
Nicht mehr, sondern knapp 70.000 Privatpersonen weniger sind im Oktober 2020 in Deutschland überschuldet gewesen – und das trotz der Corona-Pandemie und ihrer Folgen. Das ist eine der Erkenntnisse aus dem Schuldneratlas Deutschland 2020 der Creditreform. Dazu passt auch die Beobachtung von Schuldnerberater Matthias Benesch: So hat die Schuldnerberatung Twistringen in 2020 nicht deutlich mehr Anfragen als sonst erhalten. Unter dem Dach der Caritas berät Benesch überschuldete Menschen aus dem gesamten Kreisgebiet. Auch das Diakonische Werk und der Verein Schuldnerhilfe bieten solche Beratungen im Landkreis Diepholz an.
Die Schuldnerberatung der Caritas gibt es bereits seit 2009. Denn andere Beratungsstellen des Verbands hatten immer wieder mit verschuldeten Leuten zu tun. Um die anderen Fachbereiche zu entlasten, wurde deshalb die Hilfe ins Leben gerufen. Der gelernte Bankkaufmann Matthias Benesch ist seit Anfang an als einziger Berater dafür zuständig. In diesem Jahr könnte der 63-Jährige in Rente gehen. Er kann sich aber sehr gut vorstellen, noch weiterzumachen. „Ich berate immer unterschiedliche Menschen, deshalb wird es nicht langweilig. Und zudem macht es mir nach wie vor sehr viel Spaß, Leuten zu helfen“, erklärt er.
Als Grund für das Ausbleiben eines deutlichen Schuldenanstiegs im Lauf des vergangenen Corona-Jahres nennt der Caritas-Angestellte vor allem die finanziellen Hilfen des Staates in Zeiten der Pandemie. Für das neue Jahr sieht die Schulden-Prognose der Experten von Creditreform allerdings weitaus düsterer aus. Im Hinblick auf die vergangenen Monate ist deshalb sogar häufig von der Ruhe vor dem Sturm die Rede. Auch Matthias Benesch sagt: „Ich kann mir vorstellen, dass in 2021 deutlich mehr Leute zur Schuldnerberatung kommen. Nämlich dann, wenn Betriebe Angestellte entlassen oder sogar ganz schließen müssen.“
Der 63-Jährige erzählt von sechs oder sieben Kunden, die ihn bereits jetzt aufgesucht haben, da sie Angst vor einer Verschlechterung ihrer finanziellen Situation in der Zukunft haben. „Es ist sehr vernünftig, dass sie sich schon Gedanken machen und vorbereitet sein wollen“, betont der Twistringer. Denn aktuell sitzen sie noch nicht in der Schuldenfalle. Doch mit einer möglichen Arbeitslosigkeit könnte sich das schnell ändern.
Viele andere Menschen melden sich bei Benesch, weil sie unabhängig von Corona mit ihren Schulden überfordert sind. 2019 waren es 229. Für 2020 geht Benesch von einer leichten Steigerung aus, wobei der Schuldnerberater zurzeit noch mit der entsprechenden Auswertung beschäftigt ist. Der überwiegende Teil der Kunden hat übrigens Schulden bis 10.000 Euro. „Das klingt erst mal nicht viel. Aber oftmals sind die Leute arbeitslos und bekommen nur Sozialleistungen. Da reicht das Geld gerade so zum Leben. Schulden können kaum beglichen werden“, erklärt der Berater. Geld gibt der Twistringer wohlgemerkt nicht. Stattdessen macht er Vorschläge, wie eine Entschuldung gelingen kann. „Es ist besonders schön, wenn Leute sagen, wie erleichtert und dankbar sie sind, dass ich ihnen geholfen habe“, schildert der 63-Jährige.
Und so läuft die Unterstützung ab: Zunächst wenden sich Menschen an Benesch, um ein Treffen zu vereinbaren. Gewöhnlich ist ein Termine in drei oder vier Wochen frei. „Es ist wichtig, dass meine Klienten den Willen haben, mitzuarbeiten“, betont der Schuldnerberater. Denn bevor es zum Termin kommt, müssen sie ein Formular ausfüllen, bei dem Einnahmen, Ausgaben und persönliche Daten erfasst werden. Zudem sollen die Kunden ihre Mahnungen sowie Rechnungen vorsortieren und zum Gespräch mitbringen. Beim Termin geht es dann darum, dass der Twistringer einen besseren Eindruck von der Situation der Überschuldeten bekommt. Im Anschluss an das Erstgespräch erstellt Benesch eine Gläubigerliste. Danach wird die Beratung vertieft. Die Frage, wie mit den Zahlungsforderungen umgegangen wird, steht im Mittelpunkt.
Eine Möglichkeit ist, dass sich Schuldner und Gläubiger auf einen späteren Zeitpunkt der Zahlung einigen. „Aber das halte ich meist für keine gute Idee. Denn vermutlich sieht die finanzielle Lage in einem Jahr ähnlich prekär aus“, erklärt der Schuldnerberater. Er bevorzugt eher Ratenzahlungen. Auch die Privatinsolvenz kann ein Ausweg sein, wenn die überschuldete Person nicht selbstständig arbeitet oder gearbeitet hat. 2019 entschieden sich 17 Kunden von Benesch für diesen Entschuldungsansatz – für 2020 liegen noch keine konkreten Zahlen dazu vor. Während des Insolvenzverfahrens wird der Teil des Einkommens zur Schuldenbegleichung eingezogen, der pfändbar ist und somit oberhalb des Betrages zur Existenzsicherung liegt. Nach dieser Phase folgt die Restschuldbefreiung. Bis kürzlich ging das Verfahren gewöhnlich über sechs Jahre. Nun wurde es auf drei Jahre verkürzt.
Nicht selten kommen auch junge Menschen zu Benesch. Familien sind genauso von Geldproblemen betroffen. Auch Rentner, besonders ältere Frauen, nehmen das Beratungsangebot zunehmend wahr. Bei ihnen ist die Situation laut Benesch meist gleich: Sie haben früher nicht gearbeitet, sondern nur ihr Mann. Wenn dieser jedoch sterbe, müssen die Seniorinnen nun von der vergleichsweise geringen Witwenrente leben. Laut Creditreform hat sich die Zahl der Überschuldeten im Alter ab 70 Jahren in Deutschland seit 2013 mehr als vervierfacht – auf rund 470.000 Betroffene.
Allen Menschen aus dem Landkreis steht die Beratung offen – unabhängig von Religion oder Staatsangehörigkeit. Benesch ist sowohl telefonisch (0 42 43 / 93 34 25) als auch per E-Mail an MBenesch@caritas-os.de erreichbar. Auch in Lockdown-Zeiten findet die Beratung weiterhin statt, allerdings nur nach vorheriger Terminabsprache und bei nicht sehr dringlichen Fällen mit etwas längerer Wartezeit als sonst. Neue Klienten berät Benesch zunächst weiterhin vor Ort – bei anderen ist der Berater zurzeit vermehrt auf Telefonate und Internet umgestiegen.
Ähnliche Lage bei Diakonie und Schuldnerhilfe
Auch Rainer Borgstedt, Geschäftsführer des Vereins Schuldnerhilfe, und Stefan Gövert, Schuldnerberater der Diakonie, bestätigen die Aussagen von Matthias Benesch im Hinblick auf die aktuelle Situation. So sei auch bei ihnen die große Welle an Anfragen bisher ausgeblieben. „Viele Menschen, die während der Pandemie in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind, versuchen vorerst, die Probleme selbst zu lösen“, vermutet Borgstedt. Gövert merkt jedoch an: „Auch unabhängig von der Corona-Pandemie haben wir bereits viele Anfragen.“
Beide rechnen ebenso damit, dass im Laufe des Jahres wohl erheblich mehr Überschuldete zu den Einrichtungen kommen werden. Und bereits jetzt haben auch Schuldnerhilfe und die Diakonie vereinzelt Neukunden, bei denen sich Corona finanziell auswirkt. „Leuten in Kurzarbeit gewähren Banken vielfach keine neuen Darlehen mehr, da Kreditinstitute kein Risiko eingehen möchten. Diese Menschen wissen dadurch bereits jetzt nicht mehr weiter“, schildert Borgstedt.
Auch bei der Schuldnerhilfe (Telefonnummer 0 42 71 / 37 50) und der Diakonie (Rufnummer 0 42 42 / 16 87 11, E-Mail: schuldnerberatung.dw.Syke@evlka.de) finden während des Lockdown unverändert Beratungen statt. Erstgespräche erfolgen zumeist persönlich vor Ort und Folgetermine teils auch telefonisch oder online.
Immer sonnabends möchten wir Sie unter dem Motto "Aufgetischt" auf eine kulinarische Entdeckungsreise in unsere Region mitnehmen. An dieser Stelle haben wir alle Restaurant-Besuche gesammelt.
1) Gasthaus Holschenböhl (Emtinghausen)
2) Ristorante Italia (Bruchhausen-Vilsen)
3) Gasthaus Leinenweber (Bruchh.-Vilsen)
5) Gasthaus Esszimmer (Bruchh.-Vilsen)
6) Die Kastanie (Martfeld-Hollen)
8) To'n Poggenkrog (Bruchh.-Vilsen)
9) Brasserie Horstmann (Bruchh.-Vilsen)
10) Forsthaus Heiligenberg (Bruchh.-Vilsen)
11) Restaurant Akropolis (Bruchh.-Vilsen)
13) Adriatic Grill und Fisch (Achim)
14) China-Restaurant Asia (Verden)
15) Ristorante Da Vito (Achim)
17) Ristorante Davide (Verden)
18) Bellini (Achim)
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
Warum sich Bremer impfen lassen
Ha,ha, ohne ausreichenden Impfstoff?