
Das Wirtschaftsforum der Gemeinde Stuhr ist immer auch ein Bekenntnis zu den Unternehmen vor Ort. Manchmal reicht dieses sogar noch weiter. Ulrich Richter, Erster Gemeinderat, sagte zum Auftakt des 16. Wirtschaftsforums am Donnerstagabend: „Ich bin stolz auf diese Gemeinde“. Eine Zahl, die ihn zu der Aussage vor geladenen Gästen aus Wirtschaft und Politik veranlasste, ist die der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Menschen in der Gemeinde. 14 387 sind es, fast 200 mehr als im Vorjahr. Stuhr habe einiges zu bieten, auch durch die „hochwertige Betreuung in den Kitas“. „Dass das auch in Zukunft so bleiben kann, zeigt der Haushalt“, sagte Richter. Die Gewerbesteuer beschere der Gemeinde rund 32 Millionen Euro jährlich. Der kommunale Anteil an der Einkommenssteuer schlägt mit 20 Millionen Euro zu Buche und 3,5 Millionen trägt die Umsatzsteuer bei.
Als in Stuhr verwurzeltes und weltweit tätiges Unternehmen stellte sich die Straschu-Gruppe unter der Überschrift „Herausforderungen annehmen – Zukunft managen“ vor. Rund 400 Mitarbeiter sind für Straschu tätig, fast die Hälfte in Stuhr. Neun Standorte gehören zur Unternehmensgruppe, deren Jahresumsatz bei 66 Millionen Euro liegt. Dazu gehören unter anderem Oldenburg, Rostock, Berlin, Danzig und Shanghai. Olaf Pannenborg, einer der Geschäftsführer und gleichzeitig Vertriebsleiter der Straschu-Elektronikgruppe, machte anfangs ein großes Versprechen: „Wenn Sie heute mit der Zahnbürste in der Hand in den Spiegel schauen, werden Sie sagen: Das war ein gelungener Abend.“
Der Name der Unternehmensgruppe ist eine Fusion beider Nachnamen der Gründungsväter vor 111 Jahren, Straßburg und Schumacher. Der Kaufmann und der Ingenieur rüsteten Schiffe im Hafen von Bremen mit Beleuchtungstechnik aus. Elektronik ist noch heute das Kerngeschäft der Firma. Der Pulsschlag aber sind die Mitarbeiter, sagte Pannenborg. „Der Mittelpunkt unseres Handelns ist der Mensch.“ An der Spitze der Unternehmensgruppe steht die Straschu Holding GmbH mit drei Geschäftsführern. Unter ihrem Dach sind die Handelsgruppe und die Elektronikgruppe an ihren Standorten mit eigenen Geschäftsführern zusammengefasst. In Stuhr sind etwa die Elektro-Automations-GmbH und die Straschu Industrie-Elektronik GmbH angesiedelt.
Leiterplattenproduktion, EMS-Dienstleistungen sowie Schablonen, Löt- und Bestückungshilfen sind das tägliche Geschäft von Straschu. Die Unternehmensgruppe liefert passgenaue Elektronik. „Aus der Idee wird ein serienfertiges Produkt“, erklärte Pannenborg. Die Einsatzgebiete der Produkte sind vielfältig – und manchmal auch ein wenig abgehoben. Denn in Flugzeugen von Airbus fliegt Straschu-Technik mit an Bord. Die Taste, die der Passagier drückt, wenn er nach dem Bordpersonal verlangt zum Beispiel oder die komplexen Systeme von Flugzeugküchen. Und selbst im Schminkspiegel im Privatflieger von Kanzlerin Angela Merkel ist Straschu-Technik verbaut. Auch eine Lichtbox mit rotem Licht und Signalton an einem Mobilkran, die Passanten bei Gefahr warnt, stammt aus dem Hause Straschu. Die Schwierigkeit bei dieser sogenannten Light Box war vor allem, dass Geräusche zwar aus der Box kommen müssen, äußere Einflüsse wie Regen aber nicht hinein gelangen dürfen.
Ina Schütte, Geschäftsführerin in der Straschu Holding GmbH und für die Bereiche Rechnungswesen, Controlling, Personal, Marketing und EDV zuständig, erklärte das Management-Beteiligungsmodell. Gründer Straßburg hatte sich erst spät um einen Nachfolger bemüht, konnte erst im Alter von 76 Jahren so richtig loslassen. Anfang der 1990er-Jahre, mit dem Umzug von Bremen nach Stuhr, wurde das Unternehmen auf breitere Füße gestellt. Das heutige Vorstandsteam setzt sich aus Geschäftsführern, Prokuristen und Leitungspersonal zusammen. 70 Prozent der Anteile hält das leitende Management, 30 Prozent die Familie einer der früheren Gesellschafter. Seit einem Jahr arbeitet die Straschu-Gruppe nach einem neuen Organisations-Programm, dem Shopfloor-Management. Das heißt, täglich gibt es 15-minütige Treffen in der Werkhalle, um auf Tafeln die aktuellen Kennzahlen einzutragen. Fehlerquote, Stückzahl und Stillstände sind so auf einen Blick nachvollziehbar, erklärte Gerald Nitsch, der einer der Geschäftsführer der Industrie-Elektronik GmbH in Stuhr ist. Wöchentliche Konferenzen der Führungsebene fallen so fast weg. Kein Vortrag mit Zielrichtung Zukunft ohne die Frage nach den Auszubildenden. Pro Gruppe gibt es etwa 30 Auszubildende, teils auch dual Studierende, sagte Ina Schütte. Weil Straschu eine Nische besetzt, bildet die Unternehmensgruppe ihre Elektroniker bedarfsgerecht in der Produktionstechnik aus. Gerald Nitsch wies auf eine interessante Fügung hin: „Unser Ausbilder war damals unser erster Azubi.“
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