
Mit Begriffen wie „Natriumsulfat 10 Hydrat krist“ können vermutlich die wenigsten etwas anfangen. Die Siebtklässlerinnen Friederike Pieper und Laurien Schwientek dafür aber umso mehr. Mit ihrem Projekt „Optimierung der Kristallzucht“ sind sie auf dem ersten Platz des Regionalwettbewerbes von „Schüler experimentieren“ im Bereich Chemie gelandet. Und dabei spielt besagtes Natriumsulfat eben eine Rolle. Darüber hinaus hat sich jede der Schülerinnen des Gymnasialzweiges der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Brinkum noch mit einem eigenen Projekt eingebracht. Für sie geht es im März weiter im Landesentscheid, der diesmal virtuell übertragen wird.
Dann ist da noch Friederikes Schwester Katharina, Viertklässlerin an der Grundschule Brinkum, die in der Kategorie Mathematik des Regionalwettbewerbes den ersten Platz belegt hat. Sie hat ein Memory- und ein Domino-Spiel entwickelt, mit dem Erstklässler leichter die „Zehnerfreunde“ lernen können. Zahlen also, die miteinander addiert die Zahl zehn ergeben. Auch einen Rechenschieber und inzwischen auch ein Quartett-Spiel hat die Neunjährige entwickelt. „In meiner Klasse gibt es so viele, die nicht rechnen können. Da muss ich oft helfen“, erzählt sie von ihrem Anreiz, die Hilfen zu entwerfen. Die Spiele können an mehrere Altersstufen angepasst werden. Beim Domino etwa können Farben aneinandergelegt werden, die zwei „Zehnerfreunde“ zusammenführen, die Drei und die Sieben zum Beispiel. Oder die Worte Tür für die Zahl mit drei Buchstaben und das Wort Klingel aus eben sieben.
Katharina Pieper, die ab dem kommenden Schuljahr eine Kaderklasse fürs Schwimmen in Bremen besuchen wird, durfte erstmalig an dem Forschungswettbewerb teilnehmen, unterstützt hat sie Lehrerin Nicole Hedden. Genau wie ihre ältere Schwester möchte sie auch weiterhin dabei sein. „Ich möchte das Thema noch weiterführen“, sagt sie. Da gebe es schließlich noch weitere Rechenarten, die darauf warten, spielerisch verpackt zu werden. Eine Idee für spätere Projekte schwebt ihr auch schon mit den „Bruchfreunden“ vor. Der Titel steht schon mal, wie die Idee aussehen soll? Katharina zuckt gelassen mit den Schultern. „Meine Schwester wird mir Brüche erklären. Über den Rest wird noch nachgedacht.“
Die große Schwester Friederike (zwölf) war ihrer Freundin Laurien (elf) in der fünften Klasse in die Jugend-Forscht-Arbeitsgemeinschaft unter der Leitung von Lehrerin Gabriele Mehrtens gefolgt. Bei ihrem ersten Projekt waren sie der Frage nachgegangen, welche Frucht am meisten Strom erzeugen kann, womit sie auf Regionalebene auf dem ersten Platz gelandet waren und einen Sonderpreis auf Landesebene eingeheimst hatten. Danach waren die Freundinnen auf Solo-Pfaden unterwegs, Laurien Schwientek mit ihrer Frage nach dem perfekten Schuss aus einer Spielzeugpistole und Friederike Pieper mit ihrem Einkaufsexperiment, bei dem sie aufzeigte, an welcher Stelle bei einem gewöhnlichen Einkauf Verpackungsmaterial eingespart werden kann. Das Ergebnis beim wiederholten Einkauf mit Befolgung der Ratschläge: „Der Preis am Ende war meistens sogar günstiger. Mit Ausnahme des Brotes vom Bäcker.“
In diesem Jahr wollten beide wieder ein gemeinsames Projekt machen. Parallel ist Friederike Pieper ihrer alten Fragestellung aber noch weiter nachgegangen und hat den ersten Preis im Bereich Arbeitswelt erhalten. Sie wollte Fragebögen in Supermärkten auslegen und sehen, wer wie einkauft. Die Hygienevorschriften der Supermärkte machten da wegen der Corona-Krise jedoch nicht mit, weshalb sie stattdessen das Verpackungsmüll-Aufkommen in der Pandemie beleuchtete. Ihre Beobachtung: „Es ist mehr geworden mit Plastik.“ Gerade, weil derzeit viel online bestellt werde. Ihre Freundin Laurien hat sich nebenbei ebenfalls mit einem Umweltthema befasst. So fragte sie sich, welchen CO2-Ausstoß ihr siebter Jahrgang auf dem Schulweg hat. Die Elfjährige berechnete dafür den Ausstoß beim Ausatmen auf dem Fahrrad und den Verbrauch durch Kraftstoffe per Auto. Zudem ließ sie 200 Fragebögen ausfüllen. Demnach stößt der siebte Jahrgang der KGS Brinkum pro Woche 412,6 Kilogramm CO2 für den Hin- und Rückweg zur Schule aus. Aufs Jahr gerechnet stolze 16,5 Tonnen.
Das Thema des gemeinsamen Projektes war wiederum zufällig gefunden worden. „Wir haben Mini-Kristalle im Schrank des Chemieraumes entdeckt“, sagt Laurien. Daraufhin versuchten die Freundinnen, die Kristallzucht zu optimieren. Dafür kauften sie Sets und experimentierten selbst mit Salzen, Chemikalien und Zucker. Die besten Ergebnisse erzielten sie mit besagtem Natriumsulfat 10 Hydrat krist.
In diesem Jahr hat die Jugend-Forscht-AG aufgrund der Pandemie nicht stattgefunden, die Freundinnen aber hatten ihre Lehrerin gefragt, ob sie ihre Projekte teils in der Schule, teils zu Hause realisieren könnten. „Ich finde es einfach klasse, dass die Kinder so viel Spaß daran haben“, sagt auch Friederikes und Katharinas Mutter Sabine Pieper. Im kommenden Jahr wollen die beiden Älteren wieder gemeinsam ein Projekt einreichen, Friederike will zudem weiter an ihrem Konsumprojekt arbeiten. Die Jury des Landeswettbewerbes hatte ihr ans Herz gelegt, eine App zu entwerfen, die beim Erfassen eines Produktes eine verpackungsärmere Alternative vorschlägt. Die Idee soll nun patentiert werden. Der Wissensdurst treibt auch Laurien an: „Ich sammle das ganze Jahr über Ideen.“
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