
Am Anfang war es schon ungewohnt, muss er zugeben. „Je nachdem, wie oft man fährt, braucht man schon ein paar Monate“, sagt Andre Heitmann über die Anfangszeit. Mittlerweile hat er sich aber daran gewöhnt, das Lenkrad auf der Beifahrerseite zu haben. Er startet den Lkw. Das Radio läuft leise. Es ist dunkel draußen und es nieselt leicht. In der Fahrerkabine ist es warm. „Eine Standheizung ist schon was Feines“, sagt Heitmann, ehe er ein paar Meter fährt und wieder anhält.
Schließlich braucht er etwas Platz für die Abfahrtskontrolle. Geschmeidig drückt er den Joystick mit seiner linken Hand in alle Richtungen. An der Seite des Lkw bewegt sich der Ladearm. „Wenn ich unterwegs bin und der Arm nicht funktioniert, dann habe ich ein Problem“, sagt Heitmann schmunzelnd. Danach steigt er aus, überprüft Kameras und tritt gegen die Reifen. Alles voll funktionstüchtig. Kann losgehen.
Heitmann steigt wieder in den Seitenlader ein und fährt vom Fuhrpark der Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) in Bassum. Sein Ziel: Stuhr. „Heute habe ich eine Tour Bio-, einmal Restabfall“, sagt er und zeigt auf seinen Tourzettel. Zunächst muss er aber den Bioabfall aus der Gemeinde Stuhr holen, danach geht es nach Siedenburg. Es ist früh, der Berufsverkehr hat noch nicht eingesetzt, die Straßen sind frei, als Heitmann seinen Abfallwagen auf die Bundesstraße 51 Richtung Bremen steuert. Nur einzelne Autos kommen ihm auf seinem Weg zum Einsatzgebiet entgegen.
Dabei ist alles mehr geworden. Wohngebiete, Abfall. Die 42 Fahrer des Fuhrparks stellen die größte Gruppe bei der AWG und sind ständig auf Achse. Allein 130 Kilogramm Restabfall produzierte jeder Mensch im Landkreis Diepholz im vergangenen Jahr. Zweimal am Tag fahren Heitmann und seine Kollegen verschiedene Orte an – mit Seiten-, Überkopf- oder Hecklader. Wobei letztere zum kommenden Jahr durch Seitenlader ersetzt werden. So verliert sich das Bild des Müllmanns, der vom Wagen springt, die Tonnen einklemmt und so entleert.
In Stuhr und Siedenburg ist Heitmann indes nicht allein. „Wir sind in kleinen Teams von vier bis fünf Leuten in einem Gebiet unterwegs“, sagt er. Heitmann fährt an diesem Vormittag neun Straßen und nahezu 200 Abfallstellen an. „Mir macht‘s Spaß“, gibt der Mann aus Schwaförden zu. Er selbst ist über Umwege zur AWG gekommen. Denn seine Lehre absolvierte er als Holzmechaniker. Während seiner Zeit bei der Bundeswehr machte er seinen Lkw-Führerschein. „Ich habe 20 Bewerbungen als Tischler verschickt und eine als Lkw-Fahrer“, erinnert sich Heitmann daran, dass es ein Überangebot an Holzmechanikern gab. Er wurde als Fahrer eingestellt und nach einigen Jahren landete er letztlich bei der AWG. „Hier kann man alt werden“, findet Heitmann, der sich in seiner Freizeit in der Feuerwehr in Schwaförden engagiert.
Gen Ende einer Tour sprechen sich die Fahrer ab, damit alle gleichzeitig fertig werden. Welche Touren – durch die Stadt oder über das Land – er lieber fährt, das kann Heitmann gar nicht sagen. „Ich mag Abwechslung“, gibt er zu. Ein Vorteil des frühen Arbeitsbeginns ist, dass noch nicht so viele Autos auf den Straßen sind und er schneller von A nach B kommt. „Aber zwischen 7 und 9 Uhr ist der Verkehr extrem“, ist laut Heitmann auch Hektik ein immer größerer Faktor geworden. Die Arbeit ist eine andere als früher.
Seit rund elf Jahren ist der Schwafördener bei der AWG Bassum als Fahrer im Einsatz. „Man muss nicht mehr körperlich arbeiten, aber immer hoch konzentriert sein. Nach zehn Stunden bin ich dann auch kaputt“, sagt er. Denn, wenn er stehen bleibt, um eine Abfalltonne zu entleeren, schlängeln sich Fußgänger, Rad- und Autofahrer an dem bis zu 24 Tonnen schweren Lkw vorbei. „Ich muss auf alles achten.“ Dabei hilft ihm die Technik, die im Fahrzeug verbaut ist. Rückfahrkamera, Brems- und Spurhalteassistent, Sensoren unter dem Ladearm. „An der Sicherheit wird nicht gespart“, weiß Heitmann. So kann er nicht rückwärts fahren, wenn hinter ihm ein Hindernis zu nah steht, oder den Ladearm senken, wenn eine Person an der Seite entlangläuft.
Mittlerweile ist er bei der Haferflockenkreuzung in Stuhr abgebogen und kann mit seiner ersten Tonne loslegen. Noch ist der Lkw leer, und doch bringt er schon etwa 14 000 Kilogramm auf die Waage. Bis zu elf Tonnen können noch oben drauf kommen. Andre Heitmann hält an, bewegt mithilfe des Joysticks den Ladearm und greift sich die erste Tonne des Tages. Per Knopfdruck schaltet er Warnblinklichter und andere Strahler an. Der Arm hebt die Biotonne mühelos hoch und entleert sie in die Presse. Walzen sorgen dafür, dass der Abfall in den hinteren Teil des Wagen gedrückt wird. Heitmann beobachtet alles auf einem kleinen Display in der Fahrerkabine. Aussteigen, das muss er nicht mehr. „Nur, wenn die Tonne klemmt“, sagt er. Ansonsten geht alles von der Kabine aus. Nach der Leerung stellt er die Tonne wieder ab und fährt weiter – wenige Meter, ehe er erneut bremst und der Arbeitsablauf von Neuem beginnt.
„Es wäre schön, wenn die Tonnen zusammenstehen würden“, wünscht sich Heitmann. Denn so muss er alle paar Meter anfahren und bremsen. Wenn zwei Tonnen direkt nebeneinandergestellt werden, kann er beide mit einer Bewegung greifen und entleeren. Das ist nicht nur zeit-, sondern auch sprit- und CO2-sparender. Allein im vergangenen Jahr sind die Fahrer der AWG rund 1,1 Millionen Kilometer durch den Landkreis gefahren und sammelten dabei rund 79 000 Tonnen Abfall – von Privathaushalten und Gewerbe – ein. Heitmann ist derweil am nächsten Grundstück angelangt. Es brennt Licht im Haus. „Sie kommt gleich raus, wenn ich fertig bin“, weiß Heitmann. Die Tonne senkt sich wieder, eine ältere Frau steht in der Tür. Heitmann und sie winken sich zu. Man kennt sich. Das nächste Mal werden sich die beiden in ein paar Monaten sehen. Denn Heitmann ist sogenannter Springer in seinem fünfköpfigen Team. Da jeder Fahrer vier Tage in der Woche fährt und einen Tag frei hat, wechselt die Tour bei Heitmann täglich.
Langsam wird es hell. Immer mehr Schüler fahren auf ihren Rädern an Heitmanns Lkw vorbei, Autos drängeln sich über den Grünstreifen, um an ihm vorbeizukommen. Die Hektik setzt ein. „Der Tag geht flott um. Außerdem kommt man rum und sieht Orte, wo man sonst nicht hinfahren würde“, nennt Heitmann ein paar Vorzüge des Berufs und blickt auf ein paar Deko-Überreste von Halloween im Vorgarten eines Hauses. Seit etwa drei Jahren fahren er und seine Kollegen mit einem Navi an Board, das die Tour eingespeichert hat, wo die erste Abfallstelle steht und wo die Besonderheiten der Strecke zu finden sind. „Ich bin gern nach Karten gefahren, so sieht man etwas und merkt sich die markanten Stellen“, erzählt Heitmann davon, dass er sich als Kraftfahrer früher schneller und mehr Wege merken konnte. Für Menschen, die die Tour zum ersten Mal fahren, ist das Navi doch sinnvoll, das gibt er zu. Und wenn die Technik mal spinnt, liegen in einem Ordner die klassischen Karten.
Das Funkgerät knackt. Die Kollegen sind, wie auch Heitmann, mit der Tour fertig. Der Schwaförderner fährt wieder zurück zur AWG, um dort den Bioabfall auszuleeren. Am Ende zeigt die Waage rund 22,5 Tonnen Gewicht an. Es wäre also noch Platz für ein paar Tonnen gewesen. Nachdem der Wagen wieder leer ist, geht es für ihn in Richtung Südkreis. Über Twistringen fährt Andre Heitmann nach Siedenburg, dort wartet Restabfall auf ihn. Er schaut auf das Navi und startet die Tour.
Immer sonnabends möchten wir Sie unter dem Motto "Aufgetischt" auf eine kulinarische Entdeckungsreise in unsere Region mitnehmen. An dieser Stelle haben wir alle Restaurant-Besuche gesammelt.
1) Gasthaus Holschenböhl (Emtinghausen)
2) Ristorante Italia (Bruchhausen-Vilsen)
3) Gasthaus Leinenweber (Bruchh.-Vilsen)
5) Gasthaus Esszimmer (Bruchh.-Vilsen)
6) Die Kastanie (Martfeld-Hollen)
8) To'n Poggenkrog (Bruchh.-Vilsen)
9) Brasserie Horstmann (Bruchh.-Vilsen)
10) Forsthaus Heiligenberg (Bruchh.-Vilsen)
11) Restaurant Akropolis (Bruchh.-Vilsen)
13) Adriatic Grill und Fisch (Achim)
14) China-Restaurant Asia (Verden)
15) Ristorante Da Vito (Achim)
17) Ristorante Davide (Verden)
18) Bellini (Achim)
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.