
Hoope. Über einen Zeitraum von zehn Monaten waren in Kambodscha die Schulen geschlossen – das Corona-Virus legte auch in Südostasien das Leben lahm. Am Montag, 11. Januar, haben die Regelschulen ihren Betrieb mit voller Schülerzahl wieder aufgenommen und auch die privaten Einrichtungen warten darauf, wieder komplett in den Schulbetrieb einsteigen zu dürfen. Für eine dieser privaten Schulen engagiert sich Udo Szepanski aus Hoope. Vor 15 Jahren betrat er als langjähriger Thailand-Urlauber das erste Mal benachbarten kambodschanischen Boden und ist seitdem der Faszination des für Europäer eher unbekannten Landes erlegen. Mit dem vor vier Jahren gegründeten Verein für ost-asiatische Schulentwicklung, Oase, zeigen er und Ehefrau Engelinde soziales Engagement.
„Meine Frau ist auch für den ganzen Papierkram zuständig“, sagt Udo Szepanski schmunzelnd. Zum Vorstand gehört außerdem Christian Petermann. Der Verein unterstützt als Partner eine Schule in der Nähe von Battambang. „Diese Schule ermöglicht Kindern aus armen Familien eine Grundbildung. Sie finanziert sich aus privaten Mitteln und Spenden“, erklärt der ausgebildete Erzieher, der gemeinsam mit seiner Ehefrau viele Jahre eine private Jugendhilfeeinrichtung geführt hat. Ein Arbeitsunfall in seinem zuletzt ausgeübten Beruf als Kraftfahrer machte ihn berufsunfähig.
Aktuell besuchen rund 200 Mädchen und Jungen die Schule, die in einem einfachen Gebäude aus Wellblech und Holz untergebracht ist. Normalerweise reist Udo Szepanski mindestens einmal im Jahr nach Kambodscha. „Ich war zuletzt von Januar bis März 2020 da“, erzählt der 61-Jährige. Am 15. März vergangenen Jahres, mit Beginn der weltweiten Corona-Pandemie, habe er gerade noch zurückfliegen können.
„Wir hatten in diesen Monaten in der Schule erstmals einen Deutschkursus angeboten, eine ehrenamtlich engagierte Frau aus Süddeutschland, die mehr tun wollte als Geld spenden, hat sich uns angeschlossen und den Unterricht vor Ort übernommen“, erzählt Udo Szepanski. Obwohl die Deutschstunden außerhalb der regulären Unterrichtszeiten gelegen hätten, seien sie sehr gut angenommen worden. „Es waren immer 40 bis 50 Schüler dabei“, freut er sich rückblickend über den Erfolg des Projekts, das ein unerwartetes plötzliches Ende fand und sobald wie möglich fortgeführt werden soll.
Zu der Zeit sei alles sehr gut gelaufen und man habe sogar davon geträumt, ein neues Gebäude zu realisieren. „Das jetzige Schulhaus hat der Schulleiter, Herr Chy Piseth, mit einigen Helfern selber gebaut“, erzählt Udo Szepanski. Noch während seiner Anwesenheit im vergangenen Winter seien gemeinsam mit einem Architekten Pläne für einen Neubau, der umgerechnet gut 40.000 Euro kosten würde, entwickelt worden. Auch ein Tuk Tuk, eine in Asien übliche Autorikscha, habe man angeschafft. „Wir haben viele Kinder, die sehr weit außerhalb wohnen und deren Eltern es sich nicht leisten können, sie mit dem Moped zur Schule zu bringen, weil das Benzin zu teuer ist“, sagt Szepanski.
Für drei Dollar im Monat, umgerechnet etwa 2,47 Euro, könne nun ein Hol- und Bringservice mit dem Tuk Tuk, auf dem 20 bis 25 Kinder Platz finden, angeboten werden. Einige Male habe man fahren können, dann sei der Schulbetrieb aufgrund der Pandemie eingestellt worden. Die Zeit wurde allerdings genutzt, um das Gebäude zu renovieren. Der Neustart sei bereits mit einigen Schwierigkeiten verbunden gewesen. „Dreimal hieß es im Sommer, dass wir mit eingeschränkter Schülerzahl wieder öffnen können, wenn alle Richtlinien erfüllt werden und die Prüfungskommission ihr Okay gibt“, erzählt Udo Szepanski. Doch nie sei es soweit gekommen, vor drei Monaten habe dann auch noch starker Regen für eine Überschwemmung des Schulgebäudes gesorgt. „Alles war voller Schlamm und alle Vorbereitungen im Rahmen der Hygienevorschriften, wie zum Beispiel abwaschbare Folie auf den Tischen, waren dahin“, berichtet er. Nun würden alle auf den Neustart warten: „Wir müssen das mit asiatischer Gelassenheit ertragen.“
Für die überwiegende Bevölkerung in Kambodscha sei die Pandemie eine humanitäre Katastrophe. „Es ist dramatisch, viele sind unglaublich in Not. Wer vom Millionen-Tourismus in der näheren Umgebung der Tempelanlage Angkor Wat gelebt hat, wurde von der Regierung aufgefordert, in sein Heimatdorf zurückzukehren. Die Städte sind wie ausgestorben. Auch die Landwirtschaft läuft nicht mehr. In der Regel haben chinesische Großkonzerne die Ernten aufgekauft, das machen sie nicht mehr“, weiß Udo Szepanski. Staatliche Hilfen gebe es nicht. „Auch unsere Schule verursacht feste Kosten, aber wir setzen die Spendengelder in dieser Ausnahmesituation nach Absprache mit den Spendern dort ein, wo sie gebraucht werden. Einige Familien im Umkreis unserer Schule versorgen wir mit Lebensmittelspenden und helfen im Rahmen unserer Möglichkeiten da, wo die Not am größten ist.“ Informationen unter Telefon 0 47 95 / 95 49 91 oder 01 73 / 2 08 30 99 und unter www.schulverein-oase.de oder bei Facebook.
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