Im Monat August beginnen traditionell viele junge Menschen eine Ausbildung. Doch durch die Corona-Krise gestaltete sich das in einigen Betrieben schwieriger als sonst. Zwei Firmen aus dem Landkreis Diepholz, die dennoch mehrere Berufsanfänger eingestellt haben, sind Straschu aus Stuhr sowie Burlager Bau aus Twistringen.
"Seit März gibt es nun die Corona-Regeln. Wir haben unsere Bewerber ins Haus gelassen, aber alles mit sämtlichen Schutzmaßnahmen verbunden. Trotz gewissen Lockerungen findet hier alles gruppenweise statt und nicht als Gesamtheit“, erzählt Lothar Dreher, Geschäftsführer der Straschu. In der Unternehmensgruppe für Elektronik und Elektrotechnik in Stuhr haben zum Monatsanfang gleich sieben Auszubildende ihre Lehre für verschiedene Ausbildungsberufe angefangen.
„Die Bewerbungsphase hat schon vor der Pandemie begonnen und wurde währenddessen weitergeführt. Insgesamt gab es rund 60 Bewerbungen für diese Stellen“, sagt Dreher. Neben Bewerbungsgesprächen haben auch Telefonate mit den Ausbildern stattgefunden. Normalerweise bietet die Unternehmensgruppe auch Schnuppertage an, die in diesem Jahr coronabedingt aber ausfallen mussten, wie Junior-Projektreferentin Merle Kastens erklärt, die selbst vor Kurzem ihr duales Studium bei der Straschu abgeschlossen hat. Trotz Corona sind die Ausbildungsplätze dort regulär geplant und pünktlich zum August auch besetzt worden.
„Ich wurde auf einer Messe angesprochen und habe mich dort informiert. Am gleichen Tag habe ich noch meine Bewerbung abgeschickt“, berichtet Yasmin Schwermer. Die 19-Jährige ist eine der Azubis und macht eine Lehre als Kauffrau für Büromanagement bei der Straschu. Dort hat auch der 21-jährige Jan Harasiuk seine Ausbildung zum Industriekaufmann begonnen. „Jetzt am Anfang lerne ich vor allem die Programme kennen und wie ich Anfragen von Kunden bearbeite“, erzählt er. Während seiner Bewerberphase habe er keine coronabedingten Einschränkungen gehabt, da das Bewerbungsgespräch bereits im Februar stattfand. Justine Bertels hat ihre Ausbildung bei der Straschu-Holding als Kauffrau für Marketing und Kommunikation begonnen. Die 20-Jährige kennt das Unternehmen und den Aufgabenbereich: „Ich habe hier letztes Jahr ein halbjähriges Praktikum gemacht. Ich wurde direkt gut eingearbeitet und durfte selbstständig arbeiten.“
Yasmin Papenberg hat bereits im Vorjahr ihre Ausbildung zur Kauffrau für Groß- und Außenhandel im Elektro-Vertrieb bei Straschu begonnen und hat in diesem Jahr das Programm für den Ausbildungsstart-Tag mitorganisiert. Durch die aktuelle Lage gab es dabei Einiges zu beachten, erklärt die 19-Jährige: „Wir haben abgeklärt, wo der Rundgang stattfinden kann. Wir haben die Abstände bedacht und auch, dass sich an den einzelnen Orten nicht zu lange aufgehalten wird.“
Gerade jetzt sollte man im Bereich der Ausbildungen aktiv bleiben, findet Kastens: „Es sind Investitionen für die Zukunft. Die Ausbildung sollte als Chance gesehen werden, ohne sich von Corona einschüchtern zu lassen.“ Diesen Sommer haben neun Auszubildende bei Straschu ihre Ausbildung abgeschlossen und wurden in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen. In der Logistik sei derzeit noch eine Stelle für dieses Jahr zu vergeben, betont Dreher. „Ich hoffe, dass es 2021 auch Bewerber in Richtung Fachkraft Lagerlogistik gibt. Die Bewerberzahlen in dem Bereich sind rückläufig – diese Schwierigkeit gab es aber auch schon vor Corona.“
Positive Bilanz trotz Corona
Auch Burlager Bau hat in Zeiten der Pandemie neue Auszubildende eingestellt. Beim Twistringer Bauunternehmen gab es keinen Knick – weder in der Auftragslage noch in der Bilanz. „Es ist eher noch etwas mehr geworden“, freut sich Geschäftsführer Rainer Burlager. Vor allem Privatpersonen würden sich zurzeit an seine Firma wenden. Während andere Betriebe coronabedingt zögern und keine Auszubildenden einstellen, hat Burlager Bau drei Lehrlinge an Bord geholt. Insgesamt sind es nun fünf.

Cedric Kriegel (links) und Rainer Burlager (rechts) begrüßen den neuen Auszubildenden Alex Schmidt. Sie hätten gern noch mehr Lehrlinge eingestellt.
„Wir hätten sogar mehr Azubis genommen, aber wir durften nicht“, erzählt der Geschäftsführer. Grund dafür sei, dass pro Auszubildendem zwei bis drei Gesellen vorhanden seien müssen, um eine ordentliche Ausbildung gewährleisten zu können. 20 Angestellte hat Burlager Bau, Bürokräfte inbegriffen. Dennoch wird fleißig ausgebildet. „Es ist schön, wenn die Auszubildenden von Anfang an bei uns sind“, findet Co-Geschäftsführer Cedric Kriegel. „Dann ist die Identifikation größer.“ Die neuen Arbeitskräfte würden auch neue Ideen einbringen, neue Impulse setzen.
Dafür ist künftig neben Till Gevers und Dean Drettmann auch Alex Schmidt zuständig. Der macht seit dem 1. August eine Maurer-Lehre bei Burlager Bau. Eine Stelle zu finden, sei gar nicht so einfach gewesen, sagt Schmidt. Auch das Praktikum sei „nicht so gut“ gewesen. Als dann noch Corona kam, habe er „ein kleines bisschen die Befürchtung“ gehabt, ohne Lehrstelle dazustehen. Doch er hatte die Rechnung ohne Burlager Bau gemacht. Schon zwei Tage nach seiner Bewerbung erhielt er eine Rückmeldung, es folgten Gespräch, Probearbeit und letztlich die Anstellung. „Das ging schnell“, erklärt Schmidt erfreut. Er fühlt sich auch gut aufgehoben: „Ich darf vieles selbstständig machen.“
Auf Selbstständigkeit setzen Burlager, Kriegel und ihre Kollegen. Und deshalb setzen sie auch auf ein Projekt für ihre Lehrlinge. Dabei handelt es sich um ein Seniorenheim in Heiligenloh, für das zwölf Bungalows gebaut werden sollen. Jeder Auszubildende soll einen dieser Bungalows bauen – von der Materialbestellung bis zum Auswinkeln des Baus. „Alles unter Aufsicht natürlich“, erläutert Cedric Kriegel. Aber mit einem großen Happen Vertrauen zu den Azubis. Sie sollen ordentlich etwas lernen, ehe sie möglicherweise eine Anschlussanstellung erhalten. Denn: „Unser Auftragskalender fürs kommende Jahr ist bereits komplett gefüllt", sagt Burlager.