Groß, klein, schön, kitschig

Syke. Man kann aus nahezu jedem Material alles basteln. Ob klein, ob groß. Ob schön, ob kitschig. Ob künstlerisch wertvoll oder nicht. Das zeigte wieder mal der Kunsthandwerkermarkt im Syker Kreismuseum. Es gab eine unglaubliche Vielfalt an Dingen zum Hinstellen, zum Benutzen, zum Aufhängen, zum Weglegen, zum Verstauben lassen oder zum einfach nur zum Angucken. Und natürlich gab es etwas für die Gaumenfreuden, und gefühlt war das am Sonntag wieder mal die beste Geschäftsidee. Knipp und Butterkuchen in der Diele, Bratwurst und Kaffee im Sommergarten und etliche Öle und Essenzen zum Probieren an den Ständen. Okay, diese Proben waren nicht unbedingt zum Sattessen.

Die nächsten Kunsthandwerkermärkte in der Umgebung wurden auch schon beworben. Wirklich interessant ist dabei die neueste Aktion der Museumspädagogen. Am 25. November kann alter Weihnachtströdel verhökert werden. Wer also Platz für das gestern Gekaufte braucht – oder wem das gestern Gekaufte doch nicht gefällt–, der wird wieder den Weg ins Friedeholz finden.

Allerdings, und das rettete den gestrigen Tag etwas, gab es nur äußerst wenig Weihnachtliches. Das meiste war ganzjahrstauglich. Schmuck und Deko in jeder Form dominierten. Holz, Stein, Metall, Wolle, Stoff, Papier waren in den meisten Fällen liebevoll und in echter Handarbeit gefertigt. Manchmal schien das zwar nicht so, aber die künstlerische Freiheit ist bekanntermaßen nicht diskutabel.

Oder wie wäre es mal mit Filz? Tücher und Handgelenkwärmer gab es, und Marion Barning aus Riede hatte nicht nur Filz-Füchse und Filz-Robben für ihre Märchenwelten hergestellt. Jemand anderes hatte einfach Filz in Form von langen dünnen Würsten gedreht. Die konnte man, aber meistens wohl eher frau, mit einer Brosche zusammenbinden, und fertig war der Halsschmuck. Auch eine Idee. Auch Jointventure gab es. Heidi Winkler aus Staffhorst produziert runde Filzanhänger, die Elfi Asendorf (wohnhaft übrigens in Asendorf) mit ihren Duftölen beträufelt. Schon hat man eine wirklich schöne Alternative zu den Tausende von Autoinnenräumen verunstaltenden Duftbäumen. Der Vollständigkeit halber seien die hölzernen Duftkugeln erwähnt, die es natürlich auch gab.

Einige der Verkaufenden waren wahre Originale. Da gab es den nach eigenem Bekunden rast- und heimatlosen Jürgen, der die wirklich tollste Idee hatte. Er sägte nämlich vor den Augen der Kunden mit einer elektrischen Laubsäge schnell und filigran zentimetergroße Namen in Schreibschrift. Die leimte er auf einen Stempel, und so können Eltern und Großeltern die Namen der Kinder mitnehmen und den Kids zur unbegrenzten Reproduktion ihrer Namen überlassen. Angesichts der vor Kreativität strotzenden Eltern eine pfiffige und wirklich individuelle Idee.

Ansonsten war vieles wie immer, aber deswegen nicht minder interessant. Patrick, der helle Barde, zupfte unter einem – Achtung jetzt – Sonnenschirm. Neben ihm gab es Wasser speiende Fische aus Stein. Im Krämerladen verkaufte Ruth Oldenburg ihre Süßigkeiten. Im Kindermuseum wurde gebastelt, und die alten Schulbänke waren unter Patchworkdecken kaum zu sehen. Wenn das der Schulmeister gewusst hätte.

„Ganz schön kalt“, meinte eine Ausstellerin outdoor. „Heute Abend gehe ich mit Wärmflasche ins Bett.“ Einen Stoffbezug dazu hätte es mit Sicherheit auch irgendwo gegeben. Blieben noch zwei Männer, die angesichts dringender Probleme kein Auge für die Kunst um sich herum hatten. Mitten im Gang sorgten sie für einen kleinen Stau. Ihr Thema war der neue Werder-Trainer. Dabei gibt es bekanntermaßen auch einige Vorschläge, die eher in Richtung künstlerische Freiheit gehen.