
Lautes Krähen begrüßt den Besucher. Zu sehen ist von dem Krakeeler allerdings nichts. Denn der Chef-Hahn, wie Magnus Buthmann ihn nennt, sitzt mit seinen Hennen und einem Jung-Hahn im Stall. Und das seit Monaten. „Wegen der Geflügelpest“, erklärt der 17-jährige Stendorfer. Im Landkreis gelte Aufstallpflicht. Allerdings hofft er, dass sich dies in den nächsten Wochen ändere. Schließlich habe er zum 20. April seinen ersten Miet-Huhn-Kunden des Jahres. „Wenn es dabei bleibt, muss der Termin verschoben werden“, sagt er und zuckt mit den Schultern: „Geht ja nicht anders.“
Seit er 13 Jahre war, hält Magnus Buthmann Hühner. 16 Stück sind es zurzeit. Blausperber und Lohmann. „Das sind meine eigenen.“ Die Hennen, die er vermiete, hole er von einem Züchter. Auch Lohmann-Hennen. „Die Rasse ist dafür bekannt, sehr friedlich und sehr menschenbezogen zu sein.“ Genau das richtige für sein Miet-Huhn-Projekt. Denn oft seien es Familien mit Kindern, die sich seine Hühner ausliehen. Auch Kindergärten und Altenheime hätten sich gemeldet. 2020 habe er zehn Kunden gehabt, dieses Jahr seien es bereits 25. Bis August sei er so gut wie ausgebucht. Danach ginge noch etwas. Nur im Oktober sei wieder Schluss. „Dann wird es zu ungemütlich und matschig, dann gehen die Leute nicht mehr so gern raus.“
Die Idee kam ihm im ersten Lockdown. „Ich las damals einen Artikel über eine solche Vermietung in Nordrhein-Westfalen.“ Toll, habe er gedacht und sich gefragt, ob sich wohl auch Leute in dieser Region dafür interessierten. „Zum Spaß stellte ich ein Angebot bei Ebay rein“, erzählt er. „Und wir bekamen ganz viele Anrufe.“ Sie würden wegen der Pandemie nicht in den Urlaub fahren, erzählten ihm die Leute, und wollten gucken, ob ihnen das Halten von Hühnern gefalle. Für den damals 16-Jährigen war das der Startschuss. Zuvor hatte der Gymnasiast die Idee aber mit seiner Familie von allen Seiten abgeklopft. Auch nach ihrer „Sinnhaftigkeit“, wie Magnus Vater Sven-Jörg Buthmann bemerkt. Da sie kein K.O.-Kriterium fanden, gab es grünes Licht von den Erwachsenen und volle Unterstützung für den Schüler.
„Ich vermiete die Hennen mit Stall, flexiblen Zaun und Futter“, sagt der 17-Jährige. 2020 sei er mit einem Stall gestartet, dieses Jahr würden es drei. Er baue sie selbst zusammen. Die tragbaren Ställe hätten eine Grundfläche von 1,5 Quadratmetern und damit Platz für fünf Hennen. Die Tür schließe zur Nacht automatisch. So müssten die Mieter abends nicht daran denken, ihre Miet-Hennen sicher im Stall einzusperren. „Im Dunkeln sehen Hühner kaum etwas“, sagt er. Mit der Dämmerung zögen sie sich deshalb von allein in den Stall zurück. Und die Tür schließe erst, wenn es wirklich dunkel sei. Es müsse schon etwas ganz schief gehen, damit ein Huhn ausgesperrt werde.
„Die Familien mieten die Hühner meist für zwei bis drei Wochen“, erzählt er. Die Altenheimen bis zu acht Wochen. „Die freuen sich schon jetzt darauf, dass sie im Spätsommer wieder Hühner haben, sie füttern und den Stall reinigen können“, so Magnus Buthmann. Er habe im vorigen Jahr erlebt, wie sein Großvater durch den Pandemie-Ausbruch im Altenheim völlig isoliert wurde. „Das war todlangweilig für ihn.“ Wie sehr sich die alten Leute nun auf seine Hennen freuen, bringt den 17-Jährigen daher regelrecht zum Strahlen.
„Hühner haben etwas Faszinierendes“, findet Magnus Buthmann. Zu beobachten, wie sie als Schar zusammenleben, sei spannend. Aber diese Hennen, so betont er, seien keine Haus- und Kuscheltiere. Sie auf den Arm zu nehmen, können, wenn sie falsch gehalten werden, lebensgefährlich für die Tiere werden. Dabei könne ein noch nicht gelegtes Ei im Unterleib zerdrückt werden. Sollte es der Henne nicht gelingen, dieses Ei zu legen, sterbe sie. „Die Chance dazu steht 50 zu 50.“ Der 17-Jährige erklärt den Mietern daher immer, dass sie die Hennen möglichst nicht hochheben, sondern nur ab und zu streicheln sollten. Mehr bedeute für die Tiere Stress: „Und wenn sie Stress haben, legen sie keine Eier.“
Nach einigen Wochen in der Vermietung, behielte er die Tiere für mindestens drei Wochen bei sich zu Hause, wo sie sich von all der Aufmerksamkeit ein bisschen ausruhen könnten. Wie gut es ihnen gehe, verriete ihm dabei der Kamm. Hinge der runter und sei grau, dann stimme etwas ganz und gar nicht mit den Hennen. Das habe er bisher ein einziges Mal gehabt. Eine Ausnahme. „Als ich nach zwei Wochen die Tiere abholen kam, war der Futtersack noch komplett voll; die Hennen hatten nur das Gras im Garten zu fressen bekommen“, erzählt er. Das gehe gar nicht. „Die Tiere blieben dann direkt sechs Wochen bei mir.“
Zwei Familien mit Kindern waren im vorigen Jahr andererseits so von ihren Miet-Hühnern begeistert, dass sie sie plus Stall und Zaun kauften. Auch das sei möglich und erwünscht, sagt Magnus Buthmann. Er grient: „Wenn die Hennen Namen wie Hildegard und DJ tragen, weiß ich, dass sie das Herz der Leute erobert haben.“ Seines haben sie längst in Besitz genommen: „Ich habe noch kein Huhn geschlachtet.“ Die, die nicht von ihren Mietern übernommen wurden, habe er an andere Halter verkauft. „Die Hennen waren schnell weg; mit den Hähnen hat es länger gedauert.“ Denn Magnus Buthmann vermietet nicht nur ausgewachsene Legehennen. Wer einmal erleben möchte, wie aus einem Ei ein Küken schlüpft beziehungsweise wie ein junges Huhn zur Henne heranwächst, kann sich ebenfalls an den Stendorfer wenden. Zu erreichen ist er über seine Internetseite www.https://www.dasmiethuhn.de; auf der gibt es auch Infos zur Mietdauer und den Kosten.
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