Osterholz-Scharmbeck. 'Unsere Geduld ist zu Ende, wir lassen uns nicht weiter vorführen', rief SPD-Fraktionschef Karl Schönemeier und sprach damit allen Mitgliedern des Stadtrates aus der Seele: einstimmig folgte das Kommunalparlament in seiner Sitzung am Donnerstag dem Antrag der SPD und beauftragte Bürgermeister Martin Wagener, noch einmal aktiv zu werden in Sachen Bahnhofsmodernisierung. Wagener soll sich dafür einsetzen, dass die Deutsche Bahn den Bahnhof nicht erst wie angekündigt 2013 sanieren lässt.
Die Art und Weise, wie die Bahn mit dem Mittelzentrum Osterholz-Scharmbeck umgehe, 'ist unerhört', sagte Schönemeier. Mit der Anlage eines Park&Ride-Parkplatzes für Pendler und der Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes habe die Stadt ihre Hausaufgaben gemacht. 'Doch der Schandfleck Bahnhof ist geblieben.'
Im Auftrag des Rates soll sich der Bürgermeister jetzt schriftlich 'an alle Gremien und Personen wenden, die im Hinblick auf eine unbedingt erforderliche Sanierung des Bahnhofes im Mittelzentrum Osterholz-Scharmbeck Verantwortung tragen', wie es im Beschluss heißt. In dem Schreiben soll Wagener 'deutlich machen, dass für weitere Verzögerungen der Sanierung kein Verständnis mehr aufgebracht werden kann.'
Das Stadtoberhaupt soll zudem beantragen, dass der Bahnhof der Kreisstadt bei der nächsten Sanierungsrunde des Programmes 'Niedersachsen ist am Zug' nicht erst 2013 in Angriff genommen wird, sondern 'in der ersten Charge an die erste Stelle gesetzt wird'.
Auch bei Martin Wagener kochten die Emotionen hoch. 'Die Bahn ist noch nicht einmal in der Lage, wenigstens dafür zu sorgen, dass auf dem Bahnhof aufgeräumt wird.' Der Bürgermeister bezeichnete den Bahnsteig als einen 'Schweinestall'. Große Hoffnung, mit einem Schreiben etwas zu erreichen, habe er nicht, so Wagener. Der Bahn sei es offenbar 'total egal', was in Osterholz-Scharmbeck passiere.
Auch der Linke-Ratsherr und neue Bundestagsabgeordnete Herbert Behrens gab sich wenig optimistisch - als Mitglied des Verkehrsausschusses im Bund habe er die Bahnhofssanierung immer wieder thematisiert - doch seine Erfahrung mit Verantwortlichen bei der Bahn sei 'ernüchternd'.