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Syke. 630 – so viele Besucher haben Gertrud Harthus und ihr Göttergatte Gerd in etwa für einen Abstecher zu Jazz Folk Bike am ersten September-Wochenende begeistern können. Das 16. Festival in Syke bot mit sieben Konzerten eine bunte Auswahl für Musikfreunde. Jetzt lassen die Veranstalter vom Verein Jazz Folk Klassik mit dem SYKER KURIER das Geschehene Revue passieren.
„Wir machen Musik für eine spezielle Zielgruppe. Das sind nicht Tausende von Leuten, die das hören möchten“, ist sich Gertrud Harthus bewusst. Doch anders, als diese Erkenntnis vermuten lassen mag, ist sie bei dieser Erkenntnis nicht niedergeschlagen. Mit einem Lächeln sitzt sie barfuß an einem großen Holztisch, eine Tasse frischen Kaffees vor sich. Daneben ihr Mann – nicht minder gut gelaunt. Und für ein Special-Interest-Genre hätte in der Tat alles viel schlechter kommen können. Rund 630 zahlende Besucher zählten Gertrud und Gerd Harthus auf den insgesamt sieben Veranstaltungen, 200 hätten das kostenlose Konzert der Talking Horns am Hohen Berg besucht. „Es waren zwar einige der Festival-Karten-Inhaber dort, manche kennt man ja, aber auch viele, die ich bei den anderen Konzerten nicht mehr gesehen habe“, erinnert sich Gertrud Harthus.
Das wohl am schlechtesten besuchte Konzert bildete zugleich die Eröffnung von Jazz Folk Bike am Freitagabend im Vorwerk. Die Lazarev-Project-Group konnte etwa 40 Jazz-Fans zu einem Besuch motivieren. „Da war es aber auch früh und schweinekalt“, erklärt sich Gertrud Harthus. Gut dreimal so viele Besucher wanderten ins Restaurant Maximilian, das von den Shevettes beschallt wurde. Holler My Dear bescherten dem Kreismuseum etwa 90 Zuhörer, Kat & Co. wollten 120 Ohrenpaare im Vorwerk lauschen. Besonderes Augenmerk galt Karolina Cicha, was auch an der Location lag. Das Gleis 1 war zum ersten Mal dabei. Mit Blick auf die rund 100 Besucher meint Gertrud Harthus zufrieden: „Damit haben wir eher nicht gerechnet. Das war ein anspruchsvolles Konzert, und der Ort war für uns ganz neu.“
Hier wurde zudem ein in den vergangenen Jahren immer stärker werdender Trend für die Jazz-Begeisterte besonders sichtbar. Die Menschen entscheiden sich in immer kürzerer Zeit, ob sie ein Konzert besuchen möchten. „Das bedeutet für uns als Veranstalter, dass wir nicht wissen, was auf uns zukommt“, schließt Gertrud Harthus. Das führe zu großem Frust, wenn bis wenige Tage vor der Veranstaltung noch kein Feedback von Interessierten kommt. Auf die Frage nach dem Höhepunkt von Jazz Folk Bike ist sich das Ehepaar Harthus einig: Das Vladyslav-Sendecki-Trio gemeinsam mit Ken Norris. „Wie im Himmel“ und „Das war eines unserer schönsten Konzerte in den ganzen Jahren“ schwärmten die beiden.
„Wir haben so wenig Jazz wie schon lange nicht mehr gehabt“, erzählt Gerd Harthus, der aber zugleich zugibt, dass es für ihn nie jazzig genug sein kann. Umso verwunderlicher, dass manch Besucher das Festival zu jazzig fand. Wie geht man mit dieser Nachricht um? „Das kann ich nicht nachvollziehen“, gibt Gertrud Harthus zu. Anerkennung von mehr Menschen zu erhalten, indem sich die Organisatoren mehr dem Mainstream widmen, kommt für das Paar hingegen gar nicht in Frage. Syke hätte auch gar nicht die geeigneten Locations, sollte Jazz Folk Bike massentauglicher werden. „Mehr Besucher würden bedeuten, dass wir das Kreismuseum und das Gleis 1 rausschmeißen würden. Das würde aber unserem Konzept widersprechen, besondere Orte in den Mittelpunkt zu rücken. Und dann würde ich auch nicht mehr mitmachen“, steht für Gertrud Harthus fest.
Und da wären wir schon beim nächsten Stichwort. Denn noch vor dem Festival war es fraglich, ob es 2019 eine 17. Ausgabe geben wird. Wie sieht die Antwort denn jetzt aus? „Wir haben beschlossen, nicht aufzugeben“, lässt Gertrud Harthus die Katze aus dem Sack. Grundstein für die Einstellungs-Gerüchte war die wachsende Anspannung während der Planung in Gertrud Harthus. Außenstehende würden nur das finale Produkt der Arbeiten mitbekommen, aber was dahinter läuft, registriere niemand. „Wenn dann Sachen querlaufen und wir die Planung wieder umwerfen müssen, was einen Domino-Effekt nach sich zieht, ist das nicht schön. Und wenn ich dann auf die geringen Kartenverkäufe schaue, überlege ich, ob das noch alles Sinn macht“, beschreibt Gertrud Harthus.
Was auch nicht außer Acht gelassen werden dürfe, sei der finanzielle Aufwand und die sich daraus ergebende Verantwortung. Mehr als 20 000 Euro schwer war Jazz Folk Bike in diesem Jahr. Lediglich ein Viertel davon werde durch den Verkauf der Eintrittskarten gestemmt, der Rest gehe auf den Einsatz der Sponsoren zurück. Am Ende befinde man sich nach dem aktuellen Stand mit 500 Euro im Minus. „Seit Jahren sind wir über den Daumen gepeilt mit plus/minus Null da herausgegangen“, bleibt Gerd Harthus gelassen. Wesentlich verwunderter ist er, „wenn sich jemand an der Kasse über zehn oder 20 Euro für die Karte aufregt“. Dass davon das Budget der Band, die Technik, die Zeitungsanzeigen und Hoteliers bezahlt werden müssen, werde oft außer Acht gelassen. „Was soll ich da an Eintritt nehmen?“
Doch die Erleichterung nach getaner Arbeit und die Besucherzahlen am Ende des Festivals schieben dann doch allen Frust bei Seite. „Vielleicht sollte man doch die 20 vollmachen, das ist sympathischer“, überlegt Gertrud Harthus heute schon optimistischer und lächelt. Vier weitere Ausgaben könnten Jazz-Fans also gewiss sein. Ideen für 2019 – dann wird übrigens an Pfingsten gejazzt – hat das Ehepaar Harthus auch schon. Die norwegische Gruppe Girls oder erneut das Vladyslav-Sendecki-Trio, diesmal zusammen mit dem Tom-String-Quartett. „Dann hätten wir Vladyslav aber jedes Jahr hier. Na gut, den kann man sich auch jedes Jahr anhören, ohne das es langweilig wird.“
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Immer sonnabends möchten wir Sie unter dem Motto "Aufgetischt" auf eine kulinarische Entdeckungsreise in unsere Region mitnehmen. An dieser Stelle haben wir alle Restaurant-Besuche gesammelt.
1) Gasthaus Holschenböhl (Emtinghausen)
2) Ristorante Italia (Bruchhausen-Vilsen)
3) Gasthaus Leinenweber (Bruchh.-Vilsen)
5) Gasthaus Esszimmer (Bruchh.-Vilsen)
6) Die Kastanie (Martfeld-Hollen)
8) To'n Poggenkrog (Bruchh.-Vilsen)
9) Brasserie Horstmann (Bruchh.-Vilsen)
10) Forsthaus Heiligenberg (Bruchh.-Vilsen)
11) Restaurant Akropolis (Bruchh.-Vilsen)
13) Adriatic Grill und Fisch (Achim)
14) China-Restaurant Asia (Verden)
15) Ristorante Da Vito (Achim)
17) Ristorante Davide (Verden)
18) Bellini (Achim)
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.