
Landkreis Verden. Ferdinand Hartje und Heinz Wetenkamp haben zu einer Zeit in Verden gelebt, in der homosexuelle Menschen noch verfolgt wurden. Heute gibt es die Ehe für alle, und heute gibt es auch einen Stammtisch für Schwule, Lesben, Bisexuelle, Transgender und deren Freunde in der Allerstadt. Jeden zweiten Sonnabend im Monat treffen sie sich, tauschen sich aus oder unternehmen gemeinsam etwas. Der Stammtisch Queer Verden wird vom Verein Landlust unterstützt, der sich für Vielfalt und Lebensfreude im Nordwesten Niedersachsens engagiert.
Ist es für Schwule und Lesben auf dem platten Land eigentlich schwieriger als in einer Großstadt wie Bremen? "Wir laufen ja nicht mit einem Schild um den Hals herum", sagt die Verdenerin Birgit Behrmann. Vorurteile gebe es überall – egal, ob in der Metropole oder in der Provinz. Dies sei keine Stadt-Land-Problematik, sondern eher eine Sache der inneren Einstellung, findet sie.
Stammtisch-Organisator Markus Sanne aus der Grafschaft Hoya sieht das ähnlich: "Wenn man nicht mit rosa Röckchen, Stöckelschuhen und Lippenstift herum läuft, sondern ganz normal, wird man hier auf dem Dorf von den Menschen auch respektiert." Obwohl, was heißt schon normal, oder was wird allgemein unter normal verstanden? Das Thema ist ein weites Feld – so weit wie das Land in der Provinz. "Meine Sturm- und Drangzeit liegt hinter mir", erzählt der 44-jährige Markus Sanne lachend. Er müsse nicht mehr jedes Wochenende durch die Bremer Clubs ziehen. Stattdessen freue er sich, dass es nun auch einen Anlaufpunkt für homosexuelle Menschen, Transgender und deren Freunde in Verden gebe.
Die Mitglieder des Stammtisches Mitte Niedersachsen gehen gerne kegeln, machen im Winter eine Kohltour oder treffen sich eben ganz gemütlich auf ein Bierchen. Sie sind allesamt zwischen 20 und 70 Jahre alt.
Im Herzen Niedersachsens ist der Verdener Stammtisch nach Angaben seiner Organisatoren der einzige, weitere gibt es erst wieder in größeren Städten. Der Verein Landlust hält darüber hinaus auch Angebote für sogenannte Regenbogen-Familien bereit.
Oft sind auch Walter Bergmann-Wingate aus Dörverden und sein Ehemann Hugh beim Verdener Stammtisch mit dabei. "Wir sind jetzt seit 36 Jahren zusammen und seit 2,5 Jahren verheiratet", erzählt der 59-Jährige. Vorurteile habe er als schwuler Mann in Dörverden nie erlebt, erzählt Walter Bergmann-Wingate. Und ergänzt: "Wir haben tolle Nachbarn und wurden damals sogar vom Pastor gesegnet." Die Ehe für alle hält er für "längst überfällig". Er ärgert sich allerdings über die Bürokratie. "Man muss eigens wieder aufs Standesamt, um die eingetragene Lebenspartnerschaft in die Ehe für alle umzuwandeln."
Birgit Behrmann, Markus Sanne und Walter Bergmann-Wingate freuen sich, dass es im vergangenen Jahr nach langer Zeit erstmalig wieder einen CSD (Christopher Street Day) in Bremen gab. "Wir sind auf dem Wagen der Landlust mitgefahren", erinnern sich die drei Organisatoren des Verdener Stammtischs gerne an das bunte Spektakel zurück. Sie sind noch immer ganz überwältigt davon, auf welch große Resonanz das CSD-Comeback 2017 in der Hansestadt gestoßen ist.
Zu Lebzeiten von Ferdinand Hartje und Heinz Wetenkamp wäre ein solcher Umzug jedenfalls undenkbar gewesen. Hartje starb 1943 im Konzentrationslager Sachsenhausen. Und der an Tuberkulose erkrankte Heinz Wetenkamp wurde im Dezember 1944 aus dem Zuchthaus entlassen. Zwei Tage später, an Heiligabend, schlief er im Alter von 30 Jahren in seinem Elternhaus am Verdener Brunnenweg ein. Die Schicksale der beiden Männer aus Verden sind im Buch "Es war hier, nicht anderswo. Der Landkreis Verden im Nationalsozialismus" nachzulesen.
Klar, dass der Stammtisch Queer Verden auch beim diesjährigen Bremer CSD wieder mit dabei ist. Die Veranstaltung ist für den 25. August terminiert. Aber erst einmal steht das nächste Treffen am Sonnabend, 14. April, ab 19 Uhr im Terminkalender. "Wer Lust hat, dabei zu sein, kann sich vorab unter der E-Mail-Adresse queer-verden@ok.de anmelden", freuen sich die Organisatoren auf neue Gesichter.
Immer sonnabends möchten wir Sie unter dem Motto "Aufgetischt" auf eine kulinarische Entdeckungsreise in unsere Region mitnehmen. An dieser Stelle haben wir alle Restaurant-Besuche gesammelt.
1) Gasthaus Holschenböhl (Emtinghausen)
2) Ristorante Italia (Bruchhausen-Vilsen)
3) Gasthaus Leinenweber (Bruchh.-Vilsen)
5) Gasthaus Esszimmer (Bruchh.-Vilsen)
6) Die Kastanie (Martfeld-Hollen)
8) To'n Poggenkrog (Bruchh.-Vilsen)
9) Brasserie Horstmann (Bruchh.-Vilsen)
10) Forsthaus Heiligenberg (Bruchh.-Vilsen)
11) Restaurant Akropolis (Bruchh.-Vilsen)
13) Adriatic Grill und Fisch (Achim)
14) China-Restaurant Asia (Verden)
15) Ristorante Da Vito (Achim)
17) Ristorante Davide (Verden)
18) Bellini (Achim)
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
was auf den tisch kommt.
und wer greift vorher ins regal ?
de muddi ...