
Jochen Knoop hat nicht wirklich die Wahl. Zur Tarmstedter Ausstellung muss er seine Lkw-Werkstatt an der Hauptstraße zwangsläufig ein wenig vernachlässigen, denn die große Landwirtschafts- und Verbrauchermesse im Ort, die am Freitag eröffnet wird, ist für den 54-jährigen Kfz-Mechaniker ein unbedingtes Muss. Mit zwei Händler-Kollegen betreut er an den vier Messe-Tagen den Stand einer Anhänger-Firma, mit der sein Betrieb schon viele Jahre zusammen arbeitet. „Auf der Ausstellung präsent zu sein ist einfach Pflicht“, sagt Knoop.
Das hat in seiner Familie durchaus Tradition, schließlich war sein Großvater Hermann Knoop einer der Gründer der Ausstellung. Ein Schwarz-weiß-Foto in der Tarmstedter Chronik zeigt den Schmied 1949 als Mitglied der Ausstellungsleitung. Zusammen mit Bürgermeister und Sägewerksbesitzer Rudolf Rottenbach, Bauer Hermann Bohling, Viehkaufmann Johann Henning und Druckereibesitzer Moritz Deter bildete der Obermeister der Schmiede-Innung den ersten Ausstellungs-Ausschuss.
Kaum tausend Einwohner hatte Tarmstedt vor dem Krieg. Durch den Zuzug von mehreren Hundert Heimatvertriebenen wuchs der Ort spürbar. Alle suchten Arbeit, um ihre Familien zu ernähren und sich ein Haus bauen zu können, heißt es in der Chronik. Um die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen, griff der Gemeinderat aus vielen Vorschlägen die Idee einer Landmaschinenausstellung heraus. Bereits die erste Ausstellungsleitung habe sich vom „Tarmstedter Gedanken“ leiten lassen: Das im Ort vorhandene Fachwissen, die berufliche Erfahrung und die überörtlichen Kontakte wurden zum Wohl der Gemeinde eingesetzt, ist in der Chronik zu lesen. „Mein Großvater hatte einen eigenen Stand“, erzählt sein Enkel Jochen Knoop, „er hat unter anderem selbst gebaute Eggen und Eisenringe für Wagenräder gezeigt.“
Heute werden bei Knoops Lkw repariert und Anhänger verkauft und gewartet. Vier Gesellen und einen Lehrling hat der Betrieb, der immer wieder erweitert wurde. Was fehlt, ist ein Nachfolger aus der Familie, der das Unternehmen in der dann fünften Generation weiterführen könnte, denn Knoop hat keine Kinder. „Ich gehe nicht davon aus, dass ich einen Nachfolger finde“, blickt Knoop im Moment eher skeptisch in die Zukunft. Damit gehe leider auch ein Stück Altersversorgung flöten: „Das kann ich nicht automatisch einplanen.“ Knoop rechnet damit, dass es vielen kleinen Betrieben ähnlich gehen wird. Ein weiteres Problem sei der Fachkräftemangel: „Es wird schwieriger, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden.“ Einen Ausstiegsplan für die Zeit nach dem Berufsleben habe er allerdings noch nicht, betont er.
Die Schmiede im ältesten Teil des 1901 gegründeten Betriebs ist noch komplett vorhanden, sie wird allerdings nicht mehr benutzt. „Zuletzt hat mein Vater noch damit gearbeitet“, sagt Jochen Knoop, ein, zwei Mal im Jahr habe er Meißel geschärft. Bis vor zwei Jahren war der 2016 verstorbene Vater, der auch Hermann hieß, auf der Ausstellung präsent.
Sohn Jochen setzt die Tradition fort, er kennt die Ausstellung seit seinen Kindertagen. „Ich habe als Kind beim Standaufbau geholfen“, berichtet er. Und dann sei „Trecker gucken“ angesagt gewesen. „Große Mähdrescher sah man früher nur auf der Ausstellung.“ Zwischendurch habe er sich bei seinem Opa „immer wieder Geld nachgeholt“, denn so ein Tag auf der Ausstellung macht bekanntlich hungrig. Später seien für ihn dann die Zeltfeten interessanter geworden.
Und wie ist es heute, freut er sich auf die Ausstellung oder ist das für ihn eher eine Pflichtaufgabe? „Es ist eine Mischung aus beiden“, sagt Knoop. „Es macht schon Spaß, aber die Tage können doch schon ganz schön lang werden“, meint er. Viel Zeit, um sich gründlich umzuschauen habe er während der vier Ausstellungstage leider nicht. Das versuche er an den Tagen vor der Eröffnung, nachdem Mittwoch oder Donnerstag der Stand aufgebaut sei.
Die 69. Tarmstedter Ausstellung mit ihren 750 Ausstellern ist von Freitag bis Montag, 7. bis 10. Juli, jeweils von 9 bis 18 Uhr geöffnet, der Marktplatz täglich sogar bis 23 Uhr. Erwachsene zahlen neun Euro für die Einzelkarte und 18 Euro für die Dauerkarte. Ermäßigte Karten kosten sieben Euro, die Familienkarte 21 Euro.
Aber man WOLLTE (trotz ...