
Ein fremder Mann, der an einem Freitagabend vor fünf Jahren ein Konzert der Sängerin Mirjana Hahl besucht, stellt innerhalb von wenigen Momenten ihre gesamte Welt auf den Kopf. „Er offenbarte mir, dass er mein Vater ist“, sagt die 37-jährige Songwriterin, die lediglich unter ihrem Vornamen auftritt. Nach einem Vaterschaftstest kommt schließlich heraus, was ihre Mutter über 30 Jahre lang geheim hielt: Die in Stuhr aufgewachsene Sängerin ist ein sogenanntes Kuckuckskind. Diese Erfahrung aufzuarbeiten, hat Mirjana Hahl, früher Mirjana Uhde, im vergangenen halben Jahr bei der Arbeit an ihrem neuen Song „Du bist die Antwort“ versucht. Nach einer einjährigen Babypause kehrt die zweifache Mutter mit der Veröffentlichung der Single jetzt zurück.
„Meine ganze Familienwelt ist zusammengebrochen“, sagt Hahl heute über die folgenschwere Offenbarung. „Nach dem Vaterschaftstest hatte ich plötzlich zwei Väter, neue Geschwister und war Halbtürkin.“ Ihr sozialer Vater, den sie einfach nur „Papa“ nennt, sei am Boden zerstört gewesen. Für Hahl begann währenddessen eine Identitätskrise, die sie in ihrem neuen Song aufgreift. „Ich musste mich neu finden und gleichzeitig waren so viele Fragen geklärt“, erinnert sie sich. „Mein leiblicher Vater ist die Antwort darauf, wieso ich mich immer etwas verloren gefühlt habe und dachte, aus irgendeinem Grund nicht in meine Familie zu passen.“ Dass ihre leibliche Schwester in der Türkei seit Teenagerjahren ein Popstar ist, passt ihrer Meinung nach ebenfalls zu ihrer eigenen musikalischen Ader. Die Musik sei ausschlaggebend gewesen, um Hahl durch diese schwere Zeit zu tragen. „Statistisch gesehen gibt es so viele Kuckuckskinder, aber man fühlt sich trotzdem völlig allein.“
Mit ihrem leiblichen Vater hat Hahl, wie sie sagt, seit einem Jahr nicht mehr gesprochen. „Wir haben es versucht, aber er hat nach so langer Zeit keinen Platz mehr in meinem Leben gefunden“, klärt sie auf. Mit ihrer restlichen türkischen Verwandtschaft hält die 37-Jährige ihren Angaben nach den Kontakt. „Obwohl es eine schwere Zeit war, haben auch mein Papa und ich viel geredet und konnten unsere Beziehung regenerieren“, sagt sie über ihren sozialen Vater. Die Mutter habe Hahl dagegen keine klaren Antworten gegeben.
Doch sie betont: „Ich möchte mit diesem Song niemandem die Schuld geben oder die Beteiligten verurteilen, sondern einfach meine Perspektive darstellen.“ Die Beweggründe ihrer Mutter zu verstehen, sei dennoch schwierig. Wenn man ein Kind habe, denke man noch einmal intensiver über solche Situationen nach. „Ich könnte mir niemals vorstellen, so ein Geheimnis vor meinen Kindern zu haben“, sagt sie mit Blick auf ihren sechs Monate alten Sohn. Es gebe schließlich immer einen Weg und Ehrlichkeit sei das Wichtigste. Doch wieso hat die Sängerin die Single erst Jahre nach dem Ereignis geschrieben? „Ich habe dadurch heute nichts zu verlieren“, sagt die Stuhrerin, die ihren Angaben nach keinen Kontakt mehr zu ihrer Mutter hat. Für dieses Jahr sei die Veröffentlichung von insgesamt drei Singles geplant.
Nach ihrer Babypause sei das Ziel der 37-Jährigen nun, sich auf ihre Familie und ihre Musik zu konzentrieren. Im September kehrt Hahl, wie sie sagt, außerdem voraussichtlich zu ihrer Tätigkeit als Tierarzthelferin bei einer Tierkrankenversicherung zurück. Zu schaffen sei das vor allem mit der Unterstützung ihres Ehemannes. Die Babypause begann Hahl im März des vergangenen Jahres, genau zu Beginn der Pandemie. „Daher war die Zwangspause zu dem Zeitpunkt ganz passend“, sagt sie lächelnd. Bis zur 40. Schwangerschaftswoche ist die Sängerin ihren Angaben nach noch auf Hochzeiten im Landkreis Diepholz aufgetreten. Mit der Pandemie kann Mirjana Hahl, wie sie sagt, leben: „Ich kann immer noch Songs veröffentlichen und in Ruhe an ihnen schreiben.“
Ab Sonntag erhältlich
Mirjana Hahls neuer Song „Du bist die Antwort“ ist in Zusammenarbeit mit Thomas Milowski, Sascha Barasa Suso und Nils Völcker entstanden. Das Musikvideo wurde im Bremer Konzerthaus Die Glocke gemeinsam mit der Agentur Die Videographen gedreht. Erhältlich ist das Lied ab diesem Sonntag, 28. März, bei Apple, Spotify, Deezer, Amazon und Youtube.
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