Ein Dach über dem gefiederten Haupt

Eine passende Wohnung ist schwer zu finden – das gilt offenbar nicht nur für Menschen, sondern auch für Vögel. Im Henkenmoor bei Neukrug haben Mitglieder der Stuhrer Ortsgruppe des Naturschutzbundes (Nabu) Deutschland deshalb jetzt einige zusätzliche Nistkästen aufgehängt. „Weil die Wohnungsnot so groß ist“, sagt Rita Wolff, die zusammen mit ihren Mitstreitern außerdem einige Tipps in Sachen Nistkästen parat hat.

Rund 330 Nistkästen haben die Nabu-Mitglieder in der ganzen Gemeinde Stuhr aufgehängt. Tendenz steigend – unter anderem durch solche Aktionen wie jüngst im Henkenmoor. Dass diese nötig werden, hat laut Wolff vor allem damit zu tun, dass es „zu wenige natürliche Baumhöhlen für Höhlenbrüter“ gibt. In den Wäldern und Gärten fehle es an Alt- und Totholz. „Die Gartenbesitzer sollten ihre Gärten nicht so stark aufräumen“, findet Horst Ewald.

Wer einen Nistkasten im Garten aufhängen möchte, sollte darauf achten, dass er den Vögeln ausreichend Platz für die Brutpflege bietet. „Wir verwenden jetzt überwiegend Sicherheitskästen gegen Fressfeinde“, betont Wolff. Das bedeutet, dass der Kasten im Inneren über einen kleinen Vorplatz verfügt, von dem aus die Altvögel ihre Jungen bequem füttern können, ohne auf sie treten zu müssen. Und Eichhörnchen, Katzen und Marder können den Vogelnachwuchs nicht erreichen. „Das ist der Mercedes unter den Nistkästen“, sagt der Stuhrer Nabu-Vorsitzende Klaus Torns.

Gereinigt werden sollte ein Nistkasten möglichst im Herbst, raten die Experten. Zum einen hätten die Vögel so im Winter einen sauberen Platz zum Schlafen, zum anderen sei die Reinigung dann wesentlich angenehmer. „Aus eigener Erfahrung ist eine Reinigung im Frühjahr zwar machbar, aber die Altnester sind dann meist nass, mit Kot, Milben und teilweise mit Maden durchsetzt“, berichtet Wolff. Auch auf Flöhe konnte man bei der Reinigung im Frühjahr treffen. Die bereits vorhandenen Kästen im Henkenmoor hätte sie auch schon im Herbst geputzt.

Die Kästen der Naturschützer werden von ihnen übrigens auch selbst gebaut. „Gegen eine Spende geben wir sie auch ab“, sagt Wolff. Von den Dekokästen, die häufig auf Märkten und Basaren angeboten werden, halten sie und ihre Mitstreiter wenig. Die seien eher dafür geeignet, „um darin eine Flasche Cognac zu bunkern“, so Horst Ewald. Während die Naturschützer in dieser Hinsicht wohl bei ihrer Meinung bleiben werden, haben sie sich beim Thema Ganzjahresfütterung von Vögeln eines Besseren belehren lassen. „Von den Engländern“, sagen Wolff, Torns und Ewald schmunzelnd in Richtung Burton Heathcode, der ebenfalls beim Arbeitseinsatz im Henkenmoor dabei ist.

Der Meinungswechsel hänge aber auch damit zusammen, dass die Vögel selbst immer weniger Nahrung finden würden. „Rund 80 Prozent der Insekten sind verschwunden“, sagt Klaus Torns und Rita Wolff erinnert daran, wie viele Insekten man früher bei Autofahrten vor der Scheibe kleben gehabt hätte. Das sei heute nicht mehr so. Der Rückgang könne nach Nabu-Angaben mit den aufgeräumten Gärten, Monokulturen und dem Einsatz von Pestiziden zusammenhängen. Auch der Vogelbestand würde abnehmen. Eine Ursache ist laut Nabu, dass jedes Jahr Zugvögel gefangen werden, um sie zu essen, etwa in Ägypten. Der Nabu Stuhr sei nicht gegen eine Ganzjahresfütterung. „Futtersäulen und Meisenknödel sind auch die Sommerfütterung bestens geeignet“, sagt die Naturschützerin.

Weitere Tipps geben sie und die weiteren Nabu-Mitglieder gerne persönlich. Möglich ist das zum Beispiel am Donnerstag, 21. April, von 15 bis 17 Uhr, wenn der Nabu-Keller auf Gut Varrel wieder – wie jeden Donnerstag – geöffnet hat. Dort können sich Interessierte auch die Nistkästen anschauen. Weitere Informationen gibt es zudem im Internet unter der Adresse www.nabu-stuhr.de.