
Worpswede. Auf dem Reiterhof an der Wörpedahler Straße soll wieder Leben einziehen. Allerdings muss der neue Eigentümer dafür einen Bebauungsplan aufstellen. Dem stimmte der Planungsausschuss in seiner jüngsten Sitzung am Montag nach einer kurzen Diskussion zu.
Vor zweieinhalb Jahren hat Sönke Steffens die Hofstelle Wörpedahler Straße 17, zu der auch die Häuser 17a und 17b gehören, erworben. Das Grundstück grenzt im Westen an die Rückseite der Grundstücke Am Hasenmoor und zieht sich bis zur dortigen Hausnummer 39 nach Norden. Das Haus Am Hasenmoor 33, das in zweiter Reihe hinter dem Haus Nummer 39 liegt und einstmals ebenfalls zur Hofstelle gehörte, hat Steffens inzwischen ebenfalls gekauft.
Wie Dagmar Renneke vom Bremer Planungsbüro Instara erklärte, wurde seit ungefähr 60 Jahren auf dem Grundstück ein Reiterhof betrieben, der sich vor allem auf die Ausbildung von Reitern spezialisiert hatte. Mit dem Tod der früheren Besitzerin war der Betrieb erloschen. Sie hatte den Hof bereits 2013 an die Stiftung Worpswede vererbt mit der Auflage, dass der Reitbetrieb fortgeführt werde. Das soll nun geschehen, der Ausbildungsbetrieb wurde bereits wieder aufgenommen. Nun soll er erweitert werden, auch mit mehrtägigen Lehrgängen. Damit sollen auch Reiter aus weiter entfernten Gegenden angezogen werden. Der neue Käufer hat die Gebäude, die sich in sehr schlechtem Zustand befunden hatten, mittlerweile restauriert, die Zufahrt und Wege instandgesetzt und neue Weidezäune gezogen.
Dabei soll es aber nicht bleiben. Die Reithalle im Norden des Geländes soll erweitert werden, an die Boxenställe im Südwesten soll ein offener Stall angebaut werden, außerdem soll am Stall ein „Wellness-Bereich“, wie Dagmar Renneke es nannte, entstehen mit einem Waschplatz und sogar einem Solarium für die Pferde. Das soll nicht der Erzielung von nahtloser Sonnenbräune dienen, was wohl nicht einmal bei Schimmeln zum Ziel führen würde, sondern die Wärme des Solariums ist gut für die Muskeln und Gelenke der Tiere.
Das Haupthaus Wörpedahler Straße 17, das künftig der Verwaltung und als Treffpunkt der Reiter dienen soll, muss kernsaniert werden. Im Haus Nummer 17b soll der Betriebsleiter wohnen. Ferienhäuser existieren bereits, sie sollen ergänzt werden um sieben „Tiny Houses“, Bungalows aus Holz mit 50 Quadratmetern Wohnfläche. Der Reitplatz im Süden der Hofstelle soll Beleuchtung erhalten und um einen Parcours ergänzt werden. Dazu werden mehr Parkplätze und ein Wendeplatz am Ende des langen Weges, der das Grundstück von Süden nach Norden durchzieht, benötigt.
Der Haken an der Sache ist bisher, dass einige Gebäude nie genehmigt wurden. Das wurde bemerkt, als der neue Eigentümer beim Landkreis Bauanträge gestellt hat. Die Bauanträge können, weil die Hofstelle im Außenbereich und im Landschaftsschutzgebiet liegt, nicht genehmigt werden. Deshalb soll nun der Bebauungsplan Nummer 98 „Reiterhof Steffens“ aufgestellt werden. Ein Reiterhof passe in ein Landschaftsschutzgebiet und auch zu der Festsetzung als Fläche für die Landwirtschaft, wie sie für einen Teil der Hofstelle gilt, erklärte Dagmar Renneke. Die drei Teiche auf dem Grundstück, an denen Schwertlilien und Sumpfdotterblumen wachsen, bleiben erhalten. Im Norden des nördlichsten Teichs werden Paddocks entstehen, aber auf der anderen Seite des Weges, damit die Pferde keine nassen Füße kriegen und sich erkälten.
„Das ist ein Riesengrundstück, aber das Konzept hat Hand und Fuß“, meinte Andreas Uphoff (SPD). Er störte sich nur daran, dass die Ferienbungalows alle in einer Reihe ausgerichtet stehen sollen. Besser wäre es, sie versetzt anzuordnen. Eva Bunn von der Unabhängigen Wählergemeinschaft, die die Pläne des neuen Eigentümers ebenfalls begrüßte, war mit dem beleuchteten Reitplatz nicht ganz einverstanden – das Licht könne bis Südwede strahlen, befürchtete sie. Aber es seien ja keine Flutlichtscheinwerfer geplant, meinte Friedrich-Karl Schröder (CDU), und das Licht werde wohl kaum die ganze Nacht brennen. Bernd Rugen (Die Linke) fand, die Eigentümer hätten sich bisher sehr verantwortungsvoll verhalten, das würden sie sicherlich auch weiterhin tun. „Mit dem Reiterhof entsteht ein großer Mehrwert für die ganze Gemeinde“, war Rugen überzeugt. Jetzt soll das Bebauungsplanverfahren eingeleitet werden. Bezahlt wird es vom Antragssteller.
Schwieriges Erbe
Der Stiftung Worpswede gehören verschiedene Grundstücke rund um den Weyerberg, 2013 kam der Reiterhof in Wörpedahl dazu. Die frühere Besitzerin Gisela von Holtz hatte ihn der Stiftung vererbt mit der Maßgabe, dass dort nach Möglichkeit weiter Pferdesport stattfinden solle und vor allem das Grundstück nicht zerschlagen und zu Bauland gemacht werden dürfe. Für die Stiftung war dieses Erbe schwierig, wie Christoph Bayer, Vorsitzender des Vorstands, berichtet. Den Hof zu betreiben, habe die Stiftung schlichtweg überfordert, Versuche mit Pächtern scheiterten. Deshalb habe man sich zum Verkauf entschlossen, im Kaufvertrag aber sichergestellt, dass die testamentarischen Verfügungen der Erblasserin weiterhin berücksichtigt werden müssen. Mit Sönke Steffens, der zuvor in Worpswede zwei Seniorenheime betrieb, habe man einen pferdebegeisterten Investor gefunden, der den Hof im Sinne seiner Vorbesitzerin weiterentwickeln werde. „Das ist schon jetzt ein Schmuckstück geworden“, sagt Bayer und ist sich sicher: „Frau Holtz wäre bestimmt begeistert von diesem Projekt.“