
Bassum-Bramstedt. "Frau Kemper ist unsere Mitarbeiterin für Körper und Seele" – diesen Satz hört die neue Bassumer SPD-Chefin öfter. Er bringt ihre berufliche Vita haargenau auf den Punkt. Erst studierte sie katholische Theologie, dann absolvierte die 44-Jährige eine Ausbildung zur Physiotherapeutin. Doch damit nicht genug: Die gebürtige Ostwestfälin hängte noch ein Studium der Gesundheitswissenschaften – Public Health würde man heute sagen – an der Uni Bremen dran. Nicht zu unterschlagen – der Doktortitel auf ihrer Visitenkarte. Doch die Sozialdemokratin ist keine abgehobene Akademikerin, sie ist eine Frau von nebenan, eine, die weiß wie die Landbevölkerung tickt. Und eine Frau, die gelernt hat, für ihre Träume zu kämpfen und sie dann letztendlich auch zu verwirklichen.
"Ich mag die Bassumer, ihre Art, ihren Humor, ihre Herzlichkeit", schwärmt sie von ihrer Wahlheimat. Claudia Kemper arbeitet heute als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bremen. Zur Arbeit fährt sie stets mit dem Zug. Die gute Bahnanbindung in die Hansestadt ist ein Grund gewesen, warum sie nach Bramstedt gezogen ist. Die heutige SPD-Landtagskandidatin und stellvertretende Bassumer Bürgermeisterin Luzia Moldenhauer sei es gewesen, die ihr Interesse für die Kommunalpolitik geweckt habe, erzählt die Bramstedterin. Kürzlich wurde sie zur Nachfolgerin von Dorit Schlemermeyer gewählt, leitet nun gemeinsam mit ihren beiden Stellvertretern Martin Wolle und Christoph Lanzendörfer die Geschicke der Bassumer SPD. "Ich denke, dass man die Grundwerte der Sozialdemokratie – Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit – auch in kleinen Schritten verwirklichen kann", ist Claudia Kemper überzeugt. Und weiter: "Wo sollte man denn damit anfangen, wenn nicht vor der eigenen Haustür?"
Die neue Bassumer SPD-Chefin möchte etwas gegen die Politikverdrossenheit in der Gesellschaft tun, den Lindenstädtern Kommunalpolitik und ehrenamtliches Engagement schmackhaft machen – und das über Parteigrenzen hinweg. "In Zeiten knapper Kassen müssen die Menschen wieder enger zusammenrücken", findet Claudia Kemper. Sie möchte Bassum in den kommenden Jahren zu einer familienfreundlichen Stadt ausbauen. Das sei ihr großes Ziel, so die 44-Jährige. Mit der SPD-Fraktion im Bassumer Stadtrat arbeite sie eng zusammen, sucht die Gesundheitswissenschaftlerin den Schulterschluss zwischen Ortsverein und Ratsfraktion. Sie sei eine echte Teamplayerin, wolle jeden in ihre Arbeit mit einbinden.
Eine Herzensangelegenheit ist für Claudia Kemper die Gründung einer ökumenischen Hospizgruppe für Bassum und Twistringen. "In meiner Zeit als Gemeindereferentin bin ich in die Hospizarbeit hineingewachsen", berichtet die SPD-Politikerin. Sie verschweigt nicht, dass sie auch persönlich betroffen sei: "Ich habe einen Bruder verloren", geht Claudia Kemper ganz offen mit ihrem Schicksal um. Offen geht sie auch mit ihrem Privatleben um. Claudia Kemper ist verheiratet – und zwar mit einer Frau. 2005 sei sie im Bassumer Standesamt in den Hafen der Ehe gesegelt. Haben es Frauen, die Frauen lieben, auf dem platten Land schwerer als in der Großstadt? "Nein. Ich denke, das ist eher eine Frage der Konfession", erzählt die in einem katholischen Elternhaus aufgewachsene Claudia Kemper. Komplettiert wird das Familienglück durch Hündin Ronja. Ein echter Wirbelwind – so wie die Räubertochter in Astrid Lindgrens Geschichte.
Zur aktuellen Diskussion über das Ehegattensplitting für schwule und lesbische Paare hat Claudia Kemper ihre ganz eigene Meinung: "Ich spreche mich für ein Familiensplitting aus. Wir müssen viel mehr in die Zukunft unserer Kinder investieren." Dafür sei sie dann als Kinderlose auch bereit, den ein oder anderen Euro mehr zu bezahlen.
Durch ihren früheren Vermieter sind Claudia Kemper und ihre Frau an die Hobbyimkerei gekommen. Sechs Bienenvölker nennen sie inzwischen ihr Eigen. Zum Frühstück wird bei ihnen natürlich Honig aus eigener Herstellung serviert – ob Raps- oder Lindenblütenhonig.
Claudia Kemper ist eine Frau, die getreu ihrem Lieblingsspruch, nicht ihr Leben lang träumt, sondern einfach ihren Traum lebt – und sei es auch gegen alle Widerstände. Ob als Mensch oder neue SPD-Ortsvereinsvorsitzende: "Ich verbiege mich für jeden Menschen, der meine Hilfe braucht."
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