
Gerd Baro hat tatkräftige Unterstützer. „Das sind meine bewährten Helfer“, stellt der Gründer und Leiter des Grasberger Möbellagers sein Team vor. Helmut Litschke arbeitet seit sieben Jahren für das Möbellager, ähnlich lange auch Mehmet Ertem. Bodo Kisselt unterstützt das Team seit rund einem Jahr. Die Männer packen immer dann an, wenn Hilfe benötigt wird. Sie sind mit dem Transporter unterwegs, wenn Möbel und andere Einrichtungsgegenstände dorthin gebracht werden, wo die Not am größten ist. Sie sind auch dann zur Stelle, wenn Wohnungen oder Haushalte aufgelöst werden und die Gegenstände im Möbellager an der Speckmannstraße zwischengelagert werden. Ihre „Kunden“ wohnen nicht nur in der Gemeinde Grasberg, sondern auch in Worpswede und Lilienthal.
Das Möbellager ist seit seiner Gründung im Jahr 2006 regelmäßig ausgebucht. Seitdem bitten Alleinstehende, Frauen mit Kindern aber auch ganze Familien um Hilfe, weil ihnen das Geld für die nötigsten Anschaffungen fehlt. Zu den Kunden gehören viele Hartz IV-Bezieher, aber zunehmend auch Betroffene, die eine reguläre Arbeitsstelle haben, aber so schlecht entlohnt werden, dass ihnen Mittel wie für einen neuen Kinderschreibtisch fehlen. Und was ursprünglich als Hilfe für in Not geratene Grasberger, Lilienthaler und Worpsweder gedacht war, hat vor dem Hintergrund der Flüchtlingskatastrophen zusätzliche Bedeutung bekommen. „Unser Angebot wird zunehmend auch von Gemeinden bei der Unterbringung von Flüchtlingen genutzt“, wie Gerd Baro betont.
Erst kürzlich machten sich Helmut Litschke und Bodo Kisselt mit dem voll beladene Lieferwagen auf den Weg nach Seehausen und Hüttenbusch, wo die Männer des Möbellagers erwartet wurden. An Bord: die Ausstattung für insgesamt fünf Wohnungen. Das gesamte Team arbeitet ehrenamtlich und treibt erheblichen Aufwand. „An hektischen Tagen kommen schon mal zehn Stunden zusammen“, berichtet Bodo Kisselt. Das Möbellager wird von der evangelischen Kirche und der politischen Gemeinde gemeinsam getragen. Den Unterhalt für den von Sponsoren finanzierten Transporter übernimmt das Rathaus. Die Einnahmen des Möbellagers, das seinen „Kunden“ für die gebrauchten Sachen einen Obolus in Rechnung stellt, führt die Einrichtung an die Grasberger Kirchengemeinde ab. Aber Geld spielt im Alltag des Teams eine untergeordnete Rolle. „Wir bekommen nichts für unsere Arbeit, helfen gerne und werden dafür auf andere Weise entschädigt“, betont Baro. „Die Leute sind dankbar und schütten uns oft ihr Herz aus.“
Die Arbeit wird den Helfern nicht ausgehen. Für Grasberg sind weitere rund 30 Flüchtlinge angekündigt, und auch die Nachbargemeinden melden ähnliche Zahlen. Auslöser für die Gründung eines Möbellagers war das Schicksal einer jungen Mutter. Die Frau stand nach familiären Problemen in einer leer geräumten Wohnung vor dem Nichts. Die Reaktion auf den Hilferuf der Grasberger Diakonin Kerstin Tönjes und des pensionierten Lehrers Gerd Baro vor rund neun Jahren war überwältigend. Bürger spendeten spontan Möbel. Die Einrichtungsgegenstände wurden zunächst in einer ehemaligen Tischlerei im Ortskern gelagert. Nachdem die Immobilie an einen Grasberger Geschäftsmann verkauft worden war, der die Gebäude umnutzte, zog das Lager in Räume des ehemaligen Kaufhauses Stolle gegenüber vom evangelischen Kindergarten an der Speckmannstraße um.
Der Hilfebedarf an Möbeln und anderen Einrichtungsgegenständen ist nach wie vor riesig, die Probleme im Grasberger Lager an der Speckmannstraße wachsen mit. Rund 150 Quadratmeter stehen im Gebäude und in angrenzenden Garagen an Lagerfläche zur Verfügung – viel zu wenig für die anfallenden Mengen. „Und wenn noch mehr Flüchtlinge kommen, werden wir noch mehr Platz benötigen“, sagt Baro. Der Leiter geht davon aus, dass die Bürger auch zukünftig entsprechendes Mobiliar zur Verfügung stellen werden.
Das Möbellager der evangelischen Kirche an der Speckmannstraße 52 ist jeden Mittwoch in der Zeit von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Telefonisch ist die Einrichtung unter dem Anschluss 0 15 20 / 568 07 79 erreichbar. Und zwar mittwochs von 9 bis 18 Uhr.