
Der Tag startet mit einer Besprechung um 8 Uhr. Denn es gilt zu organisieren, wer an dem Vormittag was übernimmt, bevor ab 14 Uhr die Kunden zur Ausgabe kommen. Es gibt reichlich zu tun und das jeden Werktag für die rund 15 Mitarbeiter der Twistringer Tafel am Osterkamp. Lebensmittel müssen getrennt, aussortiert und drapiert werden. Gespendete Waren von Supermärkten werden abgeholt und zur Einrichtung gefahren. Auch die Tafeln in Barnstorf und Bassum werden aus Twistringen versorgt. Und Kisten, die zuvor verwendet sowie danach sauber gemacht wurden, werden sortiert. An diesem Morgen hilft ein Volontär des WESER-KURIER mit und geht mit zwei anderen zunächst diese Aufgabe an.
Meterhoch türmen sich die Kisten vor den Dreien auf. Nun soll Struktur reingebracht werden. Denn: Die unterschiedlichen Kisten haben Erkennungsnummern. Gleiche sollen zu gleichen geräumt werden. Also schnappt sich der Volontär eine Kiste, klappt sie mit Mühe aus und betrachtet die mehrstellige Zahl. Dann schaut er sich um und stellt sie zu den passenden. Auch wenn das nicht sonderlich fordernd ist, sind die anderen Männer auffällig schneller.
Immer wieder lächeln die zwei dem zunächst langsam arbeitenden Neu-Kollegen motivierend zu. Insgesamt hat er den gesamten Vormittag das Gefühl: Bei der Tafel ist der Teamgedanke wichtig. Es geht herzlich zu. Und mit der Zeit gelingt es auch dem Anfänger schneller. Die beiden Erfahrenen sind übrigens Flüchtlinge. Sie sind nicht die einzigen Geflüchteten, die bei der Tafel helfen. Ein Ehrenamtlicher erzählt später: „Einige Flüchtlinge sind Kunden bei der Tafel. Deshalb wollen sie auch helfen.“
Irgendwann sind die Kisten fertig sortiert. Eine Helferin betont: „Schön finde ich, dass man bei dem Ehrenamt sieht, was man geschafft hat.“ Schon jetzt versteht der Volontär, was sie damit meint. Wie lang das Positionieren der Kisten gedauert hat, weiß er nicht so wirklich. Er verliert an dem Vormittag völlig das Zeitgefühl.
Nun steht die nächste Aufgabe an: Obst, das nach Ankunft der Transporter in die Tafel gebracht wird, soll unter die Lupe genommen werden. Kurz gefragt, ob er die zwei emsigen Helfer unterstützen kann. Darf er sehr gerne. Sie stellen sich als Jana und Andreas vor. Die Früchte präsentieren sich derweil als bunte Mischung. Von A wie Apfel bis Z wie Zitrone ist alles dabei. „Teilweise lernt man hier auch neue Sorten kennen“, lacht Jana.
Andreas ist seit Kurzem in Pension. „Ich habe also viel Zeit“, betont der Rentner. Aus diesem Grund hilft er regelmäßig sowohl morgens als auch nachmittags bei der Ausgabe. Jana arbeitet für die katholische Kirchengemeinde in Twistringen. Als sie ihrem Beruf während des ersten Lockdown nicht mehr nachgehen konnte, entschied sie sich, bei der Tafel zu beginnen. Inzwischen arbeitet die junge Frau wieder. Der Tafel ist sie dennoch treu geblieben. Ein oder zweimal in der Woche hilft sie – meist bei der Ausgabe. „Wenn ich mal längere Zeit nicht kann, fehlt mir etwas“, sagt sie. Eines haben Andreas und Jana gemeinsam: Sie wollen Gutes tun. Dass sie von den Hilfsbedürftigen großen Dank zurückbekommen, freue die beiden sehr. Geld erhalten Helfer bei der Tafel übrigens grundsätzlich nicht.
Der Kern bei der Warenannahme ist, zu schauen, ob die Produkte mit gutem Gewissen an die Kundschaft gehen können. „Wenn man die Lebensmittel selbst noch essen würde, ist ihr Zustand in Ordnung“, erklärt Andreas. In diesem Fall werden sie in den jeweiligen Kisten verstaut. Schnell kommt der Volontär in diesen Ablauf rein. Ein Zahnrad greift ins andere. Mal wirft Andreas eine Plastikpackung in den Müll, die Jana zuvor geöffnet hatte. Und mal helfen die beiden Experten dem neuen Kollegen auf die Sprünge, wenn der zum Beispiel nicht weiß, ob schon eine Kiste für Orangen bereitsteht. Neue Lebensmittel werden von anderen Helfern reingetragen, wenn die vorherigen in den Kisten verschwunden sind.
Ein paar Meter weiter überprüfen andere Helfer Gemüse, daneben werden Backwaren eingelagert. Überhaupt ist das Sortiment vielfältig. So können die Kunden später unter anderem Creme, Blumen, Katzenfutter, Cornflakes und Kuchen mitnehmen. Für letzteren ist Andreas bei der Ausgabe zuständig. „Vor Kurzem hat er es so gut eingeschätzt, dass er das letzte Stück an den letzten Kunden ausgegeben konnte. Das war großes Kino“, freut sich Jana.
Dem WESER-KURIER-Mitarbeiter wird an diesem Tag bewusst, wie viel in Supermärkten, Drogerien, Bäckereien und bei Gemüsehändlern unverkauft bleibt. Dieses Konsumverhalten mit eigenen Augen zu sehen, wirkt. Zur Einordnung: Das Wissenschaftsmagazin Quarks machte 2019 darauf aufmerksam, dass Supermärkte jährlich fast drei Millionen Tonnen Lebensmittel entsorgen. Andreas ärgert sich nicht sonderlich über die Ausmaße. Denn: „Vielmehr bin ich dankbar für die Spenden der umliegenden Geschäfte. Dadurch können sich die Leute, die zur Tafel kommen, freuen.“
Das sind Arbeitslose, Grundsicherungsempfänger, Wohnungslose, Rentner, Alleinerziehende und Menschen, die vorübergehend in finanzielle Not geraten sind. Gegen einen geringen Betrag bekommen sie Waren von der Tafel, die für den Verkauf hergerichtet durchaus als Indoor-Wochenmarkt durchgehen könnte. Sind es mehr Kunden in der Corona-Zeit geworden? „Nein, das nicht. Aber es sind immer viele“, antwortet Andreas. Anfang 2021 waren 234 Haushalte bei der Tafel Twistringen registriert.
Bei der Ausgabe am Nachmittag darf der Volontär nicht dabei sein. Denn für viele Menschen sei der Gang zur Tafel mit Scham verbunden. Entsprechend stelle es sich als schwierig dar, wenn eine Person dazukommt, die nicht zur Einrichtung gehört. „Die Tafel ist ein geschützter Ort“, bringt es Jana auf den Punkt. Doch auch so hat er viel gesehen: Den Eifer der Ehrenamtlichen, die gute Teamchemie, die routinierten Arbeitsabläufe, den gesellschaftlichen Konsum und wie viel Helfer notwendig sind, damit die Tafel funktioniert.
Helfer gesucht
Seit circa 17 Jahren gibt es die Tafel in Twistringen. „Inzwischen ist sie eine der größeren der Region“, weiß die Koordinatorin Bianca Iacovozzi. Von Ende Januar bis Mitte Februar war die Einrichtung aufgrund der Pandemie geschlossen. Nach der Öffnung waren dann zunächst vergleichsweise sehr wenige Ehrenamtliche dabei. „Viele haben sich aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen. Aber mit so wenigen Personen war die Arbeit kaum zu schaffen“, schildert die Leiterin. Inzwischen sind neue Unterstützer dazugekommen. Iacovozzi ist trotzdem weiter auf der Suche „nach zuverlässigen Helfern“. Wann und wie oft sich Ehrenamtliche einbringen, ist ihnen überlassen. „Wir freuen uns über jeden, der Lust hat, sich zu engagieren - egal mit welchem Zeitbudget“, verdeutlicht die Leiterin. Vor allem für die Arbeit an den Vormittagen – also montags bis freitags ab 8 Uhr – wird Unterstützung gesucht. Aber auch bei den Ausgaben am Dienstag und Donnerstag von 14 bis 16.30 Uhr kann geholfen werden. Wer Interesse hat, kann sich bei Iacovozzi unter 01 70 / 9 37 30 11 melden.
Immer sonnabends möchten wir Sie unter dem Motto "Aufgetischt" auf eine kulinarische Entdeckungsreise in unsere Region mitnehmen. An dieser Stelle haben wir alle Restaurant-Besuche gesammelt.
1) Gasthaus Holschenböhl (Emtinghausen)
2) Ristorante Italia (Bruchhausen-Vilsen)
3) Gasthaus Leinenweber (Bruchh.-Vilsen)
5) Gasthaus Esszimmer (Bruchh.-Vilsen)
6) Die Kastanie (Martfeld-Hollen)
8) To'n Poggenkrog (Bruchh.-Vilsen)
9) Brasserie Horstmann (Bruchh.-Vilsen)
10) Forsthaus Heiligenberg (Bruchh.-Vilsen)
11) Restaurant Akropolis (Bruchh.-Vilsen)
13) Adriatic Grill und Fisch (Achim)
14) China-Restaurant Asia (Verden)
15) Ristorante Da Vito (Achim)
17) Ristorante Davide (Verden)
18) Bellini (Achim)
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.