
Landkreis Osterholz. Genaue Regelungen zu Corona-Beschränkungen gibt es für Niedersachsen erst am Wochenende. Klar ist aber schon, dass Geschäfte bis zu einer bestimmten Größe wieder öffnen dürfen. Und Großveranstaltungen sind bis zum 31. August ausgeschlossen.
Der Einzelhandel in Osterholz-Scharmbeck bereitet sich auf die angekündigte Lockerung der Corona-Beschränkungen vor. Während bei Zweiradhändler Heiko Meyerhoff der Verkauf am Tresen noch ruht, brummt es bereits in der Werkstatt. „Jetzt müssen wir Geld verdienen, um über den Winter zu kommen“, sagt er. Im Frühjahr werde nun mal der Hauptumsatz gemacht. Telefonberatung, Online-Geschäft und Reparaturbetrieb hätten ihm in den vergangenen Wochen als Rettungsanker gedient. Mit der neuerlichen Erlaubnis, sein Geschäft unter Berücksichtigung von Sicherheitsregeln zu öffnen, hofft er auf höhere Verkaufserlöse. „Es ist doch etwas ganz anderes, wenn man ein Rad vor sich stehen sieht“, sagt Wellbrock. Er hofft auf das Verständnis der Kunden. Damit nicht zu viele von ihnen im Geschäft sind, wird er die Tür hin und wieder schließen müssen. Wer draußen steht, muss warten. „Es geht nicht anders.“
Auch im Modehaus Kammann herrscht Vorfreude auf eine Teilöffnung. „Wir werden am Montag mit kleiner Mannschaft starten“, kündigt Janine Kammann für den Hauptsitz des Modehauses an. So werde das 375 Quadratmeter große Wäschehaus sofort öffnen. Alle Empfehlungen zum Gesundheitsschutz sollen bestmöglich umgesetzt werden. „Der Endverbraucher soll sich bei uns wohl und sicher fühlen.“ Auch wenn das Haupthaus mit 2600 Quadratmetern Verkaufsfläche zu groß ist, so hofft sie zumindest auf eine Teilöffnung für das Gebäude an der Poststraße. „Wir könnten nur das Erdgeschoss mit 650 Quadratmetern nutzen und den oberen Bereich absperren.“ Sie glaubt nicht daran, dass die Kunden am Montag in Geschäfte stürmen. Szenen wie sie sich bei Öffnung der Baumärkte abgespielt haben, seien im Textilgeschäft nicht zu erwarten. Außerdem sollte die Situation in Klein- und Mittelzentren nicht mit der in Oberzentren und der dort herrschenden Kundenfrequenz gleich gesetzt werden. Auf dem Land sei die Frequenz niedriger. „Wir sind jedenfalls um jeden Tag froh, den es früher losgeht.“
„Das sind gute Nachrichten“, kommentiert die Vorsitzende der Interessengemeinschaft Ritterhuder Betriebe (IRB), Simone Schröter, die Lockerungspläne von Bund und Ländern. Der gesamte Einzelhandel in der Hamme-Gemeinde profitiere davon. Die Geschäfte seien alle kleiner als 800 Quadratmeter, dürften also ab Montag öffnen. Und die Großen gehörten eh zu denen, die bereits eine Genehmigung hätten: Gartencenter, Lebensmittelgeschäfte, Baumärkte. „Mit den zu erwartenden Beschränkungen werden wir klar kommen“, ist sie sich sicher. Ihr Optimismus entspringt den vergangenen Wochen: Die Kunden, die in der Zeit die Werkstatt ihres Fahrradgeschäftes aufgesucht hatten, seien immer sehr geduldig und verständnisvoll gewesen. Die Stimmung unter den Einzelhandel-Mitgliedern der IRB sei daher gut. Es sei ein Schritt nach vorn; hoffentlich einer von Dauer, so Schröter: „Hauptsache, wir dürfen nun wieder loslegen.“ Mit Blick auf Gastronomie und die Veranstaltungs- und Tourismusbranche sowie alle, die noch nicht wieder den Betrieb aufnehmen dürfen, fügt sie hinzu: „Aber die anderen dürfen wir dabei nicht vergessen.“ Die Ritterhuder Tourismus und Veranstaltungen GmbH gehört zu diesen anderen. „Das Jahr hatte sehr gut für uns angefangen“, sagt Geschäftsführerin Regine Schäfer. Das Hamme-Forum sei sehr gut ausgelastet gewesen. Dann kam das Virus, und von einem Tag auf den anderen waren alle Pläne zerschlagen. Nun scheint selbst eine der wichtigsten Veranstaltungen den Maßnahmen zur Eindämmung des Virus zum Opfer zu fallen: die Torfnacht. Das Open-Air-Konzert mit Roger Hodgson ist für den 28. August geplant. Bis zum 31. August sind jedoch alle Großveranstaltungen untersagt. „Ich muss nun erst mal schauen, was alles als Großveranstaltung zählt“, so Schäfer. Allerdings gehe sie davon aus, dass die Torfnacht in diese Kategorie falle. Aktuell führe sie daher bereits Gespräche mit dem Management von Hodgson über einen möglichen Ersatztermin. Das Konzert in Ritterhude sei Teil seiner Welttournee. Die neu zu organisieren, gehe nicht in wenigen Tagen. Daher erwartet Schäfer auch nicht, kurzfristig einen Ersatztermin vom Management genannt zu bekommen – sofern sich überhaupt einer findet. „Ich bitte daher alle, die eine Karte für das Konzert haben, um Verständnis und um Geduld.“
„Wir werfen die Flinte noch nicht ins Korn“, versichert Tobias Hedemann, Vorstandsmitglied beim Osterholzer Erntefestkomitee. Was eine Großveranstaltung ist, müsse vom Land und den Kommunen schließlich erst noch definiert werden. „Und das letzte Wort hat schließlich doch das Ordnungsamt.“ Eine Absage wäre für die Osterholzer äußerst schmerzlich. Die Musik wurde schon im vergangenen Herbst bestellt. „Die Vorbereitungen für das Fest haben praktisch direkt nach dem alten begonnen.“ Das Erntefest in Garlstedt wird traditionell am zweiten September-Wochenende, diesmal vom 11. bis zum 13. September, gefeiert. So war der Vorsitzende des Festkomitees, Norman Heise, schon erleichtert, als er hörte, dass der Termin außerhalb des zeitlichen Banns von Großveranstaltungen liegt, auf den sich Angela Merkel und die Ministerpräsidenten verständigt haben. „Wir haben jetzt Daten, mit denen wir arbeiten können“, erklärte Heise.
Allerdings sei die Unsicherheit nach wie vor groß. Er rechnet zwar nicht mit einer Verlängerung der Kontaktsperre über den 3. Mai hinaus und auch nicht damit, dass es übers ganze Jahr keine größeren Veranstaltungen mehr geben wird. „Doch es bleibt die große Unsicherheit, ob wir das organisatorisch noch alles hinkriegen, was geplant ist.“ Ob nach Garlstedt bestellte Schausteller und Betreiber von Wurstbuden noch aktiv sind, ob ihre Kapitaldecke den langen Shutdown überstanden habe, wisse er schließlich momentan nicht. Die Garlstedter haben schon etliche Vorbereitungen getroffen: „Musikanlage und DJ für den Ernteball sind bestellt, auch das Programm für den bunten Nachmittag steht.“ In die rund zwei Dutzend Erntewagen, die am Festumzug teilnehmen, ist ebenfalls schon Arbeit investiert worden. Sorgen bereitet dem Vorsitzenden die große Tombola, für die rund 600 Preise benötigt werden. Sponsoren hätten sich wegen der wirtschaftlichen Lage verständliche Zurückhaltung auferlegt.
„Stand jetzt dürften wir theoretisch feiern“, sagt Laura Zaß, Vorsitzende des Erntefestkomitees Pennigbüttel. Das Fest ist für das verlängerte Wochenende vom 4. bis 6. September geplant. Doch ihr stellen sich etliche Fragen: Können die Menschen unbeschwert feiern oder sind sie eher verängstigt? Gibt es Auflagen, die nicht erfüllt werden können? Kommen die Schausteller? „Und unsere Sponsoren anzusprechen, traue ich mich kaum.“ Darüber soll demnächst beraten werden. Die Jahreshauptversammlung wurde aus Rücksicht auf die älteren Mitglieder abgesagt. Laura Zaß bringt noch einen weiteren Gedanken in die Diskussion: „Ist es fair, wenn wir feiern, während die Nachbarortschaften auf ihr Fest verzichten müssen?“ Sie schlägt vor, dass die Komitees sich zusammensetzen und überlegen sollten, ob es möglich ist, eine gemeinsame Veranstaltung auf die Beine zu stellen. „Wir stehen doch für eine gemeinsame Sache ein.“
Stadthallen-Manager Matthias Renken hat sich das Protokoll von der wegweisenden Corona-Konferenz ausgedruckt und ist gespannt, wie die Vorgaben auf Länderebene „mit ihren regionalen Unterschieden“ umgesetzt werden. „Wir bekommen dann Planungssicherheit für die Zeit bis zum 1. September. Und was dann kommt, muss abgewartet werden. Die derzeitige Lage ist sehr fragil.“ Das Heeresmusikkorps Hannover, das für den 13. Mai ein Gastspiel in der Stadt plante, hat ihm abgesagt. „Das Einhalten der Abstandsregeln ist schon auf der Bühne nicht einzuhalten.“ Und welcher Musikfan hat schon Lust auf einen Konzertbesuch mit Social Distancing? Die etwas gelockerten Kontaktbeschränkungen gelten bis zum 3. Mai – mindestens.
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Die bisher angefallenen Kosten sollte der Verursacher dieser "Panne", wenn es denn ...