
Stuhr-Varrel. Vom Knoblauch ragen schon zaghaft die ersten grünen Spitzen aus der Erde, die weiteren Beete sind noch mit schwarzen Folien bedeckt. Doch das wird sich jetzt nach und nach ändern, schon in diesen Tagen will Nele Lamping auf ihrem Feld auf dem Hof Mahlstedt in Varrel mit dem Möhrenanbau beginnen, weitere Gemüsesorten sollen dann schrittweise folgen. Die 29-Jährige hat sich unter dem Namen Gemüsedeern mit Market Gardening selbstständig gemacht, ihre Ernte verkauft sie ab Juni im Abonnement – und das Interesse ist da: Mit 40 Abos plant Nele Lamping, 30 Kunden für ihre wöchentlichen Gemüsekisten hat sie schon.
Market Gardening, das ist biointensiver Anbau auf kleinem Raum. „Im Einklang mit der Natur, ertragreich und nachhaltig“, beschreibt es Nele Lamping. Das Fördern der Bodenfruchtbarkeit stehe dabei an erster Stelle. Das Gemüse werde dafür auf standardisierten Dauerbeeten angebaut, mit regelmäßigen Kompostzugaben, ausgeklügelten Fruchtfolgen und Gründüngungen soll das Bodenleben gefördert werden. Auf schwere Maschinen wird dabei komplett verzichtet.
1500 Quadratmeter ist die Fläche groß, auf der Nele Lamping ihre kleine Landwirtschaft betreibt. Die reine Beetfläche beträgt 675 Quadratmeter, sie hat 60 Beete mit einer Größe von jeweils 15 mal 0,75 Metern angelegt. Neben Möhren und Knoblauch wird sie dort verschiedene Salate, Mangold, Kohlgemüse wie Broccoli und Blumenkohl, Radieschen und Mairüben anbauen. Zwei Folientunnel befinden sich ebenfalls auf dem Gelände, darin sollen bald zum Beispiel Gurken, Tomaten und Auberginen wachsen. Die Jungpflanzen züchtet Nele Lamping in ihrer Wohnung in Findorff an. Für nächstes Jahr möchte sie eine Ecke eines Folientunnels dann so ausstatten, dass die Anzucht auch dort möglich ist.
Dabei war es noch vor einem Jahr nicht abzusehen, dass Nele Lamping unter die Gemüsebauern geht. Die 29-Jährige ist eigentlich studierte Geowissenschaftlerin, steht gerade kurz vor dem Abschluss ihrer Doktorarbeit am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. In ihrer Doktorarbeit beschäftigt sie sich mit Meereisbedingungen in der Antarktis, vor zwei Jahren war sie mit dem Forschungsschiff Polarstern „noch in der Eiswüste“ unterwegs, erzählt sie. „Die hohen, eisigen Breiten sind die am stärksten vom Klimawandel betroffenen Regionen unserer Erde“, sagt Nele Lamping, die mit einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Landwirtschaft auch dazu beitragen möchte, dem Klimawandel entgegenzuwirken.
Ihr Interesse am Gemüseanbau entdeckte sie aber vor allem, als sie sich im vergangenen Jahr zusammen mit ihrem Lebensgefährten einen Schrebergarten in Bremen kaufte. „Wir hatten schon lange das Verlangen nach Selbstversorgung. Ich habe mich dann viel mit Gemüseanbau beschäftigt und bin so auch auf das Market gestoßen“, verrät sie. Die 29-Jährige las sich in das Thema intensiv ein, besuchte sogar einen Kurs in Süddeutschland. Auch der Austausch mit anderen Gemüsebauern, die bereits nach diesem Konzept arbeiten, habe sie weitergebracht. „Und ich habe festgestellt, dass die reine Schreibtischarbeit nichts für mich ist“, sagt Nele Lamping, die in Blocken aufgewachsen ist.
Über ihren Bruder kam der Kontakt zur Familie Mahlstedt zustande. Viele Tipps holte sie sich zudem bei den Blockener Gemüsebauern Horst und Björn True. „Sie haben ja auch viele alte Sorten und Horst hat einfach super viel Ahnung“, erzählt sie. Ab Oktober setzte sie ihre Pläne dann schließlich in die Tat um und begann, die Beete anzulegen. Bald soll neben dem Feld noch eine Hütte mit Waschgelegenheit entstehen. Viel Unterstützung bekommt sie dabei von ihrer Familie. „Es ist ein richtiges Familienprojekt, alle helfen mit“, freut sie sich.
Stolz ist Nele Lamping auch darauf, dass sie schnell so viele Abonnenten gefunden hat. Jeden Donnerstag zwischen 16.30 und 19 Uhr können die Gemüsekisten in der Saison von Anfang Juni bis Mitte Oktober direkt am Feld abgeholt werden. Eine kleine Kiste mit fünf bis sieben Gemüseeinheiten gibt es für wöchentlich 15 Euro, eine große mit neun bis elf Einheiten für 25 Euro. „Eine Einheit ist zum Beispiel ein Salat oder ein Bund Möhren“, erklärt sie. An den Sonnabenden möchte sie zudem etwas Gemüse an einem Stand bei Mahlstedts Milchhütte an der Grünen Straße verkaufen. Für die Zukunft kann sich die 29-Jährige vorstellen, mehr Abonnements und mehr als 25 verschiedene Gemüsesorten anzubieten. „Ich möchte aber lieber erst klein starten und dann mit meinen Aufgaben wachsen“, sagt sie.
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