Verden. 480 PS, 192.000 Euro Listenpreis - mit den Daten dieses Mercedes-Lasters, der direkt vorm Rathaus stand, kam gestern beim Verdener Autosonntag kein anderes Fahrzeug mit. Wohl auch wegen der beachtlichen Sitzhöhe von gut zwei Metern standen nicht nur Kinder und Jugendliche Schlange vor dem Brummi, um auch mal Probe zu sitzen.
'Der sieht cool aus', meinte Kevin, was sein ebenfalls 13 Jahre alter Kumpel Nick nur zu gern bestätigte. Mit dem SLS, dem neuen exklusiven Flügeltürer von Mercedes, nach dem sich die Jungs erkundigten, konnte Oliver Buchholtz dagegen nicht aufwarten. 'Vorige Woche haben wir gerade einen verkauft', berichtete der Verkaufsberater von Mercedes-Schulz.
Von Krisenstimmung war gestern gar nichts zu bemerken auf der Autoschau, die sich vom Lugenstein durch die gesamte Fußgängerzone bis zum Norderstädtischen Markt hinzog. 'Wir haben 2009 doppelt so viele Neuwagen verkauft wie sonst', sagte beispielsweise Frank Kühn vom gleichnamigen Citroen-Autohaus in Verden. Und nach dem ersten Vierteljahr 2010 könne er sagen: 'Wir sind auf einem guten Weg.' Nach dem abrwackprämien-bedingten Kleinwagen-Boom schauten die Leute nun wieder verstärkt nach Familienautos.
Gestern nicht zu sehen gewesen, aber für den Herbst angekündigt ist ein Citroen-Elektroauto mit vier Sitzen und vier Türen und 130 Kilometer Akku-Reichweite. Das Auto werde zwar 30.000 bis 35.000 Euro kosten, dafür sollen aber die Betriebskosten bei unter zwei Euro pro 100 Kilometer liegen, sagte Kühn. Die Typen-Bezeichnung C-Zero sei Programm: Im Betrieb stößt der Wagen kein CO2 aus.
Exklusive Modelle ausgestellt
So schnell sind die Entwickler bei VW nicht, wie es beim Autohaus Eggers hieß. 'Das Elektroauto wird kommen, aber keiner weiß, wann', so Verkaufsleiter Christian Emigholz. Dass sich die Menschen gestern gerne in Wagen wie Touareg, Tiguan oder A 5 Cabrio hineingesetzt haben, erklärt er so: 'Das sind eben exklusivere Modelle, die man nicht so oft auf der Straße sieht.' Von einer Absatzkrise sei bei VW nichts zu spüren.
Bei Renault-Bomnüter aus Kirchlinteln freut man sich derweil über die starke Nachfrage nach den preiswerten Autos der rumänischen Renault-Tochter Dacia. '2009 ist bombig gelaufen', so Inhaber Rudolf Bomnüter, er habe mehr Dacias als Renaults verkauft. Auch mit den 2010er Zahlen sei er recht zufrieden. Der neue Dacia-Geländewagen, der für gerade mal 11900 Euro zu haben sei, würde ihm geradezu aus der Hand gerissen, 'wenn der Hersteller uns denn nur genügend Fahrzeuge liefern könnte'. Das Erfolgsrezept der Rumänen fasst er so zusammen: 'Ausgereifte Renault-Technik mit wenig Elektronik.'
Mangels Masse gar keine Elektronikprobleme haben die Borgward-Freunde an ihren Fahrzeugen zu beklagen. Wie immer am Autosonntag saßen sie gestern an der Herrlichkeit im Schatten und schauten sich die vielen Leute an, die ihre in der Sonne blitzenden Schätzchen bestaunten. Ulrich Borowski aus Bremen war mit seiner Arabella gekommen, die er im März 1961 neu gekauft hatte. Der 45 PS starke Wagen sei voll alltagstauglich, erzählt der frühere Borgward-Werker, der mit der Arabella und abwechselnd mit der Isabella, die er ebenfalls besitzt, regelmäßig Treffen in der Schweiz, in Österreich, Belgien und Schweden besucht. Vermisst er denn nicht moderne Annehmlichkeiten wie ABS, Airbags und Servolenkung? 'Ich fühle mich sehr sicher in meinen Borgwards', meint er.