretung der heimischen Landwirtschaft bei dem Preiskampf. Der Landvolk-Kreisverband Wesermünde bezeichnet sich als Interessensvertreter der Verbandsmitglieder aus dem Altkreis Wesermünde. Dem Verband gehören zur Zeit 2400 Mitglieder als Voll- und Nebenerwerbslandwirte, ehemalige Landwirte und Altenteiler, Grundstückseigentümer sowie landwirtschaftliche Organisationen und Fördermitglieder aus verschiedenen Bereichen des Wirtschafts- und Sozialbereiches an.
Die Geschäftsführerin Marina Sancken weist auf die Verbesserung der Beziehungen zwischen Politik, Handel und der Landwirtschaft hin. „Es ist wichtig, dass mehr miteinander gesprochen wird“, erklärt Sancken, „denn ein Miteinander ist immer besser als ein Gegeneinander“. Die Geschäftsführerin fordert aber eine Verbindlichkeit gegenüber getroffenen Aussagen, denn sonst würden die Gespräche nichts bringen. Es müsse eine stabile und krisensichere Versorgung der Bevölkerung mit gesunden und qualitativ hochwertigen Lebensmitteln bei angemessener Entlohnung der Landwirtschaft gesichert werden. Da viele landwirtschaftliche Betriebe an den Grenzen der Belastungsfähigkeit angelangt seien, bedürfe es grundlegender Veränderungen der komplexen Marktzusammenhänge. Das Landvolk fordert deshalb Verbindlichkeit vom Lebensmittelhandel ein. „Wir schließen uns zudem der Forderung an die Verhandlungen von Lebensmitteleinzelhandel und Molkereien an, die hohe Qualität der Produkte und die harte Arbeit der Landwirtinnen und Landwirte angemessen zu honorieren sowie eine klare Selbstverpflichtung zum Ausstieg aus der Dauerniedrigpreiskultur abzugeben“, so Marina Sancken, die zudem auf den Verpflegungsbeitrag des Landvolks für die Teilnehmer der Demonstration in Beverstedt hinweist.
Aktuell sind die Blockaden nach einem „Teilerfolg“ gelockert worden. „Aldi verzichtet teilweise auf die Butterpreissenkung in der Region Ostfriesland“, berichtet Meyer und sieht das nur als einen ersten Schritt, „denn Ostfriesland ist nicht ganz Deutschland“. So wurden 14 Anlieferungen und Frischetransporte durchgelassen, „denn wir wollen mit unsere Aktion ja nicht die Spediteure treffen“. Dennoch ist das Zentrallager in Beverstedt von den Blockaden derzeit besonders betroffen. Da die Niederlassung zum Jahresende geschlossen werden soll, kann das Lager möglicherweise nicht wie geplant an diesem Donnerstag, 31. Dezember, geräumt werden. Neu sind auch die Blockaden von Milchverarbeitungsbetrieben. „Wir haben auch die Meierei Barmstedt in Schleswig-Holstein lahmgelegt“, berichtet Horst Meyer. Der Butter- und Käseproduzent soll den Discountern Ware zum Niedrigstpreis angeboten haben. Sprecher Horst Meyer und seine Berufskollegen empfinden es jedenfalls als einen Schlag ins Gesicht, „dass sich die Discounter verbal für einen konstruktiven Dialog einsetzen und dann die Preise senken wollen“. „Vorne wird Solidarität gepredigt und hintenherum agiert dann der Kapitalismus, der Druck aufbaut“, schimpft Meyer und zeigt sich von den Ereignissen enttäuscht, zumal sich die Gespräche auf einem guten Weg befunden hätten. Das Aktionsbündnis „Land schafft Verbindung“ will seine Aktionen jedoch fortsetzen.
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