
Syke. „Ihr seid alle da und seht gesund aus, das freut mich“, begrüßte Katie Freudenschuss ihre Besucher am Sonnabend im Syker Gleis 1. Eine gar nicht so falsche Anmerkung. Immerhin wurden Organisator Joachim Schröder zwölf Eintrittskarten aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus wieder zurückgegeben. Schade, denn so ist ihnen ein sehr lustiges „Date“ mit einer schlagfertigen Hamburgerin entgangen, die mit Charme, Musik und Improvisationstalent für einen kurzweiligen Abend sorgte.
Eingebettet wurde alles in Freudenschuss‘ zweites Programm „Einfach Compli-Katie!“. Bis dieses aber bühnenreif war, musste der innere Schweinehund überwunden werden. „Ich habe mir gesagt, morgen fange ich an – nur noch schnell die Steuer zu Ende machen, aufräumen, mit dem Hund zum Tierarzt und die Wäsche waschen…“ Doch wie kommt man nun aus dem Motivationsloch? Der wichtigste Tipp: Der Schreibtisch muss leer sein. Doof nur, dass der mittlerweile eine eigene Flora und Fauna entwickelt hatte. Freudenschuss löste das Problem, indem sie sich einen neuen zulegte. Auf einem Flohmarkt wurde die Trägerin des Hamburger Comedy-Pokals fündig. „Ich wollte einen Tisch, der etwas erlebt hat und klein ist. Und ein bestechendes Argument war, dass sie ihn leer verkauft haben.“ Wobei das mitnichten den Tatsachen entspricht. Denn zu Hause angekommen fand Freudenschuss in der Tischschublade ein altes Tagebuch. Ehemalige Besitzerin war eine Frau Weißenberg aus Wien aus dem Jahr 1954. Eben jenes Buch öffnete das Tor zu einer anderen Zeit und legte den Grundstein für „Einfach Compli-Katie!“.
Die Protagonistin des Tagebuchs begann mit dem Heiratsantrag ihres Friedrichs. Zwar gab es die Frage aller Fragen, auf den Ring musste die Wienerin aber warten. „Friedrich ist sehr vernünftig und wollte den Ring nicht schon kaufen, wo er doch gar nicht wusste, was ich sage“, rezitierte Freudenschuss. Frau Weißenberg sagte dennoch Ja, immerhin sei sie schon 26 („eine uralte Schachtel in der damaligen Zeit – noch knackig aber schon dankbar“) und könne froh sein, dass ein so „irrsinnig kompliziertes Frauenzimmer“ noch Männer begeistern könne. Den Vorwurf an die Frauen, zu kompliziert zu sein, kenne Freudenschuss auch, aber: „Das ist ein großes Missverständnis. Viele Männer verwechseln kompliziert mit komplex.“
Kurz zurück zur Hochzeit: Die hat Frau Weißenberg mittlerweile hinter sich und vertraut ihrem Tagebuch die Erlebnisse der Hochzeitsnacht und ihrer Entjungferung an. Damals wie heute käme das Entjungfern einer Frau für Männer einem Pokalgewinn gleich. Sehr zum Unverständnis von Katie Freudenschuss. „Wo ist da die Belohnung für den Mann? Geht es darum, der Erste zu sein? Ich sag mal, bei einem Büfett kann ich das verstehen“, sinnierte die Künstlerin. Und das nicht nur mit Wortbeiträgen, sondern auch mit musikalischer Untermalung. Mit feinfühligen Vertonungen auf dem Klavier und einem Auge für die Gesellschaft gab sie unter anderem einen Anruf von Melania Trump bei ihrer Schwester Ines zum Besten, bei dem sie sich schon auf die Scheidung freue, sobald ihr Mann kein Präsident mehr sei. Beeindruckend war auch Freudenschuss‘ Improvisationstalent. Kurzerhand schrieb sie ein Lied über Volker und Dorothea im Publikum, die sich im Juni 1987 auf einem Genesis-Konzert in Mannheim kennenlernten und sechs Monate später vor dem Traualtar standen. „Ach Tagebuch, ich weiß es ganz genau, gib mir sechs Monate und dann wird sie sicher meine Frau“, verblüffte Freudenschuss mit der spontanen Ballade.
Wo es in der Gegenwart nach 33 Jahren noch knistert, kriselte es im Juni 1955 bei Frau Weißenberg. Die Wienerin hatte sich in den Postboten Alexander verguckt. Wäre er der bessere Ehemann? Immerhin gehörte zu den traurigen Highlights der Ehe, dass Göttergatte Friedrich seiner Liebsten einen Staubsauger geschenkt hatte. Und dann bekam Frau Weißenberg auch noch eine Postkarte von ihrem Angebeteten, der Ferien an der Nordsee machte – sooo romantisch. „Die Urlaubspost, die ich heute bekomme, stammt aus einer Whatsapp-Urlaubsgruppe“, bedauerte Freudenschuss. Heute werde alles gepostet, frei nach dem frühen „Influencer“ René Descartes „Postum ergo sum – Ich poste, also bin ich“.
In Frau Weißenberg wuchs der Wunsch, ihrem Alexander ihre Liebe zu gestehen und gemeinsam ein neues Leben in Berlin zu beginnen. Ob es ein Happy End geben wird? Auf jeden Fall schloss Katie Freudenschuss auf eine Art, die am Abend vor dem Weltfrauentag wohl runder nicht hätte sein können. Ein letztes Mal zitierte sie Frau Weißenberg mit den Worten: „Ich hatte einen Traum, der sich so merkwürdig und real anfühlte. Ich stehe auf einer Bühne, neben mir steht mein Küchentisch. Das Licht ist hell und die Menschen im Raum lachen und freuen sich. Ich träume von einer Zeit, in der Frauen laut sein dürfen und lustig. Wo kompliziert sein richtig ist.“
Immer sonnabends möchten wir Sie unter dem Motto "Aufgetischt" auf eine kulinarische Entdeckungsreise in unsere Region mitnehmen. An dieser Stelle haben wir alle Restaurant-Besuche gesammelt.
1) Gasthaus Holschenböhl (Emtinghausen)
2) Ristorante Italia (Bruchhausen-Vilsen)
3) Gasthaus Leinenweber (Bruchh.-Vilsen)
5) Gasthaus Esszimmer (Bruchh.-Vilsen)
6) Die Kastanie (Martfeld-Hollen)
8) To'n Poggenkrog (Bruchh.-Vilsen)
9) Brasserie Horstmann (Bruchh.-Vilsen)
10) Forsthaus Heiligenberg (Bruchh.-Vilsen)
11) Restaurant Akropolis (Bruchh.-Vilsen)
13) Adriatic Grill und Fisch (Achim)
14) China-Restaurant Asia (Verden)
15) Ristorante Da Vito (Achim)
17) Ristorante Davide (Verden)
18) Bellini (Achim)
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
Der Selbsttest ist damit deutlich günstiger als der Schnelltest in den Testzentren, Apotheken und Arztpraxen, hat aber eine ...