Der erste Schritt

Bassum. Nun hat auch die Stadt Bassum den ersten praktischen Schritt in Sachen Elektromobilität getan. Die erste Stromzapfsäule steht jetzt gegenüber der Einbiegung des Graf-Zeppelin-Rings auf die Industriestraße. Und was für ein Prachtstück. Sie wird ausschließlich mit Ökostrom geladen, glänzt mit zwei Anschlüssen mit je 22 Kilowatt Leistung. Heißt: Wer seinen Tesla oder seinen Renault Twizy dort anstöpselt, kann nach etwa einer Stunde wieder 150 Kilometer weit fahren. Und einen Monitor hat die Ladesäule auch. Nicht für Nachrichtensendungen oder Kabarett, aber immerhin für Werbung. Kostenpunkt: rund 13 000 Euro.

Es ist eine von insgesamt 15 Ladesäulen, die der Netzbetreiber Avacon im Landkreis Diepholz aufstellt. „Wir hoffen dadurch auf weitere Erkenntnisse“, sagt Kirsten Fricke vom Netzbetreiber. „Das ist ein weiterer Baustein für das Puzzle Elektromobilität.“ Ein Baustein, den die Bassumer gebührend zu feiern wussten. Trafen sich bei bisherigen Inbetriebnahmen meist Stadtverwaltung, Netzbetreiber und Presse, trudelten nach und nach fast 50 Menschen auf dem Schotterparkplatz, der der Firma Video Art gehört, ein.

Allen voran Geschäftsführer Michael Gillner, der dick aufgetischt hatte. Rednerpult, Stehtische, junge attraktive Damen, die prickelige alkoholische Getränke anboten – nur die schneidende Kälte störte. Gillner, laut eigenen Aussagen „seit drei Jahren mit einem Twizy unterwegs“, sieht die Elektromobilität nur als einen Zwischenschritt. Er denkt bereits an Wasserstoffantrieb oder Nutzung des Erdmagnetismus' zur Fortbewegung. Dennoch seien mit Strom betriebene Autos „sehr, sehr wichtig“, die Elektromobilität schreite „in massiven Schritten voran“. Richtig stolz macht ihn die Tatsache, dass die Ladesäule „hier im Gewerbegebiet steht und nicht in der Stadt“. Mit der Behauptung, es sei landkreisweit die erste Stromtankstelle in einem Gewerbegebiet, täuschte er sich aber: Es gibt bereits eine in Brinkum-Nord. Laut Kirsten Fricke „die am meisten frequentierte im ganzen Landkreis“.

Auch für Bassums Bürgermeister Christian Porsch ist die Ladesäule ein wichtiger Schritt. Die Solaranlagen auf dem Rathaus und der Grundschule Petermoor würden zeigen, dass die Stadt Bassum die Energiewende sehr unterstütze. Im gemeinsam mit der Stadt Twistringen aufgestellten Klimaschutzplan sei E-Mobilität ein prägender Punkt. Die Bassumer Stadtverwaltung habe schon ein Hybridfahrzeug in Auftrag gegeben, ein weiteres E-Fahrzeug für den Bauhof sei geplant. Und auch eine weitere Ladesäule soll kommen: „Wir stehen in Verhandlungen mit dem Unternehmen, das den Windpark an der Landesstraße 776 betreibt.“

Selbst der Kreis-Diepholzer Bundestagsabgeordnete Axel Knoerig hatte den weiten Weg aus Berlin nicht gescheut, um der Einweihung der ersten Bassumer Stromzapfsäule – schön verziert mit einer roten Schleife – beizuwohnen. Er sprach von einem Leuchtturmprojekt, forderte: „Wir brauchen mehr davon“. Denn unter den bisher 35 Ladesäulen im Landkreis Diepholz seien nur ganz wenige Schnellladestationen, „und dies hier ist eine“. Er freute sich auf die nächste Generation der Batterien, deren Leistungen es den Autos ermöglichen würden, 250 Kilometer mit einer „Tankfüllung“ zu fahren. Knoerig zufolge sei dies „in wenigen Monaten“ Realität.

Für die gut 34 000 glücklichen Bundesbürger, die bereits einen Stromer fahren, ist die neue Ladesäule sicher eine gute Nachricht. Erst recht, weil der Strom anfänglich kostenlos in die Batterien ihrer Nissans, Mitsubishis oder Chevrolets fließen wird. „Zumindest für den Rest dieses Jahres“, kündigte Kirsten Fricke an. Das Abrechnungssystem sei allerdings schon in die Ladesäule integriert worden.