Kirchlinteln will sein Potenzial nutzen

Auch außerhalb der Öffnungszeiten könnten sich Interessierte künftig vor Ort über das Kapitelhaus Wittlohe informieren. (Björn Hake)

Kirchlinteln und die zugehörigen Dörfer haben viel Potenzial. Davon ist die örtliche Tourismus-Eexpertin Petra Lindhorst-Köster überzeugt. Sie hat schon mehrere Ideen, wie es gelingen kann, mehr Tages- und Urlaubsgäste in die Heidegemeinde zu locken und hat diese nun dem Ausschuss für Gemeindeentwicklung und Bauen vorgestellt.

Ein wenig allein steht Kirchlinteln beim Thema Tourismus da. Denn die Nachbargemeinde Dörverden sowie Langwedel, Thedinghausen und Achim haben sich der Mittelweser-Touristik angeschlossen, einem Netzwerk, das den Orten viel Marketingarbeit abnimmt. „Wir gehören da natürlich nicht rein“, weiß Lindhorst-Köster und verweist auf die geografische Lage Kirchlintelns. Ein starker Partner sei jedoch eine große Hilfe. Kirchlinteln ist Mitglied im Dachverband Landtouristik Niedersachsen. „Das ist eine echte Bereicherung“, sagt Lindhorst-Köster.

„Im vergangenen Jahr habe ich unzählige E-Mails verschickt“, erzählt sie. Über jede wichtige Verordnung habe sie die Vermieter in der Gemeinde informiert, damit diese ihre Hygienepläne anpassen konnten. Immer wieder kamen neue Vorgaben. 39 Gastgeber gibt es in der Gemeinde. Aus den 359 Betten sollen schon bald über 400 werden. „Kirchlinteln ist wirklich gut aufgestellt“, ist Lindhorst-Köster überzeugt. Besonders Familien mit Klein- oder Grundschulkindern seien häufig in der Gemeinde zu Gast. Viele von ihnen machen Urlaub mit drei Generationen. Einen großen Teil der Touristen machen außerdem die sogenannten Best Ager, konsumfreudige Menschen zwischen 40 und 50 Jahren, mit Liebe zur Natur aus.

Künftig soll das Spektrum größer werden. Besonders auf Tagestouristen und Durchreisende hat es Lindhorst-Köster abgesehen. Ein Wohnmobilstellplatz könne dafür ein gutes Mittel sein, ist sie überzeugt. Wohnmobilisten geben laut Statistik bei ihrem Urlaub pro Tag durchschnittlich 50 Euro aus, Geld, das sie auch in der Gemeinde Kirchlinteln ausgeben könnten. Reisende, die in Richtung Lüneburger Heide, Nordsee oder nach Dänemark unterwegs seien, könnten so in Kirchlinteln eine Pause einlegen.

Außerdem hofft Lindhorst-Köster bald auch mehr kinderlose Gäste oder Paare, deren Nachwuchs bereits aus dem Haus ist, in Kirchlinteln begrüßen zu können. Im vergangenen Jahr sei ihr bereits eine Zunahme von Wanderern und Radtouristen aufgefallen, die sich in der Tourist-Information im Lintler Krug informieren wollten.

Jüngere Reisende, die gerne unabhängig unterwegs sind, könnten die Gemeinde künftig per App erkunden. Verschiedene Anlaufstellen in Kirchlinteln und umzu werden dafür ausgewählt. Wer sie besucht, kann sich über sein Smartphone etwas über den Ort erzählen lassen. In Süddeutschland seien die sogenannten Lausch-Touren schon weiter verbreitet, erklärt Lindhorst-Köster. Kirchlinteln könne der erste Anbieter einer solchen Audio-Tour in ganz Niedersachsen werden, dann hätte der Ort ein Alleinstellungsmerkmal.

Ein beliebter Anlaufpunkt ist auch die Zeitgeschichtliche Werkstatt im Kapitelhaus zu Wittlohe (Zwik), die regelmäßig sonntags geöffnet hat. Dafür müsse allerdings immer ein Ehrenamtlicher vor Ort sein und das sei nicht an allen interessanten Orten in dieser Form möglich, betont die Tourismus-Expertin. Die Lausch-Tour biete eine gute Ergänzung, da sie unabhängig von Tag und Uhrzeit nutzbar und somit für Individualgäste bestens geeignet sei.

Lindhorst-Köster liebäugelt außerdem mit einer digitalen Gästemappe. „Die meisten Menschen informieren sich vor einer Reise im Internet“, erklärt sie. In der digitalen Mappe könnten Interessierte künftig alle wichtigen Daten finden. Neben Gastgebern können darin auch die Busverbindungen, Öffnungszeiten von Anlaufstellen oder aber Speisekarten von beliebten Restaurants hinterlegt werden. „Das ist auch eine Neuerung, die es bisher hauptsächlich für einzelne Hotels gibt.“

Wichtig bleibe jedoch ein regionales touristisches Konzept. „Das können wir allerdings nicht alleine erstellen“, sagt sie. Tourismus gehe nur gemeinsam. Konkretere Übernachtungszahlen solle eine Online-Befragung unter Gastgebern liefern.