
Weyhe-Kirchweyhe. Ein Bett im Leopardenmuster, ein Bild mit einem Stier darüber, ein Tisch mit Stühlen: Die aktuelle Kulisse im Weyher Theater ist am Sonntag, 2. Februar, der bildliche Hintergrund, vor dem ein Gottesdienst stattfindet. Der inhaltliche ist das Thema Armut, das ab 10 Uhr allerdings in den Vordergrund rücken soll. Die Veranstalter wollen Geschichten von Betroffenen vortragen. Das Motto dazu: „Ich möchte nicht, dass sie sich schämen müssen.“
Eines vorweg: Bei der Gesichtslosigkeit im dem – eher szenischen – Gottesdienst rund um Armut soll es auch bleiben. Die Geschichten von Betroffenen, die während der einstündigen Messe erzählt werden, bleiben einerseits verborgen, denn die Vorleser tragen Masken. Zum Effekt gehört aber wohl ebenso, dass die der Wirklichkeit entnommenen Situationen von anonymisierten Weyhern damit ins Licht rücken. „Wahrnehmen, informieren, handeln“, sagt Ulrich Krause-Röhrs, Pastor in der Kirchengemeinde Leeste zum Ziel des Gottesdienstes mit Theatercharakter. Die Menschen sollen sensibilisiert werden für die Auswirkungen von Armut.
Und die ist nicht immer sichtbar, zeige sich aber zum Beispiel dann, wenn soziale Teilhabe schwierig wird – etwa bei Kindergeburtstagen. Erstens fehlt das Geld für Veranstaltungen, noch dazu reicht es nicht, um zur eigenen Feier einzuladen, berichtet Antje Laurinat vom Vorstand des Kitaverbandes im Kirchenkreis Syke-Hoya. Da werde sich mit vorgeschobener Krankheit entschuldigt, ebenso bei alten Menschen. Armut sei oft weiblich, Senioren und Kinder oft betroffen. „Es sind vermehrt ältere Frauen, die die Tafel aufsuchen“, stellt Katrin Moser fest, die Sozialarbeiterin im Kirchenkreis ist. Dieser organisiert den Gottesdienst gemeinsam mit den Weyher Kirchengemeinden und der Weyher Netzwerk-Projektgruppe Armut.
Moser stellt in ihren Beratungen außerdem fest, dass insbesondere Spannungen auf dem Wohnungsmarkt zu einem Abstieg führen können, beispielsweise bei Trennungen. Frauen, in deren Obhut die Kinder oftmals bleiben, müssten mitunter ihr ganzes Sozialsystem auswechseln, weil passende Wohnungen, also günstig und gleichzeitig groß genug, nicht verfügbar sind. Für die – oftmals kleinen – Kinder bedeute das einen Wechsel von Schule, Freunden und Vereinen. „Wohnungsnot kommt in 50 Prozent der Beratungen vor“, sagt Marlis Winkler, Geschäftsführerin des Diakonischen Werks Diepholz-Syke-Hoya. „Das ist deutlich angestiegen in den letzten Jahren.“ Schuld seien politische Entscheidungen, sind sich die Veranstalter einig. „Das Rentensystem wird der Biografie der Frau nicht gerecht“, sagt Moser. Eben das zeige sich auch im Alter.
Jeder zehnte Haushalt ist verschuldet, jedes siebte Kind von Armut betroffen, nennt Krause-Röhrs niedersachsenweite Zahlen. Und: „Weyhe bildet etwas ab, was in Deutschland Trend ist.“ Abgesehen von der Ursache: „Jeder kann was tun. Jeder soll die Augen aufmachen“, sagt Astrid Schlegel, die zum Weyher Netzwerk gehört. „Man soll die große Politik nicht aus der Verantwortung lassen“, sagt Laurinat, sich aber eben auch fragen: „Was kann ich im Kleinen tun?“, um auch der Stigmatisierung von Menschen entgegenzutreten. In den Worten Krause-Röhrs’: „Recht ist das eine, Barmherzigkeit das andere.“
Der Gottesdienst beginnt am Sonntag, 2. Februar, um 10 Uhr im Weyher Theater, Am Marktplatz 15 in Kirchweyhe, und dauert etwa eine Stunde.
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