
Grasberg. Es kann nur einen König geben. Das gilt bei Schützenvereinen ebenso wie in allen anderen Monarchien. Da Schützenvereine aber bürgerliche Vereinigungen sind, gelten hier teils auch demokratische Regeln: Es kann zwar nur einer König werden, es muss aber mindestens zwei Bewerber geben, ansonsten wird keiner König. Zu derartigen dynastischen Verwicklungen wäre es beinahe in Huxfeld gekommen. Aber am frühen Sonntagabend war dann doch alles klar: In den nächsten zwölf Monaten wird Bernd Schumacher die Huxfelder Schützen regieren.
Da in diesem Jahr die Sommerferien sehr früh begannen, wurde das Schießprogramm ein wenig gestreckt. Der Kinderkönig wurde bereits am letzten Dienstag vor den Ferien ausgeschossen. Es folgten am Freitag, dem ersten Tag des Schützenfestes, der Jugendkönig und sein Vize, und im Zelt wurde ein Dart-Wettbewerb ausgetragen, bei dem Heiko Meyer Sieger wurde. Abends fand eine Party im Biergarten statt. „Der Freitag ist bei uns immer der ruhigere Abend“, sagte Pressewartin Sonja Mattern.
Von Ruhe konnte am nächsten Tag überhaupt keine Rede sein, die 22. Dorfparade wummerte und schaukelte durch Schmalenbeck über den Achterdamm auf die große Wiese gegenüber dem Huxfelder Schützenplatz. Veranstaltet wurde sie wie immer von der Dorfjugend Schmalenbeck mit 20 Wagen, und wegen des unbeständigen Wetters war die Zuschauerzahl anfangs geringer als sonst, aber zur großen Party im Zelt und auf dem Festplatz waren doch wieder 3000 bis 4000 Gäste aus ganz Norddeutschland gekommen. Die Dorfparade sei auch in ihrem Heimatort Tüschendorf am anderen Ende des Grasberger Gemeindegebiets noch gut zu hören gewesen, sagte Bürgermeisterin Marion Schorfmann am nächsten Tag bei der Königsproklamation, und es sei besonders lobenswert, dass am Sonntag, als das Schützenfest mittags fortgesetzt wurde, der Festplatz wieder ordentlich aufgeräumt gewesen sei.
Jetzt begann der Ernst des Schützenlebens, die Hauptmajestäten mussten ermittelt werden. „De Deerns wör’n all farig, as de Mannslüe in‘ Gang kemen“, drückte Marion Schorfmann es bei der Proklamation aus. Es gab nämlich nur zwei Bewerberinnen um das Amt der Damenkönigin, und die benötigten jede 30 Schuss, dann lag der Vogel auf der Erde. Die Herren hatten da noch nicht angefangen, es war nämlich nur einer angetreten. Also musste ein weiterer Bewerber neben Bernd Schumacher gesucht werden, der dann auch in Joachim Schneider gefunden wurde. „Sonst hätten wir nur einen Vizekönig gehabt, aber der hätte dann einen Adjutanten genehmigt bekommen“, sagt Ulrich Hartwig, der Vereinspräsident – Vize ist er dieses Jahr selbst.
Ulrich Hartwig durfte somit die Königsproklamation nicht selbst vornehmen, wohl aber die Verabschiedung des alten Königshauses um Schützenkönig Thomas Horstmann. Der sei anfangs etwas skeptisch gewesen, aber dann auf den Geschmack gekommen, sagte Hartwig, und seine Frau Ilse habe ihn immer treu begleitet. Besonderen Applaus aus einer Ecke des Festzeltes erhielten aber Joachim Schneider, der scheidende Kaiser, der aus allen Vereinsmitgliedern ermittelt wird, die schon einmal König oder Königin waren, und seine Lebensgefährtin, die Damenkönigin Heide Garms. Joachim Schneider stammt nämlich aus Visbek im Oldenburger Münsterland, und von dort war die Kompanie Mittelesch des Schützenvereins Sankt Hubertus Visbek angereist, um im Festzelt ein wenig Ostkurvenstimmung aufkommen zu lassen.
Wer bei der Proklamation schließlich ans Rednerpult trat, war nicht die zweite, sondern der dritte Vorsitzende Florian Köster. Er rief Frederik Kühner zum Kinderkönig aus, Jugendvize wurde Keit Mattern, Jugendkönig wie schon vor einem Jahr Michael Böse, der sich als neue Adjutantin Tabea Blome wählte – sie war bis dahin Kinderkönigin. Damen-Vizekönigin wurde Anja Heise, die stellvertretende Vorsitzende des Vereins. Damenkönigin Andrea Murken nahm sich Renate Lüers zur Adjutantin. Ulrich Hartwig hatte sich am Vogel des Vizekönigs gegen drei Konkurrenten durchgesetzt, und den Königsvogel hatte schließlich Bernd Schumacher zu Fall gebracht, dessen Adjutant Axel Schloo wurde. Neue Kaiserin ist Christa Lockan. Die Medaillen der Gemeindekönige übergab Bürgermeisterin Marion Schorfmann an Heide Garms und Thomas Horstmann aus Huxfeld, die von der Adjutantin Sandra Ohlrogge aus Wörpedorf unterstützt werden.