Hagen. Wenn eine mit Frack, Hut oder Zylinder fein gekleidete Gesellschaft zur Aue eilt, und ein Volk von Schaulustigen sie dort erwartet, ist Hagener Eiswette. 'Geiht' sie oder 'steiht' sie? Das Maß der Dinge ist der Eiswettschneider: Kommt er trockenen Fußes über die Aue, dann 'steht' sie, bricht das Eis oder braucht er gar ein Boot, dann 'geht' sie.
Zuletzt war die Aue vor neun Jahren zugefroren. Die Damen des Wettkomitees zur 39. Eiswette hatten auf eisige Temperaturen gesetzt. Und: Sie gewannen die diesjährige Wette. Nun müssen die Männer das anschließende Grünkohlessen bezahlen.
Bevor der Schneider mit dem kohlengeheizten Bügeleisen aufs Eis geschickt wurde, hatte die Hagener Bürgermeisterin Giesela Schwertfeger zum Empfang des Eiswett-Komitees und der Ehrengäste ins Rathaus eingeladen.
Mit dem Leierkastenmann Berd-Christian Blabbbatz und Schneewalzerklängen vorne weg ging es anschließend im geschlossenen Zug über den Buswendeplatz zur Aue runter. Das fachkundige Publikum säumte bereits das Ufer und wollte sich den Spaß nicht entgehen lassen. Die DLRG-Jugend (Deutsche Lebensrettungsgesellschaft) Hagen hatte wieder die Verpflegung mit heißem Punsch und Bratwurst übernommen und sorgte für die Sicherheit.
Zuerst musste der Schneider Hartmut Pape auf die Sackwaage. Unter den Augen von Notarius publicus Gerd Schwertfeger und Eiswettpräsident Peter Mülder wurde er gewogen und als zu leicht empfunden. An den 99 geforderten Pfunden fehlte etwas, mit ein paar Schnäpsen wurde nachgeholfen.
Unter Beifall wagte sich der Schneider aufs Eis und setzte das heiße Eisen an. Der das Eis bedeckende Schnee schmolz weg, nicht jedoch die darunter liegende Eisschicht. Ohne Probleme überquerte Pape trockenen Fußes das kleine Bächlein. 'Die Aue steiht', verkündete Notar Schwertfeger. Das Publikum applaudierte, das Ergebnis wurde einstimmig angenommen. Die Eiswett-Damen freuten sich über die gewonnene Wette.
Zum Rahmenprogramm der Hagener Eiswette gehören die Wettlisten für das Publikum. Aus den im letzten Jahr abgegeben richtigen Tipps wurden die Gewinner ermittelt, für das kommende Jahr konnten neue Wetten abgeschlossen werden. Eine große Tombala winkte mit weiteren Preisen, die Ausrichtung einer Party für zehn Personen in Rahders Landhaus wurde amerikanisch versteigert. Der Reinerlös wird wieder gemeinnützigen Zwecken gestiftet.
Das Winterwetter lockte diesmal besonders viele Besucher zur Eiswette nach Hagen, die bei heißer Disco-Musik das Spektakel genossen.