
Bruchhausen-Vilsen. Der Parkplatz vor dem ehemaligen Gasthaus Reinecke ist leer. Wer durchs Fenster lugt, sieht alte Sofas, Stühle und Tische aufeinandergestapelt herumstehen. Lediglich die güldenen Außenlaternen geben mit ihrer Bier-Werbung einen Hinweis darauf, was hier früher geschah. Etwa zehn Jahre lag die Gaststätte in Gehlbergen brach, jetzt kehrt das Leben zurück in das Gemäuer. Zumindest in einen Teil. Die Tanzsportgemeinschaft (TSG) Bruchhausen-Vilsen hat den Saal gemietet.
Steffen Beste öffnet die Tür zum Saal. Der Geruch lässt noch vermuten, dass hier einst gefeiert wurde, geraucht und getrunken. Mehrfach hat die Reinigungsfachkraft das Parkett bereits gesäubert, aber der Geruch ist ebenso hartnäckig wie der Staub, der immer wieder aus Ritzen und von der Decke rieselt. Gut Ding will eben Weile haben. So wie die Suche der TSG nach einer Heimat. Die ist jetzt beendet. Nach sechs, sieben Jahren. Der Vorsitzende Steffen Beste, seine Vorstandskollegen Astrid Mysegades und Jana Dreyer sowie Andrea Sikut, die bei den Tänzern ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolviert, sind gekommen, um letzte Kleinigkeiten zu erledigen. Sie wollen die Musikanlage aufbauen und die Schränke ausräumen. Dann kann es losgehen. Endlich!
Die TSG Bruchhausen-Vilsen gibt es seit 2008. Mit 14 Tanzwütigen haben sie damals angefangen. „Dann sind wir ganz schnell groß geworden“, sagt Astrid Mysegades. Was dazu geführt hat, dass sie inzwischen an drei verschiedenen Orten trainieren: im Spiegelraum der Mensa im Schulzentrum Bruchhausen-Vilsen, in der kleinen Sporthalle des Luftkurorts und im Gasthaus Zum Hüttenwirt in Scholen. „So kommt aber kein richtiges Heimatgefühl auf“, findet Mysegades.
Sie hat 2009 noch die Goldene Hochzeit ihrer Schwiegereltern im Gasthaus Reinecke gefeiert, damals aber noch keinen Gedanken daran verschwendet, dass das einmal das Refugium der TSG werden könnte. „Wir haben ganz viel angeguckt, über Jahre“, erzählt Astrid Mysegades. Zuerst hätten sie sich nur innerhalb Bruchhausen-Vilsens umgeschaut. „Das Schwierigste war die Tanzfläche“, erinnert sich die stellvertretende TSG-Vorsitzende. Steffen Beste ergänzt: „Bei jedem Objekt war nur eine Toilette dabei.“ Auch ein Problem.
Aber nur bis zum 27. Dezember 2018. Dann nämlich entdeckten die Tänzer das ehemalige Gasthaus Reinecke und wussten gleich: Das ist es. Besitzer Helmut Rahlmann war schnell einverstanden, die andere Hälfte des Gasthauses soll künftig Geflüchtete beherbergen. Der TSG wird's recht sein: Getanzt wird in allen Kulturen. Für die Tanzsportgemeinschaft ging die Arbeit jetzt erst richtig los. Nutzungsänderung beantragen, Bauantrag stellen, Brandschutzrichtlinien einhalten. „Wenigstens war das Grundgerüst als Zeichnung vorhanden“, erklärt Steffen Beste. Etwa ein Dreivierteljahr dauerte der Gang durch die Instanzen, dann war die Sache in Sack und Tüten.
Heißt: Es durfte gewerkelt werden. Der Zugang zur Toilette musste vom Saal aus gewährleistet, die Ausgangstür war als Fluchttür zu schmal und musste deshalb erweitert werden. Elektrische Leitungen mussten umgelegt, für Schallschutz gesorgt werden. Und aus den Fassungen strahlen jetzt LED-Leuchten. Die Handwerker legten am Rande des Saals neuen Fußboden. „Da lag typischer 70er-Jahre-Teppich, braun mit Blümchen“, gruselt es Steffen Beste immer noch. Das neue Laminat passt sicher besser zum Tanzparkett. Selbst gemacht haben die Tänzer nur wenig. „Wir haben den Großteil machen lassen“, bestätigt Beste. „Jeder muss das machen, was er gut kann. Wir können gut tanzen, aber nicht gut handwerkern.“ Und das Geld dafür? „Das haben wir gespart.“ Für eine Spiegelwand hat es aber noch nicht gereicht.
Doch auch die wird kommen, da ist sich Steffen Beste sicher. Die TSG bietet Eltern-Kind-Tanzen an, Hip-Hop und Zumba für alle Jahrgänge. Ballett, Reha-Sport und Gesellschaftstänze haben sie ebenso im Portfolio wie eine Standardformation und vieles mehr. Zu viele Gruppen, um sie alle im neuen Domizil zu trainieren. „Wir werden auch weiterhin beim Hüttenwirt trainieren“, vermutet Astrid Mysegades. Und auch der Spiegelsaal des Schulzentrums wird auf die Tänzer der TSG nicht komplett verzichten müssen. Doch nun hat der Verein ein Zentrum, einen Ort, wo das Herz der Tanzsportgemeinschaft schlagen wird.
Eine offizielle Eröffnung wird es Steffen Beste zufolge nicht geben, „eher so ein Soft Opening“. Für die alljährliche Show „Blue Emotion“ ist der Reinecke-Saal zu klein, aber die Jahreshauptversammlung am 28. Februar soll schon in Gehlbergen stattfinden. Neue Möglichkeiten ermögliche der Saal: Kindergeburtstage sollen dort gefeiert werden, auch Junggesellinnenabschiede. Man überlege, den Saal für sportliche Anlässe zu vermieten, „aber nicht einfach für Partys“.
Steffen Beste streicht mit seiner Schuhsohle sanft über das Parkett. „Ist schon rutschiger geworden“, sagt er fachmännisch. Noch zwei-, dreimal mit Parkettpflege rüber, dann sollte der Fußboden tanztauglich sein. Astrid Mysegades: „Das ist ein gutes Gefühl.“
Immer sonnabends möchten wir Sie unter dem Motto "Aufgetischt" auf eine kulinarische Entdeckungsreise in unsere Region mitnehmen. An dieser Stelle haben wir alle Restaurant-Besuche gesammelt.
1) Gasthaus Holschenböhl (Emtinghausen)
2) Ristorante Italia (Bruchhausen-Vilsen)
3) Gasthaus Leinenweber (Bruchh.-Vilsen)
5) Gasthaus Esszimmer (Bruchh.-Vilsen)
6) Die Kastanie (Martfeld-Hollen)
8) To'n Poggenkrog (Bruchh.-Vilsen)
9) Brasserie Horstmann (Bruchh.-Vilsen)
10) Forsthaus Heiligenberg (Bruchh.-Vilsen)
11) Restaurant Akropolis (Bruchh.-Vilsen)
13) Adriatic Grill und Fisch (Achim)
14) China-Restaurant Asia (Verden)
15) Ristorante Da Vito (Achim)
17) Ristorante Davide (Verden)
18) Bellini (Achim)
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.