
Osterholz-Scharmbeck. "Diese Vorschläge sind so einleuchtend, dass wir darüber eigentlich nicht diskutieren müssen", fand Wilfried Pallasch. Wie der Mann von der Bürgerfraktionsgruppe zeigten sich auch die anderen Mitglieder des Ausschusses für Planung und Stadtentwicklung mehr als einverstanden mit den Gestaltungsgrundsätzen für die Bebauung der Innenstadt von Osterholz-Scharmbeck, die der Bremer Architekt Andreas Schneider am Dienstagnachmittag im Entwurf präsentierte.
Es handelt sich um ein recht dickes Bündel von Empfehlungen, die für die Förderfähigkeit von Modernisierungen und Instandsetzungen im sogenannten Sanierungsgebiet eine entscheidende Rolle spielen werden. Nicht zuletzt auch für die Genehmigungen, die bei entsprechenden Vorhaben einzuholen sind. Nebenbei gewinnt mit den an dieser Stelle getroffenen Festlegungen das Bild vom künftigen Zentrum Osterholz-Scharmbecks an Tiefenschärfe.
Ziel der Innenstadtentwicklung ist es, die City zukunftsfähig zu machen. Dabei nimmt der Kurs in die Zukunft einen Umweg über die Vergangenheit: Es geht um die Erhaltung, Wiederherstellung und Entwicklung des für Osterholz-Scharmbeck typischen Stadt- beziehungsweise Ortsbildes. Schneider hat für seine „Steckbriefe“ einige Gestaltungsmerkmale identifiziert, die schließlich in detailgeschärfte Empfehlungen mündeten. Drei Häusertypen kristallisierten sich heraus: „Ländliches Wohnhaus“, „Wohn- und Geschäftshaus“ und „Neubau“. Für die Bedachung des erstgenannten Typus (überwiegend Satteldach, Walmdach oder Krüppelwalmdach) empfiehlt der Architekt beispielsweise künftig die Verwendung von „Tondachziegeln in natürlichen roten oder erdigen, dunklen Tönen“; hinsichtlich des „Wohn- und Geschäftshauses“ rät er von Tonnengauben ab („nicht ortstypisch“) und legt den Einbau von Holzfenstern und -türelementen nahe. „Witterungsseitig“ könnten auch pulverbeschichtete Aludeckschalen verbaut werden.
Der Architekt stellt eingangs fest, das Bild der Innenstadt von Osterholz-Scharmbeck sei „durch eine Mischung von Bautypen geprägt“. Ursprüngliche Fassaden seien vielfach - besonders in den Erdgeschosszonen – durch Umbauten und Sanierungen verändert worden. Nach und nach entstandene Zubauten hätten mehr oder weniger Bezug auf ihre „Vorgängerbebauung“ genommen. Schneider: „Immer spiegeln sie jedoch den Zeitgeist ihrer Entstehungsepoche.“
Obwohl also im Ausschuss völlige Übereinstimmung mit den von Schneider erarbeiteten Gestaltungsgrundsätzen herrschte und damit auch kein Beratungsbedarf
vorlag, so schien doch noch guter Tat teuer zu sein, was die Frage nach der aktiven Beteiligung der Immobilienbesitzer an dem Zukunftsprojekt angeht. „Die Leerstände machen mir ein wenig Sorgen“, klagte Brunhilde Rühl (CDU) mit Blick auf die Kirchenstraße. Die Förderung allein könne als Anreiz möglicherweise nicht ausreichen, um „das alles wieder herzurichten“. Auch Pallasch warnte, dass es schon ein Problem sei, „wenn nur einer nicht mitmacht. Wir sitzen alle in einem Boot“. Werner Schauer (SPD) machte sich ebenfalls Sorgen, dass Eigentümer sich dem Riesenvorhaben verschließen könnten. Er wünschte sich einen „Wow“-Effekt, der angesichts der sanierten Kirchenstraße eintreten sollte. „Wie kriegen wir das hin?“
Antwort Schneider: „Wahrnehmung ist alles. Es geht nur über gute Beispiele.“ Dazu brauche man Geduld. „Mit dem Leitfaden ist noch nichts gewonnen. Sie müssen Werbung machen, indem sie vor allem den Leuten die Sorgen nehmen.“ Zuvor müsse man sich grundsätzlich fragen, „was wollen wir, was ist uns wichtig in unserer Stadt?“
Wilfried Pallasch hatte zuvor in dieselbe Richtung argumentiert und gefordert, man müsse die Eigentümer unbedingt mitnehmen und ihnen Gelegenheit zum Mitreden geben, „ehe wir es im Rat beschließen“. Gegen diese Vorgehensweise wandte Bauamtschef Frank Wiesner ein, dass eigentlich keine Zeit zu verlieren sei, da man sich schon in Verhandlungen mit den Bauherren befinde. Die Eigentümer würden dann umfassend informiert, versicherte Wiesner: „Wir wollen nicht nur einen Flyer erstellen.“
Die Bürgerfraktionsgruppe regte noch an, dass es zum gesondert zu behandelnden Marktplatz ein „Brainstorming“ geben müsse. Pallasch: „Nicht wie er aussieht, ist wichtig, sondern was wir damit machen wollen. Einen Viehmarkt werden wir dort nicht mehr haben.“ Also müsse man vor allem mit den dort ansässigen Geschäftsinhabern zusammen über Verwendung und Gestaltung nachdenken. Er warnte davor, das Thema mit dem Geld zu beackern, das am Ende übrig geblieben sein werde.
Sein Fraktionskollege Michael Rolf-Pissarczyk legte nach und betonte, für ihn sei der Marktplatz der Mittelpunkt der gesamten Entwicklung. Sie vom Rand her aufzurollen, hält er für keine sonderlich gute Idee. Er bezog sich damit auf Randbereiche des Marktplatzes, die Gegenstand eines städtebaulichen Wettbewerbs sind. Baudezernent Manuel Reichel versicherte, „dass uns der Marktplatz sehr am Herzen liegt“. Er verteidigte aber die Vorgehensweise mit den städtebaulichen Wettbewerben als „Bausteine“. Man müsse einen Schritt nach dem anderen machen: „Wir haben in der gesamten Entwicklung noch zehn Jahre vor uns.“
Zu dem städtebaulichen Wettbewerb hatte die Stadt im vergangenen Sommer aufgerufen, um Impulse für die weitere Innenstadtentwicklung zu setzen. Die städtebauliche Neuordnung, die Entwicklung und Aufwertung von innerstädtischen (Frei-)Flächen und die Verbesserung der Rahmenbedingungen für zukünftige und die bestehende Nutzungen bilden die zentralen Ziele des Wettbewerbs. Die Stadt, die Stadtentwicklungsgesellschaft und der Kirchenkreis samt Kirchengemeinde St. Willehadi sind Eigentümer verschiedener Schlüsselareale in der Innenstadt. Eine zentrale Rolle spielt in diesem Zusammenhang die neu zu betrachtende räumliche Situation für den Bereich „rund um die Kirche“, Kirchenvorplatz, Kirchengebäude und das Baufeld des geplanten Begegnungszentrums.
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