
Weyhe-Kirchweyhe. Olaf Bösche kennt das Geschäft Zweirad Bösche von Kindesbeinen an. Der Name verrät es: Der Einzelhandel samt Werkstatt für Räder ist ein Familienbetrieb, aktuell in dritter Generation - noch. Denn Bösche will das Kirchweyher Geschäft zum 1. Mai an einen Nachfolger übergeben. Der steht bereits in den Startlöchern.
Es ist das Jahr 1996, als Bösche das Geschäft von seinem Vater übernimmt. 2006 baut er neu und zieht von der Kirchweyher Straße 4 an den jetzigen Standort an der Hausnummer 7. Doch das Geschäft hat eine weit ältere Geschichte. Denn gegründet hatte es einst der Großvater im Jahr 1934, wie Bösche berichtet. Der Familienfaden allerdings reißt nach Bösche ab, denn er hat keine eigenen Kinder, die für eine Nachfolge in Frage kommen. Die steht nun dennoch an. „Die Möglichkeit der Nachfolge ergab sich“, sagt der 55-Jährige und betont, dass es „nicht ganz einfach“ sei, jemanden dafür zu finden. Für ihn war es somit der „entscheidende Grund“, das Geschäft in andere Hände zu geben, als Malte Martens ins Spiel kommt, der nun neu an der Spitze des Fachhandels stehen soll.
„Das Geschäft hat immer erfolgreich funktioniert“, sagt Bösche. Nun aber gebe es für ihn die Möglichkeit, „nichts zu machen“, sich auf die Familie zu konzentrieren. Die sei „jetzt mal dran“. Auch seine Ehefrau beendet ihren Job. Mit 16 sei er in die Lehre gegangen. „Seitdem arbeite ich“, sagt er. „Ich kann jetzt Dinge nachholen, die ich noch machen möchte“, erzählt Bösche weiter. Vielleicht steht eine Reise mit dem Rad durch Deutschland oder noch weiter an. Auch widmet er sich womöglich einer neuen Aufgabe.
Für Bösche kommt der Wechsel zu einem guten Zeitpunkt, denn im Betrieb stehen Neuerungen an - unausweichlich, wie er sagt. Das Geschäft müsse „auf das Niveau, das die Zukunft von uns erwartet“. Beispielsweise müsse die Annahme von Reparaturaufträgen für die Werkstatt digitalisiert werden, so wie es auch in der Autobranche üblich sei. Kundendaten sollen hinterlegt werden und diese dann via SMS über ihr repariertes Rad informiert werden. Auch das Warenbestellsystem soll umgestellt werden, erklärt Bösche. „Das wird dazu führen, dass effizienter gearbeitet werden kann“, sagt der Geschäftsmann. Seinem 34 Jahre alten Nachfolger gehe das „leicht von der Hand“, auch mit Blick auf Social Media. „Den Einzelhandel, wie er mal war, wird es in Zukunft so nicht mehr geben“, meint Bösche. Der gleichnamige Betrieb müsse sich auf den Verkauf von Fahrrädern und Dienstleistungen konzentrieren. Etwa 18 verschiedene Fahrradsattel und -taschen vorrätig zu haben, könne man nicht leisten. „Man muss eine Nische haben“, sagt der Fahrradhändler.
Bei Zweirad Bösche ist das bereits der Fall. In erster Linie werden elektrische Räder - Pedelecs - angeboten. Sie machen im Angebot einen Anteil von 75 Prozent aus, die übrigen 25 Prozent entfallen auf Reise- und Trekkingräder. „Wir haben uns ein gewisses Alleinstellungsmerkmal erarbeitet“, sagt Bösche. Kunden würden aus ganz Norddeutschland den Weg zum Kirchweyher Fachhändler finden.
Was die Neuerungen angeht, das Konzept des Geschäfts, aber auch die Leidenschaft für Fahrräder, sind sich Bösche und sein Nachfolger einig. „Ich fahre seit Kindesbeinen Fahrrad“, zeitweise auch Rennrad, berichtet Malte Martens. Viele Rennen sei er gefahren und in vielen Vereinen gewesen - alles auf Amateurbasis. Nachdem der Versuch, eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann in einem Fahrradladen zu machen, scheiterte, wurde er Fotograf - seine zweite Leidenschaft, wie der im Syker Ortsteil Gessel aufgewachsene Fachmann berichtet. Denn beruflich wandte er sich nach der Ausbildung schließlich doch der Fahrradbranche zu. Er arbeitete beispielsweise als Werkstattleitung in einem Fahrradladen, auch in Lilienthal, ging für viereinhalb Jahre zu einem Hersteller nach Österreich, arbeitete im technischen Vertrieb im Innendienst, wurde Außendienstmitarbeiter für Norddeutschland. Insgesamt kommt er auf 17 Berufsjahre in der Fahrradbranche.
Nun führt ihn der Weg zurück in den Einzelhandel. „Die Kontakte in der Fahrradbranche sind tief verwurzelt“, sagt er über sein Netzwerk. So kam er schließlich zu Zweirad Bösche, weil er dort einst die Mitarbeiter schulte, deren Chef er nun mit Beginn des kommenden Monats wird. Aktuell sind es vier, Martens aber möchte eine weitere Kraft einstellen. Sein Plan jetzt: „Erst einmal reinkommen“. Was die Pandemie angeht, macht er sich nicht allzu viele Sorgen, denn „Fahrradfahren ist sehr coronafreundlich“. Die Reisemöglichkeiten seien eingeschränkt und die Menschen hätten entsprechend Geld übrig. „Mal gucken, wo die Reise hingeht“, sagt Martens. Zwar ist sein Name neu im Geschäft, doch der alte bleibt: Zweirad Bösche.
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