
Weyhe/Syke. 74 Jahre ist es am 27. Januar her, dass die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz befreit hat. Heutzutage wird an diesem Datum in Deutschland allen Opfern der Nationalsozialisten gedacht. Im vergangenen Jahr haben sich die Gemeinde Weyhe und die Stadt Syke für eine entsprechende Gedenkveranstaltung erstmals zusammengeschlossen, auch im Jahr 2019 wird die Kooperation fortgesetzt. Fand die erste Veranstaltung in Syke statt, ist in diesem Jahr Weyhe mit der Ausrichtung an der Reihe. Und die Verantwortlichen haben sich wieder etwas Besonderes einfallen lassen.
„Als ich in einem Flyer der Bremer Shakespeare-Company geblättert habe, habe ich gesehen, dass das Ensemble auch szenische Lesungen anbietet“, berichtet Hermann Greve, der sowohl in Syke, als auch in Weyhe als Archivar tätig ist. Die Organisatoren suchten den Kontakt zu den Bremer Künstlern, diese sagten für den Gedenktag zu. Und so sind Erika Spalke, Peter Lüchinger und Michael Meyer am Sonntag, 27. Januar, zu Gast in Weyhe. „Sie werden Briefe, Gedichte und Tagebuchnotizen aus dieser Zeit vorstellen“, sagt Greve und präsentiert drei entsprechende Bücher. In dem Werk „Dies sind meine letzten Worte... Briefe aus der Shoah“ wurden mehr als hundert Briefe von Männern, Frauen, Kindern und Jugendlichen zusammengetragen. Oft seien dies die letzten Dokumente der Menschen, laut Greve teilweise kurz vor der Deportation oder der Erschießung entstanden. Die drei Künstler der Shakespeare-Company haben einige Texte aus diesem Buch ausgewählt.
Das zweite Werk ist „Wann wohl das Leid ein Ende hat“. Dort sind Lieder und Gedichte einer damals jungen Frau zusammengefasst, die in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurde. „Sie ist später noch einmal dorthin zurückgegangen, um die an diesem Ort vergrabenen Dokumente zu bergen“, berichtet der Archivar. Das dritte Buch heißt „Bergen-Belsen – Tagebuch eines Jugendlichen“. Wie der Titel es verrät, beinhaltet das Werk die aufgeschriebenen Erinnerungen eines jungen jüdischen Mannes aus Hamburg. Mit seiner Familie ist der in den 1930er-Jahren nach Griechenland geflohen, erzählt Greve. „Als das Land besetzt wurde, kam er in ein sogenanntes ‚Aufenthaltslager‘ von Bergen-Belsen, wo Menschen sozusagen auf Vorrat gehalten wurden, falls andernorts Arbeiter ausfallen“, informiert er über die Hintergründe des Autors. Auch dort habe der junge Mann Brutalität und die Folgen von Zwangsarbeit zu spüren bekommen. Umrahmt werden alle Texte an diesem Abend laut den Verantwortlichen durch zeitgenössische Liedbeiträge.
„Es ist wichtig, sich in unserer Zeit breit gegen Rechtsextremismus aufzustellen“, betont Suse Laue, Bürgermeisterin von Syke, die Wichtigkeit der Gedenkveranstaltung. „Das Ganze ist aktive Erinnerung“, ergänzt sie. Denn die Umsetzung des Stoffes als szenische Lesung mache den Inhalt greifbarer, „es ist nicht so theoretisch“, so Laue. Auch Ina Pundsack-Bleith, Weyhes Erste Gemeinderätin, hält es für notwendig, die Erinnerungen an das Geschehene wachzuhalten. „Die Zeitzeugen werden immer weniger, und im Gespräch mit Jugendlichen spürt man häufiger, dass das Wissen um diese Zeit nicht so ausgeprägt ist, wie es sein sollte“, berichtet sie.
Im vergangenen Jahr war die Veranstaltung in Syke bereits sehr gut besucht, wie sich Kathrin Wilken, die Kulturbeauftragte der Hachestadt, erinnert. „Wir haben mit etwa 80 Personen gerechnet, am Ende waren es weit mehr“, sagt sie. Gerade deshalb sei man auch gespannt und hoffnungsvoll, dass viele Menschen den Weg zur Weyher Veranstaltung finden. Auch hoffe man auf eine spannende Umsetzung der Künstler. „Mit der Shakespeare-Company haben wir in Weyhe noch nicht zusammengearbeitet“, sagt Tina Fischer, Kulturbeauftragte der Gemeinde. Den entsprechenden Ansatz in diesem Jahr begrüßt sie aber: „Es ist schwierig, die Leute heutzutage noch mit Gedenkveranstaltungen zu erreichen“, weiß sie zu berichten.
Die Veranstaltung beginnt am Sonntag, 27. Januar, um 18 Uhr. Ort des Geschehens ist der Ratssaal des Weyher Rathauses, Rathausplatz 1. Der Eintritt ist frei. Die Organisatoren gehen davon aus, dass die szenische Lesung maximal anderthalb Stunden dauert.
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