
Landkreis Diepholz. Wenn der Frühlingsduft in die Nase steigt, dann juckt es Steffen Börjes jedes Jahr aufs Neue in den Fingern. Und so geht es nicht nur dem Geschäftsführer von Börjes American Bikes in Seckenhausen, Harley-Davidson-Vertragshändler für Bremen und Umgebung. „Der Frühlingsduft ist gefühlt auch der Startschuss für die Motorradsaison“, sagt er. Die meisten Motorräder waren wohl zuletzt Monate in der Garage oder beim Händler eingelagert. Steffen Börjes empfiehlt seinen Kunden daher stets, sich zum Saisonstart wieder langsam an das Fahren heranzutasten.
Dazu rät auch Dirk Matthies, der beim Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC) Weser-Ems das Fahrsicherheitstraining für Auto- und Motorradfahrer leitet. „Viele sind fünf, sechs Monate nicht gefahren, sind physisch vielleicht nicht ganz fit“, sagt er. Die Haltung auf dem Motorrad sei eben eine andere als im Auto. „Langsam beginnen, defensiv und rücksichtsvoll fahren“, lautet seine Empfehlung daher. Zudem dürften die Straßen durch die Witterung der vergangenen Monate stellenweise schadhaft sein. Auf Schlaglöcher, Rückstände wie Blätter und Äste sowie Verschmutzungen müsste der Fahrer gefasst sein. Aber auch Autofahrer müssten besondere Vorsicht walten lassen. „Ein sich näherndes Motorrad ist oftmals schneller herangefahren, als man meint. Daher beim Abbiegen besser warten beziehungsweise, wenn es zum Überholen ansetzt, genügend Raum lassen“, sagt Matthies. Auch sollte das rechtzeitige Blinken nicht vergessen und hektische Spurwechsel sowie Kurvenschneiden vermieden werden.
Naturgemäß haben die Mitarbeiter des Service-Bereichs bei der Firma Lohrig Motorräder in Schnepke alle Hände voll zu tun. Ölwechsel, neue Reifen, TÜV - all das fällt derzeit an. Laut Inhaber Nils Lohrig sind die nächsten freien Termine erst in sechs Wochen verfügbar. „Wir haben seit Wochen extrem viel zu tun“, sagt er. Vertragshändler ist er für Ducati, MV Agusta und Fantic. Außerdem erwartet die Kunden eine Auswahl an Gebrauchtmotorrädern. Lohrigs Kollege ist zudem Vertragshändler für den Hersteller Triumph. Eigentlich wird der Saisonstart vor dem Geschäft gebührend eingeläutet mit Imbisswagen und Geselligkeit. Aufgrund der Pandemie fällt das jedoch auch in diesem Jahr flach, sagt Lohrig. Grundsätzlich gehe der Trend weiterhin zum Motorrad - auch, weil es ein Hobby ist, das sich gut mit den derzeit geltenden Beschränkungen durch Corona vereinbaren lässt.
Steffen Börjes hat im vergangenen Jahr eine Steigerung der Verkäufe festgestellt. Das könnte auch daran liegen, dass im Zuge der Pandemie bei einigen Kunden Kapazitäten für Investitionen frei geworden sind, denkt er. „Es ist ja auch ein schöner Ausgleich“, schwärmt Börjes. „Man setzt sich auf den Sitz, fährt los - Kopf aus“, beschreibt er die Formel, die ihn seit seiner Jugend in den Bann gezogen hat. Und fragt man Börjes nach dem diesjährigen Motorrad-Trend, kommt sofort als Antwort: „Na, Harley fahren“. Börjes nennt das Fahren ein „entspanntes Cruisen“, um den Feierabend zu genießen und den Blick in die Landschaft schweifen zu lassen. Der Klang der Harley sei in seinen Ohren zudem ein angenehmer. Dann sei da noch die einzigartige Gemeinschaft um den Markennamen. Börjes American Bikes an der Hauptstraße 55 in Stuhr zum Beispiel ist das Aller-Weser-Chapter Bremen angeschlossen und der Flatland-Crew-Stammtisch für junge Harley-Fahrer bis 35 Jahre.
Kurz vor der Pandemie hatte das Unternehmen Börjes American Bikes aus Augustfehn seinen zweiten Standort im ehemaligen Autohaus Tamsen eröffnet. Das beliebte Format der Feiern zum Saisonstart und -ende mit bis zu 30.000 Teilnehmern wollte das Börjes-Team eigentlich auch für Stuhr übernehmen, was bisher aber noch nicht geschehen konnte. „Sobald wir starten können, werden wir das tun“, sagt der Chef. Auch die Kundenausfahrten sind derzeit nicht möglich, Probefahrten jedoch weiterhin. Fast jedes Fahrzeug aus dem Programm von Harley Davidson könne mit Termin bei ihm getestet werden, sagt Börjes. Seine Kunden fiebern bereits der Pan America entgegen, dem ersten Adventure-Touring-Motorrad des Herstellers. Für Mai/Juni erwartet Börjes das neue Modell, Anfragen hat er bereits viele, sagt er.
Börjes American Bikes bietet auch das Einlagern der Maschinen im Winter an, viele der Kunden lassen zum Saisonstart den Service gleich mit machen. „Es bietet sich an, beim Händler einen Saison-Check zu machen“, sagt Dirk Matthies vom ADAC. Wer selbst Hand anlegt, sollte darauf achten, dass die Batterie ausreichend geladen ist und genug Öl, Bremsflüssigkeit und Kühlmittel vorhanden sind. Auch die Beleuchtung sollte geprüft werden und der Zustand des Kupplungsschalters. Als Laie könne man sich auch die Antriebskette angucken und prüfen, ob die Spannung ausreicht und ob sie entsprechend geölt ist. Den Luftdruck könne der Fahrer auch gemäß Betriebsheft prüfen, außerdem sollte das Reifenprofil mindestens 1,6 Millimeter betragen. Wer sich das selbst nicht zutraut, sollte aber in jedem Fall frühzeitig einen Händler aufsuchen, sagt Matthies.
Natürlich ist das Handeln mit Motorrädern ein Saisongeschäft, sagt Steffen Börjes. „Da kann man die Uhr nach stellen“, sagt er über den Saisonstart. Die Hochphase reiche von Ende März bis Ende Oktober und teilweise sogar in den November hinein. Insgesamt sei die Saison über die vergangenen Jahrzehnte gefühlt länger geworden. Das liegt nicht nur am Wetter, sondern auch an der verfügbaren Kleidung und an dem Komfort, den viele Maschinen inzwischen bieten. Wärmende Kleidung, reißfeste Jeans und beheizte Sitze seien da nur einige Beispiele.
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