
Stuhr. Es ist eine der beliebtesten und meistbesuchten Veranstaltungen im Kalender der Gemeinde Stuhr. Die Rede ist von der jährlichen Babywaldplanzung, bei der Eltern eingeladen sind, für ihren frischgeborenen Nachwuchs einen Baum zu pflanzen. Seit dem Jahr 1982 organisiert die Gruppe Mehr Grün für Stuhr gemeinsam mit der Verwaltung die Aktion. Mehrere Hundert Menschen nehmen daran teil. Aufgrund der Corona-Pandemie musste die Pflanzung im November 2020 – es wäre die 40. gewesen – abgesagt und auf März verschoben werden. Doch auch dieser Termin kann wegen der Pandemie nicht eingehalten werden, teilt die Gemeinde mit. Jetzt soll im kommenden November die Pflanzung nachgeholt werden. Doch auch die Flächen dafür werden knapp.
„Die aktuelle Lage lässt es einfach nicht zu“, sagt Henning Winter vom Fachdienst Hoch-, Tief- und Landschaftsbau bei der Gemeinde zur Verschiebung. Die Aktion, die im Jahr 1982 mit der Pflanzung von 70 Bäumen auf einer von Heinz Nobel vom Gasthaus Nobel in Moordeich zur Verfügung gestellten Fläche begann, habe sich mit den Jahren kontinuierlich vergrößert. So seien in den vergangenen Jahren immer zwischen 180 und 200 Bäume gepflanzt worden, mehr als 500 Besucher nahmen an den Aktionen teil, so Winter. Andrea Radoy, Sprecherin von Mehr Grün für Stuhr, schätzt sogar, dass an die 1000 Teilnehmer kommen. „Dieses Angebot der Gemeinde Stuhr ist für die Familien etwas Besonderes und hat eine hohe symbolische Bedeutung. Daher wird es auch sehr gut angenommen. Die Teilnahmequote der Familien eines Geburtenjahrgangs beträgt daher seit Jahren konstant 65 bis 70 Prozent“, so Winter. Die Veranstaltung habe sich von einer kleinen Zusammenkunft zu einer Großveranstaltung entwickelt.
Auch Stuhrs Bürgermeister Stephan Korte ist begeistert: „Das ist ein regelrechtes Happening.“ Das Projekt, das auf eine Idee des verstorbenen Mehr-Grün-für-Stuhr-Sprechers Erhard Godt zurückgeht, habe auch „bundesweite Beachtung“ erhalten. Zum Beispiel wurde es 2016 mit der Niedersächsischen Forstmedaille ausgezeichnet. Auch habe es bereits Anfragen aus anderen Teilen Deutschlands gegeben, berichtet Wirtschaftsförderer Lothar Wimmelmeier
Mit den Jahren und den 39 bisherigen Pflanzungen sind laut Henning Winter rund 30 Hektar Wald mit mehr als 5500 Bäumen gepflanzt worden. Zumeist seien es Eichen oder Hainbuchen, weiß er.
Doch neben der Corona-Krise machen den Verantwortlichen auch noch zwei andere Dinge Sorgen: Zum einen sind es die trockenen Sommer. „In den ersten vier bis fünf Jahren pflanzen wir noch nach“, sagt Winter über die teilweise eingehenden Bäume. Später sei eine Nachpflanzung nicht mehr sinnvoll, da sich die neuen Bäume aufgrund des Schattenwurfs ihrer Nachbarn nicht mehr richtig entwickeln können.
Zum anderen gibt es Probleme, geeignete Flächen zu finden, sagt Winter. „Es wird zunehmend schwierig“, erklärt er. Die Gemeinde sei auf den Grundstücksmarkt angewiesen. Passende Flächen – am besten eignet sich laut Winter normales Ackerland – seien auf dem Markt aber rar. „Wir möchten nicht Bach- oder Grabenniederungen bepflanzen“, sagt er. Auch Sandböden würden sich nicht eignen. „Sonst müssen wir jeden Tag mit der Gießkanne hin“, so Winter weiter. Ebenfalls hätten sich Pachtmodelle mit Privatflächen „nicht bewährt“. „Es soll etwas Langfristiges sein. Wir kaufen lieber ein Grundstück und dann sind wir frei in der Entwicklung“, sagt er. Nur müsse dafür eben das richtige Areal verfügbar sein. Und dort stehe die Gemeinde in Konkurrenz mit Landwirten und Käufern, die die Flächen als Kapitalanlage nutzen. Laut Andrea Radoy werden pro Pflanzung etwa ein bis anderthalb Hektar benötigt.
Deshalb gebe es im Stuhrer Rathaus schon Überlegungen für mögliche Alternativen, berichtet Stuhrs Erste Gemeinderätin Bettina Scharrelmann. Das Projekt bestehe dabei aus mehreren Komponenten. Zum einen dem Klimaschutz- und Umweltgedanken, zum anderen der Verantwortung für die nächsten Generationen, sagt sie. „Ein Baum ist Verantwortung“, findet Scharrelmann. Es könne aber auch andere Felder geben, in denen eine ähnliche Aktion möglich wäre. „Feuchtgebiete, Versandung oder Blühstreifen“, zählt sie auf. „Die Ideenbörse läuft“, sagt Stephan Korte. Auch Andrea Radoy hat bereits Ideen im Kopf. Sie denkt zum Beispiel daran, Familien kleine Flächen zur Pflege an die Hand zu geben. Blühstreifen oder -wiesen seien ebenfalls eine Alternative. „Wenn es soweit kommt, müssen wir eine Alternative finden, die auch der Symbolik entspricht“, sagt Korte mit Blick auf den Nachwuchs der Gemeinde.
Alle Beteiligten hoffen, dass im November die 40. Pflanzung stattfinden kann. „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“, betont Korte. Wie genau die Veranstaltung dann geplant wird, steht noch nicht fest. Immerhin müssten gleich für zwei Jahrgänge Bäume gepflanzt werden. „Das geht nicht an einem Termin“, sagt Henning Winter. Auch dort laufen schon die Überlegungen für einen „größeren Rahmen“, so Korte und Radoy.
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