
Weyhe. Sichtlich unangenehm ist es Heike Begander, als sie am Montagabend Urkunde und Blumenstrauß aus den Händen von Bürgermeister Andreas Bovenschulte erhält. Dieser Applaus, alle Augen auf sie gerichtet. Die bescheidene Lahauserin, gerade als Weyherin des Jahres 2017 verkündet, wird rot. Sie dankt höflich, wie viele sie kennen.
Aber viele kennen Heike Begander auch anders. Denn für ihr sonst so freundliches Wesen ist die 50-Jährige nicht ausgezeichnet worden. Als "auf nette Art und Weise penetrant" beschreibt sich die Mutter von zwei Töchtern selbst. Diese wiederum waren es, die sie – früher Altenpflegerin und heute als Teamleiterin im Einzelhandel tätig – im Nebenberuf zur wahren Kämpfernatur werden ließen. Denn Heike Begander – und genau deshalb fiel die Wahl der Jury diesmal auf sie – hat sich von 1996 bis 2017 ehrenamtlich für die Belange der Weyher Kinder eingesetzt. Auch, aber eben nicht nur für die eigenen.
Alles begann für sie vor 22 Jahren als Elternsprecherin im Kindergarten Lahausen. Später wurde sie Mitglied im Gemeindeelternrat für Kitas und Horte und im Orga-Team Basargruppe. Nach dem Wechsel ihrer älteren Tochter Mailine an die Grundschule Lahausen wurde sie hier Schulelternratsvorsitzende sowie aktives Mitglied im Förderverein. In dieser Zeit wirkte sie mit an der Schulwegmängelliste der Gemeinde und erreichte zudem den Anbau eines WC an den Altbau der Lahauser Schule. Erfolgreich setzte sie sich auch für eine immerhin 30 000 Euro teure Ampelanlage an der Lahauser Straße ein.
Überdies saß sie im Gemeindeelternrat Schulen. Diesen prägte sie als Vorsitzende lange maßgeblich, ab 2006 auch als Vertreterin im Schulausschuss. Als der Nachwuchs älter wurde, wuchs sie mit – und übernahm den Vorsitz des Schulelternrats der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Kirchweyhe, dann die Rolle der Elternsprecherin an den Berufsbildenden Schulen in Syke. Auch im Kreiselternrat war sie vertreten. Heike Begander war 2010 zudem Gründerin des Nordverbunds der KGS-Elternvertreter. Als ihr zweites, sechs Jahre jüngeres Kind Sharline auf die KGS Leeste kam, wurde sie auch dort Elternsprecherin der Gymnasialen Oberstufe. Dem Landeselternrat, der stets in Loccum tagte, gehörte sie ebenfalls an. Ihre Erkenntnis: "Nach dem, was mir da erzählt wurde, meckern wir in Weyhe auf hohem Niveau."
Jetzt, da Sharline ihr Abitur in der Tasche hat, hat sich Heike Begander aus der Schularbeit zurückgezogen. Und sie ist froh darüber: "Die Schulpolitik ändert sich so schnell, wir haben so viele Umbrüche mitgemacht." Sie denke da an die Einführung der Verlässlichen Grundschule oder die Abschaffung der Orientierungsstufe. "Meine Mädels waren oft Versuchshäschen", sagt sie.
Gern mitgemacht habe sie wiederum die zusammen mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) organisierten Seminare zu Grundlagen der Elternarbeit und verschiedenen Schwerpunktthemen. Die Referenten hatten ihr zufolge jeweils bis zu 120 Zuhörer – und das an Sonnabendnachmittagen.
Stolz ist sie auch darauf, an der Seite ihrer langjährigen Mitstreiterin Katrin Kurtz die Errichtung von UMTS-Sendemasten in Weyhe verhindert zu haben. Auch Ryanair war einer ihrer Gegner: Sie organisierte eine Sammelklage gegen die Fluggesellschaft, nachdem diese die Klasse ihrer Tochter Sharline erst verspätet nach London brachte, wodurch sich der Aufenthalt um einen Tag verkürzte. "Am Ende haben wir mehr Geld rausgekriegt als die Tickets gekostet hatten", kann sie zufrieden über den Ausgang eines letztlich drei Jahre dauernden Rechtsstreits berichten.
Auch Nachbarn half sie stets: Eine ältere Dame betreute sie nach eigenen Angaben bis zum Tode, für eine gehbehinderte Freundin kauft sie bis heute mit ein. Und um fremde Kinder kümmerte sie sich. Wenn sie ausnahmsweise mal an sich denkt, liest Heike Begander, puzzelt, plant Feiern oder hört Musik. Kein Hobby allerdings: im Rampenlicht stehen wie am Montag im Rathaus.
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Das glaube ich nicht, das ist nicht ...