
„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen“, stellte der Dichter Matthias Claudius vor rund 220 Jahren fest. Er war allerdings nicht der Erste und auch nicht der Letzte, der das Reisen mit dem Schreiben verband. In die bis ins Altertum zurückreichende Tradition der Reiseberichte reiht sich nun auch die Sykerin Myriam Witt ein. Mit „Unterwegs mit Leiftri“ legt die Notfallärztin ihr zweites Buch im „Ellert und Richter Verlag“ vor.
Myriam Witt ist keine geborene Reiterin. Erst mit 33 Jahren stieg sie das erste Mal in den Sattel. Ihr fehle daher etwas die „unbekümmerte kindliche Angstfreiheit“ bekennt sie selbst gleich am Anfang ihres Buches. Als sie sich ihr erstes Pferd zulegte, sei sie daher zunächst „viel mit ihm spazieren gegangen“. Malouche, ein dänischer Knabstrupper, sah aus wie der Kleine Onkel von Pippi Langstrumpf und wurde zu ihrem treuen Begleiter. „Man muss mit dem Pferd zusammenarbeiten und sich gut kennenlernen“, findet sie. Nach dem anfänglichen Beschnuppern nahmen Malouche und Myriam Witt anfangs auch an Turnieren und Wettbewerben teil, doch die Sykerin stellte schnell fest, dass das nicht ihre Welt ist. „Ich will nichts gewinnen“, stellte sie fest. Das Miteinander mit dem Pferd als ihrem freundschaftlichen Begleiter war ihr immer wichtiger.
Anstatt um Schleifen und Pokale zu reiten, sah sie sich daher um, was man mit dem Pferd gemeinsam noch unternehmen kann. Ausflüge und Wanderungen, vor allem im weiten Norden boten sich da geradezu an. „Ich mag viel Natur und bin gerne draußen“, sagt sie. „Und dafür sind Pferde gemacht.“ Auch Malouche, selbst wenn er „eigentlich nicht dafür gebaut war“, wie sie sagt. Doch sie hätte ihm nichts abverlangt, was er nicht mochte. Der Knabstrupper ging gerne mit ihr auf Wanderschaft und mit der Zeit wurden die Strecken länger.
„Ich wollte immer mal einen längeren Wanderritt machen“, sagt sie. Doch dann starb Malouche unerwartet. Danach wollte sie eigentlich kein Pferd mehr haben. „Aber dann kam Leiftri“, lächelt sie. Der Isländer stahl sich in ihr Herz und fand auf dem Resthof in Syke ein neues Zuhause bei Myriam Witt, ihrem Mann, seinem Pferd, zwei lebhaften Schäferhunden, einem Haufen Hühner und frechen Spatzen. Die beiden gewöhnten sich aneinander, schlossen Freundschaft und bald wurde das Pony ihr verlässlicher Partner bei den Streifzügen durch die Gegend.
Eine Freundin erinnerte sie schließlich an ihren ursprünglichen Wunsch eines langen Wanderritts. „Sie hat mir Karten geschenkt“, sagt Myriam Witt sich. Karten auf denen Reitwege verzeichnet sind, die sie dann schließlich mit Leiftri in Angriff nahm. „Dafür haben wir relativ viel trainiert“, sagt sie über die Vorbereitung. Schließlich erfordere das gemeinsame Reisen von Pferd und Reiter besondere Verhaltensweisen. Mit einer Bekannten und deren Stute machten sich Myriam Witt und Leiftri dann schließlich auf den Weg.
Über Geest, Moor und Heide geht es durch die Natur. Doch in ihrem Buch beschreibt Myriam Witt weniger, was sie sieht, sondern wie sie es wahrnimmt. Oder genauer: Wie sie das Gesehene durch die Augen ihres Ponys neu entdeckt. Ganz so wie sie es in ihrem Buch beschreibt: „Der Zauber einer Reise liegt nicht darin, was man vor Augen hat, sondern darin, welche Gedanken das Gesehene auslöst.“
Aufgeschrieben hat sie ihre Erlebnisse auf Drängen der Freundin, die ihr auch die Karten schenkte. „Sehr nachdrücklich eingefordert“, sagt die 48-Jährige mit einem Lächeln. „Du musst mir aber davon erzählen, hat sie gesagt.“ Und das versprach sie ihr. Ursprünglich habe sie dabei eher an Einträge wie in einen Blog gedacht, doch ihre Aufzeichnungen wuchsen Kapitel um Kapitel. „Und so wurde ein Buch daraus.“ Ein Reisebericht im klassischen Sinne, allerdings nicht von der weiten Welt und fremden Kulturen, sondern von der Umgebung und was eine neue Erfahrung des Reisens - nämlich hoch zu Ross - in ihr selbst auslöst.
Für diejenigen, die lesen möchten, was der Landkreis Diepholz reisenden Reitern zu bieten hat, ist dieses Buch nicht ganz das Richtige. Aber dafür ist es reich an Erkenntnissen und Betrachtungen - über das Reiten, das Reisen und das Leben mit und in der Natur. So wie Myriam Witt es selbst beschreibt: „Eine Reise braucht Wege, auf denen man nicht nur eine Strecke zurücklegen kann, sondern die einen zum Fühlen, Schauen und Lernen verführen. Dieses Staunen braucht Zeit, deswegen ist Geschwindigkeit für eine Reise abträglich. Das schnelle Zurücklegen einer Strecke in einem Flugzeug oder in einem Auto ist nur Transport, keine Reise.“
Myriam Witt: Unterwegs mit Leiftri - Leben mit meinem Pferd, 208 Seiten, 16,95 Euro, Ellert & Richter Verlag, 2021
Immer sonnabends möchten wir Sie unter dem Motto "Aufgetischt" auf eine kulinarische Entdeckungsreise in unsere Region mitnehmen. An dieser Stelle haben wir alle Restaurant-Besuche gesammelt.
1) Gasthaus Holschenböhl (Emtinghausen)
2) Ristorante Italia (Bruchhausen-Vilsen)
3) Gasthaus Leinenweber (Bruchh.-Vilsen)
5) Gasthaus Esszimmer (Bruchh.-Vilsen)
6) Die Kastanie (Martfeld-Hollen)
8) To'n Poggenkrog (Bruchh.-Vilsen)
9) Brasserie Horstmann (Bruchh.-Vilsen)
10) Forsthaus Heiligenberg (Bruchh.-Vilsen)
11) Restaurant Akropolis (Bruchh.-Vilsen)
13) Adriatic Grill und Fisch (Achim)
14) China-Restaurant Asia (Verden)
15) Ristorante Da Vito (Achim)
17) Ristorante Davide (Verden)
18) Bellini (Achim)
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.